Sonntagsgedanken: Die Kraft der Natur

Bald, am 17. September, ist der Gedenktag der Heiligen Hildegard von Bingen. Denken Sie bei diesem Namen auch direkt an Kräuterkunde und Dinkelbrot? Glaubt man den Ratgebern und Artikeln, die mit ihrem Namen werben, kannte sich Hildegard von Bingen mit allerlei Krankheiten, Fastenkuren, Kochrezepten, der Wirkung von Edelsteinen und noch vielen weiteren Dingen aus.

Vor inzwischen bereits 925 Jahren wurde die mittelalterliche Mystikerin geboren – ihr Leben und Wirken beschäftigt allerdings viele Menschen bis heute. Die Theologin und Buchautorin Hildegard Gosebrink forscht seit über 30 Jahren zu Hildegard von Bingen und sagt: „Viele sind froh zu erfahren, was alles nicht von Hildegard stammt.“ Zum Beispiel habe sie kein einziges Dinkelrezept hinterlassen und eine Handschrift, in der Erkenntnisse Hildegards zur Wirkung von Edelsteinen festgehalten sind, entstand wohl erst deutlich nach dem Tod der Heiligen.

Aber womit mich Hildegard von Bingen tatsächlich bis heute inspiriert, ist ihr Gedanke der Einheit und Ganzheit: Seele, Leib und Sinne gehören untrennbar zusammen und nur wenn alle drei Aspekte ausgewogen betrachtet werden, bleibt der Mensch gesund. Dass wir uns körperlich unwohl fühlen, wenn uns psychisch etwas belastet, hat wohl jeder schon einmal selbst erlebt. Auch umgekehrt, dass ein freudiges Ereignis (zumindest für einen Moment) alle Beschwerden vergessen lässt, kennen wir. Interessant finde ich die Ergänzung um die Sinne, die eigene Wahrnehmung. Zum Beispiel gehört hier für Hildegard von Bingen dazu, aufmerksam durch das Leben zu gehen und in der Natur die „Grünkraft“ zu finden. Wie heilsam kann doch ein ausgedehnter Waldspaziergang sein! In der Schöpfung lässt sich an vielen Orten eine Spur Gottes entdecken und die eigene Lebensenergie stärken.

Mich erinnert ein solcher Spaziergang auch immer wieder an unsere Aufgabe, mehr Verantwortung für die Schöpfung zu übernehmen, um die Grünkraft auch für kommende Generationen noch zu erhalten. Daher möchte ich Sie herzlich einladen, am 22. September zu unserer Führung im Schlater Wald zu kommen. Bezirksförster Jürgen Sistermans-Wehmeyer zeigt uns vor Ort, wie es dem „Klima-Patienten Wald“ geht und welche Zukunftsszenarien denkbar sind. Infos unter www.keb-goeppingen.de

Rebecca Bärtle, Leiterin Kath. Erwachsenenbildung Kreis Göppingen e.V.

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