Sonntagsgedanken: Vertrauen

Ein Freund gibt mir dieses wunderbare und lebensfrohe Bild: Da sitzt eine (gezähmte) Taube auf dem Kopf einer jungen Frau. Die Taube hat sogar einen Namen: Lisa! Sie war verletzt gewesen und wurde hoch gepäppelt. Jetzt ist sie ein Familienmitglied. Das Foto drückt Zuwendung, Freude, Lebensglück, Vertrauen – auch Schönheit – aus.

Nicht umsonst ist die Taube ein Symbol für Pfingsten – obwohl in der eigentlichen Pfingsterzählung der Apostelgeschichte die Taube als Zeichen der Nähe Gottes nicht vorkommt (vielmehr „ein Wind…wie von Feuer“). Aber die Geschichte von der Taufe Jesu deutet das Matthäusevangelium (Kapitel 3) so: „Der Geist Gottes kommt wie eine Taube herab…“. Seither ist also die Taube ein Pfingstzeichen. So ist es mit Lisa: Zwischen der Taube und der Frau ist eine enge und vertrauensvolle gegenseitige Beziehung entstanden: Wir kennen eine ähnliche Beobachtung des Schriftstellers Antoine de Saint-Exupéry: Der kleine Prinz macht sich mit dem Fuchs „vertraut“ – schafft eine wechselseitige Beziehung und Stärkung. Der Geist, die Kraft Gottes stiftet Vertrauen – Gott vertraut mir, ich vertraue Menschen, ich vertraue Gott. Gott vertraut mir seine Schöpfung an: Der Geist bewegt, ermutigt, regt an, macht „hoffnungsstur“. Die Hoffnung auf Gottes guten Weg mit unserer geschundenen Welt bleibt bestehen. Sie lässt sich nicht erschüttern. Nun trage ich – mit Gottes Hilfe – Verantwortung für die Schöpfung, für Frieden, für Gerechtigkeit. In der herkömmlich frommen Sprache heißt das „fröhlich und getrost“ sein (EG 125 – nach einem Kirchenlied aus dem 11.Jahrhundert!) und „dass wir einander lieben und im Frieden bleiben“ (EG 124 – Martin Luther 400 Jahre später) und „dass wir Gott verwandt sind“ (EG 135 – der schlesische Liederdichter Benjamin Schmolck im beginnenden 18.Jahrhundert). Ja – das glaubten und wussten die Generationen vor uns. Und wir Heutige? Wir können diesen Glauben aufnehmen und weitergeben. Darum geht es an Pfingsten: Wir sind mit Gott „verwandt“, vertraut – er vertraut uns: In der Beziehung zwischen ihm und mir – und vor allem im Engagement: Er vertraut mir seine Schöpfung an. Ich bin mitverantwortlich. Ich kann es schaffen – Dank seiner Kraft, Dank des Vertrauens, das Gott in mich setzt.

 

Christian Buchholz, Schuldekan i.R.

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