Das Urgestein auf Abschiedstour

Irgendwie rechnete man insgeheim schon damit und trotzdem war die Pressemeldung vergangene Woche über das Karriereende von Tim Kneule ein Schlag in die Magengrube. Ein Spieler und tadelloser Sportsmann tritt nach 18 Profijahren bei Frisch Auf von der großen Handballbühne ab, vergleichbar eigentlich nur mit dem Abgang von Andi Schmid bei den Rhein-Neckar-Löwen. Es wird eine sehr emotionale Abschiedstour in den Arenen der Republik werden, denn Tim Kneule ist eine in der deutschen-und internationalen Handballfamilie sehr beliebte Persönlichkeit, welche nie das eigene Ego sondern immer nur die Mannschaft in den Vordergrund stellte.

Mit Wehmut denkt mancher Fan jetzt schon an das letzte Heimspiel von Frisch Auf, welches voraussichtlich am 30. Mai gegen die MT Melsungen stattfindet, denn an diesem Tag werden Tränen en Masse in der EWS Arena fliesen, vor allem dann, wenn der Protagonist wenige Minuten vor Ende des Spieles das Handballparkett in Göppingen für immer verlassen wird. Als Tim Kneule 2006 nach Göppingen kam, wurde mit dem Brasilianer Bruno Souza eine andere Handballikone bei den Grün-Weißen gerade verabschiedet. Die legendäre Trikotnummer 8 von Bruno wird aufgrund seiner großen Verdienste für Frisch Auf seitdem nicht mehr vergeben und genauso sollten die Verantwortlichen mit der jetzt schon legendären 4 von Tim Kneule umgehen. Aus meiner Sicht darf auch dieses Trikot nie mehr vergeben werden, denn es verkörpert 18 Jahre Vereinstreue und bindungslosen Einsatz im Sinne des Mannschaftssports. Der 37-jährige ist allerdings nicht der Einzige welcher das Team nach Ende der Saison verlassen wird, denn die sportliche Leitung führt einen radikalen Umbruch durch. Mit Sego, Heymann, Ellebaek, Hermann, Kozina und Poteko verlassen weitere sechs Akteure definitiv den Traditionsclub, die Zukunft von Mittelspieler Jaka Malus ist derzeit noch ungeklärt. Vollkommen runderneuert gehen die Schwaben in die neue Spielzeit, wobei der Fokus der Verpflichtungen sich komplett in die skandinavische Richtung fokussiert hat, die Balkanfraktion repräsentiert nur noch Josip Sarac und eventuell noch Malus. Es sind also ganz neue, mit Sicherheit nicht falsche Wege, die der sportliche Leiter nun geht, schließlich wird mit der beste Handball in Europa momentan in den skandinavischen Ländern gespielt. Allerdings hat sich auch mit Rudger ten Velde ein Niederländer während der Europameisterschaft in den Fokus der Göppinger gespielt und unter Mithilfe seines Landsmannes Bart Ravensbergen einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Dies alles ist jedoch Zukunftsmusik, denn aktuell geht es am heutigen Mittwoch mit dem Derby gegen den TV „Biddafeld“ Stuttgart in der Bundesliga wieder um Punkte. Weitere richtungsweisende Matches finden am Samstag in Balingen sowie am kommenden Donnerstag in heimischen Gefilden gegen den ThSV Eisenach statt. Ziel der Grün-Weißen müssen sechs Zähler aus diesen Partien sein, dann hätte man mit ausgeglichenem Punktekonto gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, wäre im gesicherten Mittelfeld und hätte vor allem auch mit dem Abstieg nichts mehr zu tun.

 

 

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