Regionale Konjunktur: Der Absturz bleibt aus – Arbeitsmarkt stabil, Personalpläne vorerst verhalten

Die Region kann durchatmen – der noch im Herbst befürchtete Absturz der regionalen Konjunktur ist bisher nicht eingetroffen. Die Stimmung in den Betrieben hat sich auf mittlerem Niveau stabilisiert. Erwartungen für die nächsten 12 Monate sowie Beschäftigungspläne fallen zwar noch verhalten aus, jedoch keimt in vielen Betrieben die Hoffnung, dass sich ihre Geschäftslage mittel- bis langfristig weiter verbessert. Das zeigen die Ergebnisse der ersten IHK-Konjunkturumfrage im neuen Jahr, an der sich rund 800 Betriebe aller Branchen und Betriebsgrößenklassen in der Region Stuttgart beteiligt haben.

„Die Umfrage zeigt, dass sich die Lage in den Betrieben langsam entspannt. Dennoch bleiben viele Risiken weiter bestehen“, sagt Marjoke Breuning, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart. Auch seien die zahlreichen Konflikte, die weltweit für Verunsicherung und Investitionszurückhaltung gesorgt haben, längst nicht gelöst. Wohl hätten USA und China erste Handelsvereinbarungen geschlossen und das Vereinigte Königreich habe die EU geregelt verlassen, aber noch stünden die Staaten vor schwierigen Verhandlungen über langfristige Beziehungen. So könne sich die Situation auch wieder zuspitzen, meint Breuning. „Lageeinschätzung und Erwartungen der Betriebe fallen zwar weniger skeptisch aus als noch im letzten Herbst. Bis zu einer kräftigen Belebung ist es noch ein langer Weg“, so Breuning.

Laut Umfrage schätzen rund 40 Prozent der befragten Unternehmen ihre Lage gut ein. Das war im Herbst 2019 nur rund ein Drittel. Über schlechte Geschäfte klagen knapp 14 Prozent, nur unwesentlich weniger als bei der letzten Umfrage. Rund 46 Prozent der Befragten befinden sich in einer befriedigenden Situation (Herbst 2019: rund 50 Prozent). Vor allem in der Industrie ist noch Luft nach oben. Diese hat aufgrund gesunkener Nachfrage mit Umsatz- und Gewinneinbußen zu kämpfen. Betroffen davon sind aktuell fast die Hälfte der befragten Industriebetriebe, allen voran die Investitionsgüterindustrie und ihre Zulieferer. Im Herbst waren es nur 43 Prozent. Auch im Großhandel (gestiegen von 36 auf 49 Prozent der Befragten) sowie in der Hotellerie und Gastronomie (gestiegen von 54 auf 60 Prozent der Befragten) ist die Zahl der von Erlösrückgängen betroffenen Unternehmen gestiegen.

Diese Entwicklung wird sich auch in den kommenden Monaten fortsetzen und nur ganz allmählich abschwächen. Zumal neue Risiken im Anmarsch sind, wie zum Beispiel die zunehmend negativen Auswirkungen des sich ausbreitenden Corona-Virus sowie der schwelende Iran-USA-Konflikt. So erwartet die Industrie auch noch keine baldige Trendumkehr. Immerhin befindet sich die Zahl der vom Nachfrageschwund betroffenen Industrieunternehmen auf dem Rückzug.  Setzt sich diese Entwicklung fort, wäre im Export eine Rückkehr zum Vorjahresniveau möglich. Mit einer Erholung der Nachfrage aus dem Inland noch in diesem Jahr, rechnet die Industrie nicht. Die Inlandsnachfrage ist für 60 Prozent der befragten Betriebe ein Risiko für die eigene Geschäftsentwicklung. 31 Prozent nennen als Risiko die Auslandsnachfrage. In der Gesamtwirtschaft der Region fällt der Ausblick auf das laufende Jahr nicht mehr so skeptisch aus, wie noch vergangenen Herbst. Der Anteil der Optimisten ist von 18 auf 25 Prozent gestiegen. Die Zahl der Pessimisten ist von 30 auf 27 Prozent gesunken.

Diese Entwicklung führt aktuell einerseits zu einer stabilen Lage am Arbeitsmarkt. Die Zahl der Arbeitslosen im Ballungsraum Stuttgart ist im Jahresdurchschnitt 2019 gegenüber 2018 nur leicht um 0,7 Prozent auf rund 51.000 Personen gestiegen. Die Arbeitslosenquote verharrt bei 3,3 Prozent. Andererseits halten sich die meisten Unternehmen aktuell mit Neueinstellungen zurück. Rund 16 Prozent der befragten Betriebe wollen zusätzliches Personal einstellen (Herbst 2019: 15 Prozent), 60 Prozent wollen ihre Belegschaften auf gleichem Niveau halten (Herbst 2019: 57 Prozent) und ein knappes Viertel muss Beschäftigung abbauen (Herbst 2019: etwas mehr als ein Viertel). Dennoch bleibt der Fachkräftemangel weiterhin ein großes Geschäftsrisiko für jedes zweite befragte Unternehmen. Daher begrüßt die IHK, dass die Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld – vereinbart mit Weiterbildungsmaßnahmen – auf 24 Monate ausgedehnt wird.

„Von der Politik erwarten wir aber deutlich mehr Maßnahmen, damit die Betriebe auch weiterhin international wettbewerbsfähig bleiben“, sagt die IHK-Präsidentin. Viele Betriebe sehen Handlungsbedarf bei der Verbesserung der Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur, den Herausforderungen durch notwendigen Klima- und Umweltschutz sowie die digitale Transformation. Zugleich vermissen viele Unternehmen positive Impulse durch eine von Entlastung und Entbürokratisierung geprägte Wirtschafts- und Steuerpolitik in Berlin und Brüssel. Breuning: „Eine solche Häufung von negativen Impulsen, Unsicherheiten und großen Herausforderungen hat es lange nicht mehr gegeben. Deshalb erwarten wir von Politik und Verwaltung bei Bund und Land sowie auf kommunaler Ebene, dass jetzt die Ärmel hochgekrempelt und Probleme angepackt werden.“

 

PM IHK Region Stuttgart

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