Sonntagsgedanken: „um dieses Glück des Ganz-Seins geht es Jesus.“ (Dorothee Sölle)

Seit einiger Zeit werden unsere innergesellschaftlichen und zuweilen innerfamiliären Debatten unversöhnlicher. Ob es um den Krieg in der Ukraine und dessen mögliche Beendigung geht (der ja nur einer von weltweit 18 „heißen“ Kriegen ist), oder um hart erkämpfte Tarifabschlüsse, um die Frage wie wir Zuwanderung, Flucht und Migration menschenwürdig organisieren oder wie wir durch konsequenten Umweltschutz auch unseren Kindeskindern noch eine erfreuliche Zukunft ermöglichen.

„Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener“ (Matthäus 20,25-26), sagt Jesus zu seinen Vertrauten.

Mit „Diener“ sein meint Jesus, sich im Sinne weltweiter Gemeinschaft für ein Zusammenleben in Gerechtigkeit, Frieden und Respekt zu engagieren. Ich bin überzeugt, es würde Vieles zum Guten wenden, wenn wir uns von dem Wanderprediger aus Nazareth etwas verunsichern ließen – und einander mehr zuhörten, anstatt es immer gleich besser zu wissen. Wir kommen – gerade als Christ*innen – nicht umhin, unser Verhältnis zu militärischer Gewalt, wirtschaftlicher Ausbeutung, sozialer Ungerechtigkeit oder zur Zerstörung vieler Bereiche der Natur weiter zu klären. Denn hier geht es um die Vernichtung oder den Erhalt von Gottes Schöpfung. Diese Klärung sind wir gerade den Menschengeschwistern, die unter Armut, Naturzerstörung und Krieg leiden sowie zukünftigen Generationen schuldig.

Die vor 20 Jahren verstorbene Theologin und Schriftstellerin Dorothee Sölle sagte einmal: „Wonach sehnen sich Menschen? Es ist der Wunsch, ganz zu sein… Das alte Wort »Heil« drückt genau dieses Ganz-Sein aus… Es ist zugleich der Wunsch nach einem Leben ohne Berechnung und ohne Angst, ohne äußere oder bereits verinnerlichte Erfolgskontrolle, ohne Absicherung, vertrauen können, hoffen können, glauben können.  Alle diese Erfahrungen sind mit einem intensiven Glücksgefühl verbunden, und eben um dieses Glück des Ganz-Seins geht es Jesus.“

Pfr. Reinhard Hauff, Heiningen

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