Nur nächstes Jahr dauert der Advent noch länger als dieses Jahr – mit 28 Tagen ist es dann der kalendarisch längstmögliche. Aber auch in diesem Jahr liegt zwischen dem vierten Advent und dem Heiligen Abend noch eine ganze Arbeitswoche, d.h. eigentlich müsste die Vorbereitung auf Weihnachten heuer ganz entspannt ablaufen.
Doch die, die sehnlichst auf’s Christkind warten, also vor allem die Kinder, würden wohl am liebsten die restlichen sechs Türchen des Adventskalenders nun alle auf einmal aufmachen, damit es endlich Weihnachten wird – doch es dauert nochmal eine ganze Woche und die Tage ziehen sich hin. Wer sich aber auf der anderen Seite in falscher Sicherheit gewogen und die Dinge vor sich hergeschoben hat im Glauben, dass noch genügend Zeit bliebe, um einen Christbaum zu kaufen, Geschenke zu besorgen oder sich ein Weihnachtsmenü zu überlegen, verfällt dann doch wieder in die alljährliche Hektik, weil es zum Ende des Advents hin immer zu schnell Weihnachten wird, egal wie lange er dauert.
Und damit ist es ein bisschen wie im echten Leben! Wie oft verpassen oder vermasseln wir doch gerade die schönsten Momente, weil wir uns – vor lauter Ungeduld oder aus Gedankenlosigkeit – zu wenig Zeit für die Vorbereitung genommen haben, oder weil wir – vor lauter Hektik und Betriebsamkeit – mit den Gedanken schon wieder bei all den anderen Dingen sind, die wir auch noch hätten erledigen müssen.
Als Kind habe ich für mein Leben gern die Zeichentrickfilme von Bugs Bunny geschaut, dem berühmten Möhre kauenden Hasen. Und er hat in jeder Sendung mit den Worten geendet: „Wer eine schöne Stunde verschenkt, weil er an Ärger von gestern denkt oder an Sorgen von morgen, der tut mir leid!“ Wenn schon dieser Advent 2021 so lange dauert wie fast keiner, dann müsste doch ein wenig Zeit bleiben, um sich in aller Ruhe auf das einzustellen, worauf wir doch ohnehin viel länger als vier Wochen hinarbeiten: dass Weihnachten wird, dass wir die Menschen sehen, mit denen wir gern zusammen sind und dass wir sie vielleicht mit einem Geschenk überraschen wollen. Ach ja – und dass Gott Mensch wird, aber das hätte ich jetzt vor lauter Hektik fast schon wieder vergessen!
Pfr. Stefan Pappelau, kath. Kirchengemeinde St. Maria Göppingen