Sonntagsgedanken: Die Ranzen sind gepackt, die Schultüten gefüllt, Fotoapparate liegen bereit, Großeltern sind verständigt und bald kann es losgehen: der erste Schultag steht vor der Tür!

Auch die Schulen bereiten sich  vor: die Großen proben  Lieder,  Klassenlehrerinnen legen Material in den Klassenzimmern zurecht, Rektorinnen feilen an Ihren Reden,  Hausmeister planen die Bestuhlung der Aula. Seit vielem Jahren  eingespielt ist die gute Kooperation von Kindergärten und Grundschulen: die Erstklässler haben ihre Schule schon  besucht und die zukünftigen Lehrerinnen kennengelernt.

annette-leubeUnd doch sind alle aufgeregt und können den Tag kaum erwarten. Max gehört zu den zögerlichen, vorsichtigen Kindern, die nicht recht wissen, was da auf sie zukommt; Kevin kann es kaum erwarten, weil seine großen Geschwister alle schon in der Schule sind; Marie trägt seit Tagen zuhause den Ranzen durch die Wohnung und zeigt stolz allen Mäpple und  Turnbeutel, ihr Lieblingsschmusetier hat sie gut versteckt dabei. Mehmet strahlt, weil er den Lieblingsranzen mit den Fussballstars bekommen hat. Und Jule? Die hat den Weg mit ihrem Rollstuhl längst geübt und freut sich riesig.

Auch die Kirchen sind bestens vorbereitet. Überall wird in guter ökumenischer Tradition eingeladen, Teams aus Lehrern und Pfarrerinnen haben sich viele Gedanken gemacht, denn die Kirchen sind voll  bei den Einschulungsgottesdiensten, voll wie an Weihnachten.

Viele schätzen diese halbe Stunde vor der Einschulung. Stille und Ruhe in unserer reizüberfluteten Welt. Egal, welche Lieder gesungen und welche  Geschichten  aus der Bibel erzählt werden, egal, ob Orgelmusik zu hören ist oder die Schulband spielt: der Segen für die Kinder steht im Mittelpunkt.  Der Segen berührt und stärkt in ungewissen Situationen. „Gott lächelt mich an!“ Hat Jule gesagt.

Haben Sie gerade keine Erstklässlerin in Ihrer Nähe? Kein Problem: Schülergottesdienste sind wie alle Gottesdienste öffentlich und alle sind willkommen. Religion ist schließlich keine Privatsache, sondern gehört in den öffentlichen Raum. Wer heute Religion zur Privatsache erklärt, trägt zu ihrer Radikalisierung bei. Wer im öffentlichen Raum nicht an Religion erinnert werden will, entzieht sie der kritischen Öffentlichkeit und verbannt sie hinter Mauern, wo jeder zur Religion erklären kann, was ihm gerade passt und aufgeklärte Theologie unerwünscht ist.

Der Glaube, die religiöse Praxis, ist natürlich etwas Persönliches, aber Religion und religiöse Bildung gehören in den Raum der Öffentlichkeit. Jedes Kind hat ein Recht auf Religion. Deshalb ist Religion auch ordentliches Lehrfach an unseren Schulen.

Im Religionsunterricht gibt es Platz für alle Fragen und nicht selten hört sich das dann so an: „ Meine Mama sagt, dass es Gott nicht gibt – was sagt denn da Gott dazu?!“

Aber jetzt geht’s erst mal los mit der Einschulung,  – wer will – mit dem Einschulungsgottesdienst.

Und Orhan und Fatima? Und Peter, der noch nie in einer Kirche war? Die sind samt ihren Familien im Einschulungsgottesdienst als Gäste  herzlich willkommen! Ab und zu gestalten Imame Einschulungsgottesdienste mit. Da kann noch Vieles wachsen: Vertrauen, Verständnis, Toleranz, Achtsamkeit, Identität und Verständigung. Und Frieden.

Schuldekanin Annette Leube

73054 Eislingen/ Fils

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