Das klingt dramatisch — aber auch erschreckend realistisch. Wenn ich als Rettungsfachkraft und Einsatztrainer so deutlich warne, steckt mehr dahinter als nur ein Gefühl.
Ich verfüge über eine vielseitige Kombination an Rollen – und ich denke sie verleiht meiner Stimme in der öffentlichen Debatte über Sicherheit und gesellschaftliches Miteinander besonderes Gewicht. Als Rettungsfachkraft mit zusätzlicher Expertise in Einsatztraining und Gewaltprävention bringe ich nicht nur praktische Erfahrung aus dem Einsatzalltag mit, sondern auch fundiertes Wissen über Deeskalation und Konfliktdynamiken.
Immer häufiger eskalieren Streitigkeiten zwischen Verkehrsteilnehmern derart, dass es zu körperlichen Auseinandersetzungen kommt – teils unter Einsatz legaler, jedoch potenziell gefährlicher Gegenstände wie Werkzeuge, die griffbereit im Fahrzeug liegen.
Solche Vorfälle sind kein Einzelfall mehr. Die stehen sinnbildlich für eine gefährliche Entwicklung, die Bürgerinnen und Bürger zurecht beunruhigt. Denn jede und jeder kann plötzlich zum Opfer solcher Aggressionen werden.
Gewalttaten gegen Menschen mehren sich, und die Wurzeln der Gewalt liegen meist einzig und allein in der Persönlichkeit der Täter. Diese haben kein Gespür für das Leid anderer.
Aber auch gesellschaftliche Veränderungen begünstigen solche Vorkommnisse. Zu nennen wäre in diesem Zusammenhang die Zunahme psychischer Erkrankungen, bei gleichzeitig schlechter werdender medizinischer Versorgungskapazität. Feststellbar ist auch eine gewisse Destabilisierung gesellschaftlicher Strukturen, was letztendlich dazu führen kann, dass Gewalt und Aggressionen der Gewaltbereiten nicht in einem deeskalierenden Freundes – oder Bekanntenkreises aufgefangen wird.
In einer Gesellschaft, die zunehmend unter Stress und Reizüberflutung leidet, wächst nicht nur der Bedarf an psychologischer Hilfe. Es drängt sich auch die Frage auf, ob wirklich alle Menschen, die ein Kraftfahrzeug führen, dafür charakterlich geeignet sind – insbesondere, wenn das Gaspedal zum Ventil für angestaute Wut wird.
Die zuständigen Behörden dürfen hier nicht länger wegsehen. Unsere Verfassung garantiert das Grundrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Daraus erwächst eine klare Schutzpflicht des Staates – auch und gerade im Straßenverkehr.
Es ist an der Zeit, den Fokus nicht nur auf Technik oder Infrastruktur zu richten, sondern auf die Menschen hinter dem Steuer. Prävention, Verkehrserziehung, aber auch Konsequenz im Umgang mit gewaltbereiten Autofahrern müssen endlich Priorität bekommen.
Das Thema ist ernst, und ich widerspreche jeglicher abgenickten Zustimmung, die eine praxisorientierte Vorgehensweise behindern könnte. Eine differenzierte Unterscheidung und verantwortungsvolles Handeln nach ethischen Grundsätzen sind in diesem sensiblen Bereich mehr denn je erforderlich.
Alfred Brandner