Sonntagsgedanken: Die Zuversicht des Samenkorns

Jahr im Frühling erscheint es mir wie ein neues Wunder: Durch die noch harte, trockene Erde schieben sich die ersten Pflanzen vorsichtig ans Licht. Man kann fast zusehen, wie alles grüner wird und bald auch blüht. Das Samenkorn oder die Blumenzwiebel mussten lange in Dunkelheit und Kälte ausharren, bis sie einen kleinen Impuls von mehr Wärme und Licht erhalten haben. Das war ihr Signal, sich auf den Weg zu machen, auch wenn es da, wo sie gerade noch sind, dunkel ist und kalt.

Für mich gibt es kaum ein schöneres Bild für Zuversicht. Das Wort stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet, etwas sehen und darauf zugehen. Damit unterscheidet es sich von der Hoffnung. Hoffnung beschreibt eher das Wünschen und Warten auf eine Verbesserung, Zuversicht dagegen sieht bereits erste Anzeichen und Wege, dorthin zukommen, ist also eine viel aktivere Haltung. Sie hilft uns, in Krisenzeiten die innere Balance zu halten und erhöht unsere Resilienz.

Wir haben seit einiger Zeit auf den ersten Blick wenig Grund zur Zuversicht. Immer mehr und komplexere Herausforderungen und Problemlagen lähmen uns. Aber gibt es in solchen Zeiten nicht auch sogar eine Pflicht zur Zuversicht, besonders im Blick auf unsere Kinder und Jugendliche? Wenn wir resignieren, nehmen wir nicht nur uns, sondern vor allem ihnen ihre Zukunft, und dazu haben wir kein Recht. Also brauchen wir mehr denn je die Kraft des Samenkorns: Uns auf den Weg machen und die eigenen Kräfte und Möglichkeiten mobilisieren. Nicht nur den Katastrophennachrichten Aufmerksamkeit schenken, sondern auch allen Hoffnungszeichen. Als Christen haben wir zudem einen guten Grund für Zuversicht. In der Bibel gibt es 13 Textstellen, die sich mit ihr beschäftigen, eine der bekanntesten ist sicher die aus Jer. 17, Vers 7 und 8: “Gesegnet ist der Mensch, der auf Gott vertraut und dessen Zuversicht Gott ist. Denn er wird sein wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und seine Wurzeln am Bach ausstreckt, der die Hitze nicht fürchtet, wenn sie kommt, sondern seine Blätter bleiben grün; auch in einem dürren Jahr braucht er sich nicht zu sorgen und er hört nicht auf, Frucht zu bringen.“

Ein erster Schritt zu mehr Zuversicht könnte sein, sich diese Texte vor Augen zu halten. Beim Betrachten all der Frühlingsblumen, die sich zurzeit mit Macht an die Erdoberfläche schieben, können wir zudem an all das denken, was gut ist in unserem Leben, uns stärkt und trägt und Anlass zur Hoffnung, nein, Zuversicht gibt. Fangen Sie damit am besten gleich heute an, damit Ihre Gedanken hell bleiben und Ihre Seele gesund.

Sabine Stövhase

Caritas-Zentrum Göppingen

 

 

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