Am 9. April war ich in Heidenheim bei einer Mahnwache zu Ehren Georg Elser am 80. Jahrestag seiner Ermordung und einen Tag darauf in Brettheim zum jährlichen Gedenken der Opfer dort (wen das näher interessiert, bitte unten nachlesen). Meist schreibe ich zu solchen Anlässen sinngemäß, dass ich mich in Ehrfurcht und Demut vor den Opfern verneige. Diesmal habe ich es im Brettheim wirklich am Grab der Helden getan, jeden Moment bewusst wahrgenommen und den Opfern gedacht.
Das politische Wort zum Sonntag: Über 80 Jahre Befreiung KZ Buchenwald und einen weiteren Eklat in Ungarn
Wenige Stunden bevor ich mich auf dem Weg nach Brettheim gemacht habe, wurde ich zum zweiten Mal Onkel, sodass ich an diesem Tag sehr ambivalente Gefühle hatte. Aber wenn ich dann die Schicksale der Menschen 1945 sehe, gibt auch mir das neue Kraft, heute für meine Rechte und unser Land zu kämpfen. Denn auch wenn es manchmal hart und mühsam ist: meistens finden sich Lösungen – wenn es auch manchmal kompliziert ist.
Am 11. April 1945 wurde das KZ Buchenwald durch US-Amerikanische Truppen befreit. Damit wurden die Gräueltaten des NS-Regimes der Welt vor Augen geführt und niemand konnte es danach mehr leugnen. Die US-Army hat alles dokumentiert und keiner konnte sich da irgendwie rausreden. Buchenwald liegt oberhalb der historisch bedeutsamen Stadt Weimar. Ein Ort der Dichter und der Denker, ein Ort der Deutschen Demokratie. So nah liegen Gut und Böse bei einander – im eigentlichen und im übertragenen Sinne…
Letztes Jahr war ich mit der EVG in Buchenwald und besonders ein Fall blieb mir im Gedächtnis: Ein Kleinkrimineller mit 14 Vorstrafen wurde nach Buchenwald gebracht und dort zu Tode gequält. Wenige Wochen zuvor hatte ich als Schöffe einen Angeklagten, der ebenfalls 14 Vorstrafen hatte und über den ich mich sehr geärgert habe. Aber lieber habe ich in noch 14 mal vor mir sitzen, als ihm auch nur einen Tag dieser Hölle auszusetzen.
Buchenwald ist ein schrecklicher Ort, aber man muss ihn oder ähnliche gesehen haben, um zu wissen, wozu Menschen in der Lage sind. Man sollte, wenn man noch nie in einem KZ war, nicht gleich damit anfangen, aber irgendwann einmal da gewesen sein.
Dann ein Vorfall aus Ungarn, von dem ich eher beiläufig erfuhr:
Diese Pläne haben mich wieder einmal fassungslos gemacht und das ohnehin schon übervolle Fass Ungarn ist noch ein bisschen mehr übergelaufen. Ehrlich gesagt habe ich von Ungarn die Nase schon lange voll und finde, dass es jetzt endgültig Zeit ist, die EU-Mitgliedschaft zu suspendieren.
Es ist jetzt 80 Jahre her, dass Ungarn komplett von der Roten Armee besetzt wurde, nachdem man es nicht mehr schaffte, sich von Nazi Deutschland zu lösen. Die Entwicklung an der Donau heute erinnert mich sehr an die von 1939, wo Ungarn sich selbst durch dieses Bündnis in den Abgrund führte – gelernt aus der Geschichte wurde scheinbar nicht viel.
Übergänge von autoritären Tendenzen wie wir sie gerade in Ungarn erleben, bis zu Buchenwald sind fließend und man darf nicht warten, bis aus dem Buschbrand ein Flächenbrand wird. Miklos Horty dachte auch, er hätte Hitler im Griff und könnte Ungarn mit dessen Hilfe wieder zur Großmacht führen. Am Ende war er in Haft, Ungarn vernichtet und in Buchenwald starben die Menschen wie die Fliegen. Darum gilt in Budapest, Weimar und überall: WEHRET DEN ANFÄNGEN und NIE WIEDER!
Mit besten Grüßen aus Heidenheim an die Welt
Marcel Kunz
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