Baden‑Württemberg vor der Landtagswahl 2016

Höhere Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl 2011 – Sonderfall oder Trendwende?

Die seit 1964 stattfindende Repräsentative Wahlstatistik – welche auch in diesem Jahr im Zuge der Landtagswahl wieder durchgeführt wird – ermöglicht die Abbildung des tatsächlichen Wahlverhaltens der baden‑württembergischen Bevölkerung bezogen auf das Alter und das Geschlecht. Anhand dieser Daten wurde wiederholt deutlich, dass die Teilnahme an politischen Wahlen je nach Geschlecht und Altersgruppe unterschiedlich ausfällt. Beispielsweise entschieden sich über viele Jahre hinweg weniger Frauen als Männer für eine Teilnahme an politischen Wahlen. So gingen im Jahr 1964 70,6 Prozent der Baden‑Württemberger, aber lediglich 64,9 Prozent der Baden‑Württembergerinnen zur Wahl. Obwohl diese Tendenz auch bei der letzten Landtagswahl noch festgestellt werden konnte, muss ebenso festgehalten werden, dass sich das Wahlverhalten von Männern und Frauen zunehmend angleicht.

Der Einfluss des Alters zeigt sich darin, dass jüngere Wahlberechtigte tendenziell seltener ihre Möglichkeit zur Stimmenabgabe nutzen, als Personen höherer Altersgruppen. Bei der Landtagswahl 2011 wies jedoch nicht die Gruppe der Erstwähler/-innen die niedrigste Teilnahmequote auf. Das Schlusslicht bildete vielmehr die Gruppe der 25- bis 29-Jährigen. Bei der Landtagswahl 2011 gingen aus dieser Altersgruppe lediglich 46,5 Prozent der Wahlberechtigten zur Wahl. Im Gegensatz dazu entschieden sich 56,4 Prozent der 18- bis 20-Jährigen und zumindest 47 Prozent der 21- bis 24-Jährigen für die Stimmenabgabe. Mit 74,1 Prozent erreichten 2011 die 60 bis 69 Jahre alten Personen die höchste Beteiligungsquote.

Neben der unterdurchschnittlichen Wahlbeteiligung in den niedrigen Altersgruppen, kann seit vielen Jahren ein Trend zu allgemein abnehmenden Beteiligungsquoten bei Landtagswahlen festgestellt werden. Die Wahl zum 15. Landtag Baden‑Württembergs stellte hier jedoch eine deutliche Ausnahme dar. Nach mehr als 20 Jahren sinkender Wahlteilnahme konnte 2011 erstmals wieder eine steigende Wahlbeteiligung verzeichnet werden. Während 2006 lediglich 53,4 Prozent der wahlberechtigten Baden‑Württembergerinnen und Baden‑Württemberger die Möglichkeit zur Stimmenabgabe wahrnahmen, nutzten 2011 66,3 Prozent der Landesbevölkerung diese Gelegenheit. Zwar blieb die Wahlbeteiligung damit immer noch deutlich hinter den Höchstwerten von 1972 (80 Prozent) und 1976 (75,5 Prozent) zurück, allerdings kann eine Steigerung von 12,9 Prozentpunkten dennoch als beachtlich angesehen werden. Betrachtet man darüber hinaus die Teilnahmequoten bei den letzten Landtagswahlen in anderen Bundesländern wird deutlich, dass die Wahl zum 15. Landtag von Baden‑Württemberg eine vergleichsweise hohe Wahlbeteiligung aufwies. Lediglich bei der Wahl zum hessischen Landtag am 22. September 2013 wurde mit 73,2 Prozent eine höhere Beteiligungsquote erreicht. Demgegenüber gaben in der Mehrheit der Bundesländer in den letzten fünf Jahren unter 60 Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung ihre Stimme bei Landtagswahlen ab.

Inwiefern in dem Anstieg der Wahlbeteiligung in Baden‑Württemberg eine Trendwende gesehen werden kann oder ob es sich lediglich um einen einmaligen Ausreißer handelt, wird die Wahl am kommenden Sonntag zeigen.

Unter www.statistik-bw.de/Wahlen erhalten Sie weitere Informationen zum Thema Wahlen. Eine ausführlichere Betrachtung des Wahlverhaltens in Baden‑Württemberg bei Landtagswahlen kann in dem Aufsatz »Wahlverhalten in Baden‑Württemberg im langfristigen Vergleich« im Monatsheft 2/2016 nachgelesen werden.

Herausgegeben vom Statistischen Landesamt Baden‑Württemberg.

 

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