Rücknahme der OB-Bewerbung

Aufgrund des geringen Wähleranteils beim ersten Wahlgang werde ich als Bewerber für das Amt des Göppinger Oberbürgermeisters meine Kandidatur zurückziehen und beim zweiten Wahlgang nicht mehr antreten.
Es war eine Fehleinschätzung, dass man in Göppingen aus der Zivilgesellschaft heraus kandidieren kann. Außerdem erfolgte der Einstieg in den Wahlkampf zu spät, als dass ich vor allem angesichts der zeitig anstehenden Briefwahl noch etwas hätte ausrichten können. Allein die Bekanntheit war zu gering und angesichts der zur Verfügung stehenden Ressourcen wohl auch nur schwer zu steigern.
Als engagierter Göppinger und Lehrer für Stadtentwicklung und Politik hatte ich es als meine Verpflichtung angesehen, ein passgenaues und konkretes Programm zu entwickeln, das unsere Stadt erkennbar voranbringt. Deshalb ist die Enttäuschung über den geringen Wähleranteil trotz aller Begleitumstände groß. 

Mein Wahlprogramm wollte die Lehren aus der gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Situation ziehen, die von großer Distanz weiter Teile der Bevölkerung gegenüber der eigenen Stadt und vor allem gegenüber der städtischen Verwaltung und dem Gemeinderat geprägt ist. Davon zeugt auch die geringe Wahlbeteiligung. 

Der Stadtpolitik wird von einer großen Mehrheit der Wahlberechtigten schon lange nicht mehr zugetraut, Veränderungen im Sinne einer wirklichen kommunalen Selbstverwaltung der Bürgerinnen und Bürger herbeizuführen. Die Einbindung des Gemeinderats in die Göppinger Verwaltungsmaschinerie, die Tabuisierung von Themen, das festgefahrene Rollendenken und der Anspruch der Verwaltung, über alles und jeden die Definitionsmacht ausüben zu wollen, sorgte allzu häufig für politische Sprachlosigkeit und damit eine enorme Entpolitisierung. Es erscheint als eine Art Ironie, dass nun nur noch Kandidaten zur Wahl stehen, die für dieses System verantwortlich bzw. mitverantwortlich sind.

PM Heiko Stobinski

 

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