IHK-Konjunkturumfrage für den Landkreis Göppingen im Herbst 2018: Der Boom verliert an Dynamik – Hochkonjunktur hält weiter an

„Die Konjunktur im Landkreis Göppingen ist auf einem hohen Niveau“, sagt Wolf Ulrich Martin, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bezirkskammer Göppingen. „Dennoch sehen wir aufgrund drohender Konjunkturrisiken eine gemäßigtere Erwartungshaltung der Unternehmen“ führt Martin weiter aus. Die aktuelle Konjunkturumfrage im Herbst 2018 zeigt angesichts wachsender Risiken – protektionistische Bestrebungen der USA, der Brexit im Frühjahr 2019 und die Währungskrise der Türkei und anderen Schwellenländern – eine spürbar verhaltene Erwartungshaltung der regionalen Unternehmen. „In diesen Zeiten gilt es für Unternehmen und Kommunen gleichermaßen Rücklagen zu bilden und auf eine mögliche Abschwächung der Konjunktur vorbereitet zu sein“, erläutert Martin. Die Binnennachfrage wird gestützt durch eine positive Arbeitsmarktentwicklung, steigende Einkommen und die günstigen Finanzierungsbedingungen. Dies sind die wesentlichen Ergebnisse der Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart für den Landkreis Göppingen.

60,8 % der Unternehmen im Landkreis Göppingen sind mit ihrer aktuellen Lage zufrieden und bewerten diese als gut. Im Frühsommer haben 2,2 % der Unternehmen über eine schlechte Lage berichtet, in der aktuellen Umfrage klagen 4,0 % über eine schlechte Lage. Die Ertragslage der Unternehmen ist stabil.

Die Nachfrage ist auf hohem Niveau leicht rückläufig – teilweise aber immer noch oberhalb der verfügbaren Kapazitäten. 43,7 % der Unternehmen verzeichnen steigende Auftragseingänge, aber über 10 % (Frühsommer 6,5 %) gehen von einer rückläufigen Auftragslage aus. Dies trübt die Zuversicht in den Unternehmen etwas ein.

Die leicht rückläufige Nachfrage zeigt sich auch in einer etwas verhalteneren Geschäftserwartung der Unternehmen im Landkreis Göppingen. Die Zahl der Optimisten ist von 41,4 % im Frühsommer auf 34,6 % gesunken. Jedes 10. Unternehmen erwartet eine schlechtere Geschäftsentwicklung in den nächsten 12 Monaten.

Die eingangs erwähnten steigenden globalen Risiken dämpfen geringfügig die Erwartungen in den Export. So rechnen 9,0 % der Unternehmen mit geringeren Exporten. 41,9 % der Unternehmen erwarten höhere, 49,1 % gleichbleibende Ausfuhren, so dass hier weiterhin Hochkonjunktur herrscht. „In unserer exportstarken Region, in der die Industrie fast 70 Cent jedes umgesetzten Euros im Ausland verdient, beobachten wir die Risiken genau“, betont Wolf Ulrich Martin. Trotz der Abschwächung im Export sind die Investitionspläne der Unternehmen weitgehend stabil. 33,5 % haben ihre Investitionspläne nach oben revidiert, fast 60 % investieren gleich viel wie bisher und nur 7,8 % der Unternehmen werden weniger investieren. Es zeigt sich, dass die Industrie verhaltener investieren möchte, während der Indikator im Bereich Handel und Dienstleistungen einen leichten Anstieg verzeichnet. Nach wie vor ist das Hauptmotiv für Investitionen der Ersatzbedarf. Die Rationalisierung, Innovationen und die Kapazitätserweiterung sind weitere Investitionsmotive im Herbst 2018. „Auch im 6. Jahr hält der Aufschwung an, allerdings nehmen damit einhergehend die Kapazitätsengpässe zu. Erfreulich sehen wir deshalb die anhaltend starken Investitionen“, erklärt Wolf Martin.

Die Beschäftigungspläne der Unternehmen im Landkreis Göppingen bleiben positiv. 20,3 % wollen ihre Beschäftigung ausbauen, 67,3 % gehen von einer gleichbleibenden Beschäftigung aus. Personal reduzieren wollen 12,4 % der Betriebe gegenüber 5,1 % im Frühsommer. Der Personalaufbau wird damit verhaltener.

Präsident Martin der IHK Bezirkskammer Göppingen: „Die hohe Kapazitätsauslastung und die gute Auftragslage der Unternehmen führen dazu, dass kaum noch Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt verfügbar sind. Die Beschäftigungspläne sind unverändert positiv, ungeachtet dessen erweist sich die Suche nach dem passenden und geeigneten Personal als schwierig“ Der Fachkräftemangel wird zur Wachstumsbremse.

So überrascht es nicht, dass der Fachkräftemangel mit 69,5 Prozentpunkten als größtes Konjunkturrisiko eingeschätzt wird. Danach folgen die Arbeitskosten, Energie- und Rohstoffpreise sowie die Inlandsnachfrage – alle mit rd. 40 %.

„Die Aussichten sind weiterhin gut, auch wenn sich der Boom inzwischen entschleunigt. Allerdings mehren sich die Signale, dass der Boom nicht ewig weitergeht. Die Erfahrung lehrt und zeigt, dass man rechtzeitig in guten Zeiten die Weichen stellen muss, um wirtschaftliche Abschwünge besser bewältigen zu können. Die aktuell sprudelnden Steuereinnahmen verleiten viele öffentliche Haushalte zur Ausweitung vor allem auch konsumtiver Ausgaben. Damit wird die Grundlage künftiger struktureller Defizite gelegt“, mahnt der leitende Geschäftsführer der IHK Bezirkskammer Göppingen, Dr. Peter Saile. In solchen Zeiten auch noch die Grund- und Gewerbesteuer zu erhöhen, wie es Ebersbach und Kuchen planen, passe überhaupt nicht in die Landschaft.

PM Bezirkskammer Göppingen der IHK Region Stuttgart

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  1. […] ins Strudeln geraten war, hat sich die Lage seitdem wesentlich stabilisiert. Nach einer Umfrage der IHK Stuttgart äußerten sich im Frühjahr 2019 55,4% der Unternehmen im Landkreis Göppingen mit der aktuellen […]

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