Sonntagsgedanken: Gleichgewicht halten

Vielleicht haben sie schon bemerkt, dass die Tage wieder etwas länger werden. Die ersten Vorboten des Frühlings manchen sich bemerkbar und die ersten Pollen der Erlen- und Haselmussblüte lösen allergische Reaktionen aus. Die Mittgassonne lockt nach draußen und ein Plätzchen in der Sonne stimuliert zu Aktivität.

Im Evangelium von Morgen berichtet der Evangelist Markus über Jesus wirken in Galiläa, das geprägt war von der Liebe Gottes. Eine Vision, die die Menschen in der damals schwierigen Zeit durch die römischen Besatzer, Mut schöpfen lässt. Ein perfides Steuerpachtsystem öffnete der Korruption und Ausbeutung der einheimischen Bevölkerung Tür und Tor. Die römischen Legionäre sorgten für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung. Aufstände wurden brutal niedergeschlagen, Terroristen vor aller Augen gekreuzigt. Die religiösen Führer kooperierten mit den Besatzern. Wirtschaftliche Ausbeutung und koloniale Unterdrückung durch die römische Weltmacht schufen einen Überdruck, der sich in unregelmäßigen Abständen gewaltsam entlud. Im Volk geht die Angst um und macht die Leute krank. Krankheit wird auf unterschiedliche Weise gedeutet.  Für die kolonisierte Bevölkerung war es eine entsetzliche Welt, in der der Tod, der menschengemachte Tod, wie ein Dämon entfesselt war. Wenn Jesus Dämonen austreibt, dann wird auf diese Weise Fremdherrschaft symbolisch aufgebrochen. Die Begegnung mit Jesus verbindet Menschen wieder so mit Gott, dass sie die Gewissheit haben können in Gottes Liebe geborgen zu sein. In einer Zeit, in der Nachrichten mündlich transportiert werden, zieht seine Botschaft und sein Handeln die Menschen an. Er hat das Vertrauen des Volkes geweckt und bestätigt. Die Menschen sind froh, dass sie zu ihm alles Leid und alle Not bringen können. Zum Bild Jesu im Evangelium gehört nicht nur seine rastlose Tätigkeit, sondern auch die Zeit der ruhigen und gesammelten Ausrichtung auf Gott. Er bringt Aktion und Kontemplation ins Gleichgewicht. Heute nennen wir das „Work Life Balance“. Ihr Ziel ist es, einen Ausgleich aus beruflichen Verpflichtungen, privaten Angelegenheiten und Regenerationsphasen zu schaffen. Diesen Ausgleich benötigen wir, um den täglichen Anforderungen gerecht zu werden. Wir können ihn auf unterschiedlichen Wegen erreichen. Zum Beispiel: an einem einsamen Ort. Wir lernen auf unsere innere Stimme zu hören und Gedanken und Gefühlsregungen im Hinblick auf die Frage zu unterscheiden, wie wir unser Leben gestalten. So gesehen können wir die Bibel als Gestaltungshilfe für „Work Life Balance“ heranziehen. Versuchen sie es einmal!

Diakon Uwe Bähr, Bruder Klaus Jebenhausen

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