Sonntagsgedanken: Frühjahrsputz

Am Freitag läutete der meteorologische Frühjahrsbeginn ein neues Kapitel ein. Mit dem Ende der Wintermonate steht nun der alljährliche Frühjahrsputz vor der Tür. Das Haus soll auf Vordermann gebracht werden: Aufräumen, Abstauben und gründliche Reinigung stehen auf dem Programm. Dabei werden all die Dinge sichtbar, die seit Jahren von einer Ecke zur anderen geschoben wurden, ohne dass sie noch einen konkreten Nutzen haben. Der Staub hat sich auf ihnen angesammelt. Eine Frage drängt sich auf: Lohnt es sich überhaupt noch, sie abzustauben, oder können sie endlich entsorgt werden?

Wieder einmal fällt mein Blick auf meine alte Gitarre. ‚Zum Wegwerfen einfach zu schade‘, denke ich, obwohl mir bewusst ist, dass sie längst ausgedient hat und nicht mehr repariert werden kann. Seit Jahren nimmt sie wertvollen Platz weg und staubt unbeachtet vor sich hin. Die schönen Erinnerungen an meine Jugendzeit, die ich mit diesem Instrument verbinde, machen die Entscheidung, sie endgültig loszulassen, schwer.

Den Mut zum Hinauswerfen fasse ich schließlich doch. Es fühlt sich an, als würde ein Teil von mir gehen müssen, und das schmerzt ein wenig. Ähnlich geht es mir mit anderen Gegenständen, die früher eine große Bedeutung für mich hatten. Ich möchte dieses mal gründlich aussortieren, denn vieles hat keine Relevanz mehr, ist hinderlich und schlichtweg überflüssig. Es ist an der Zeit, wieder Platz für Neues zu schaffen.

Die Gedanken während des alljährlichen Frühjahrsputzes haben mich zu einer wichtigen Erkenntnis geführt: Veränderungen zuzulassen ist eine Kunst, die Mut erfordert. Es geht nicht nur um äußerliche Ordnung, sondern auch um das Sortieren von Gedanken und Gefühlen.

Dazu passt das Sonntags-Evangelium ganz gut. Es erzählt von einer Reinigung der besonderen Art. Es handelt sich um die Reinigung des Tempels: Jesus wirft Händler und Geldwechsler radikal aus dem Tempel, damit der Blick für das Wesentliche wieder frei wird. Jesus will alles von uns nehmen, was unsere Beziehung zu Gott erschwert.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei dem, was Sie sich für die restliche Fastenzeit vorgenommen haben, und wünsche Ihnen dazu Gottes Segen.

Diakon Eckhard Schöffel, Seelsorger für Geflüchtete im Dekanat Göppingen-Geislingen.

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