Im Prinzip sehnen wir uns alle nach einem Ort des Friedens und der Geborgenheit. Und doch machen wir uns das Leben im Großen wie im Kleinen gegenseitig schwer. Machtansprüche, Verletztheit und Unversöhnlichkeit beschwören immer wieder Konflikte herauf. Konträr dazu stehen die Aufrufe Jesu zur Feindesliebe und zur Konkretisierung des Liebesgebotes wie wir sie in der Lesung morgen am Sonntag hören werden.
Wahrscheinlich ist sie sehr nahe an unserer Realität. Sie hilft vielleicht zeitökonomisch, zweckdienlich, rationell über die Runden einer Woche zu kommen und die Anforderungen zu meistern, aber Charme geht von solchen Leitlinien nicht aus. Damit mutet uns Jesus damals wie heute etwas zu, das nicht einfach umzusetzen ist. Im täglichen Umgang im Beruf und Politik ist das eine große Herausforderung und für Viele auch eine Zumutung. Was müssen das für Menschen sein, die all das tun was von ihnen gefordert wird? Werden nicht Lasten aufgebürdet, die zu schwer sind? Ähnlich ist es mit der Feindesliebe. Wie schwer ist es meinen Feind zu lieben? Wie geht das konkret? Wenn wir Christen Gemeinheit mit Gemeinheit, Beleidigung mit Beleidigung, Gewalt mit Gewalt vergelten, machen wir nichts besser. Im Gegenteil, es ist wie beim Tennis, der Ball geht hin und her und ganz gern steigern wir uns in den Bosheiten. Wir verstärken nur das Böse. Deshalb sollte diese Kettenreaktion unterbrochen und auf Vergeltung verzichtet werden. Damit erhält die andere Seite die Möglichkeit, aufzuhören. Vielleicht merkt dann ein „Feind“, dass er mit seinen Bosheiten nicht weiterkommt und nur sich selbst schadet, Beziehungen stört und zerstört. Schwierig wird unsere Liebe zu den „Feinden“, wenn unser Gutsein als Schwäche ausgelegt wird. Wenn ein anderer sich ermutigt fühlt, jetzt erst recht mit dem Bösen weiterzumachen, uns zu schaden, wie und wo er nur kann. In solchen Fällen ist es gerechtfertigt, sich zu verteidigen. An bestimmten Punkten ist man verpflichtet, sich zu schützen, eigene Stärke zu zeigen. Man muss sich nicht hinschlachten lassen damit andere ihre Aggressionen austoben können. Denn damit ist niemand gedient. Einem „Feind“ darf man auch signalisieren: So nicht! Ich lasse mir nicht alles bieten, entsprechend „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu“.
Diakon Uwe Bähr, Bruder Klaus Jebenhausen