Sonntagsgedanken: Himmelfahrt in einem Satz

Himmelfahrt. Jesus verabschiedet sich von seinen Jüngerinnen und Jüngern. Er kehrt zurück zu Gott. Doch bevor er sie verlässt, gibt er seinen Nachfolgern einen Auftrag mit: „Geht und erzählt allen, was ihr mit mir erlebt habt. Sagt ihnen weiter, was ich euch von Gott gesagt habe. Lasst andere teilhaben an eurer Hoffnung.“

Jesu Botschaft weitertragen – eine ganz schöne Herausforderung. Ich stelle mir vor, dass es so manchem Jünger ein wenig mulmig wurde in diesem Moment. Werden wir das schaffen?

Dabei könnte dieser Auftrag Jesu so viel Selbstvertrauen geben. So viel traut er uns zu!

Manche können mit dem kirchlichen Feiertag „Himmelfahrt“ ja nicht so viel anfangen. Ob man den nicht auch weglassen könnte, werde ich gelegentlich gefragt. Ich glaube, wir brauchen Himmelfahrt. Unter anderem weil es uns daran erinnert, wie viel Gott uns zutraut. Man könnte vielleicht sagen: An Himmelfahrt werden wir Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu erwachsen, „selber groß“. Darauf möchte ich nicht verzichten.

Andererseits gibt es durchaus die Momente, in denen ich mir wünsche, ich könnte einfach nochmal Kind sein. Ich hätte nicht so viel Verantwortung. Ich müsste viel weniger Entscheidungen treffen. Ich wäre vielleicht unbeschwerter.

Und wissen Sie was? Auch für dieses Gefühl ist Himmelfahrt wichtig. Vatertag sagen viele ja auch zu diesem Tag. Man kann über manches Brauchtum dabei sicherlich geteilter Meinung sein. Aber es ist immerhin eine Erinnerung daran, dass wir alle einen Vater haben. Und genauso erinnert auch Christi Himmelfahrt an einen Vater. An Gott. Jesus sagt: „Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater.“ (Johannes 20,17)

Wir sind also immer noch Kinder. Wir haben einen Vater. Einen, der unseren Weg begleitet. Einen, der uns den Rücken stärkt. Einen, der uns zuhört. Einen, bei dem wir geborgen sind.

Also sind wir doch nicht erwachsen? Doch, natürlich. Jesus traut uns zu, seine Botschaft weiterzutragen, Nächstenliebe zu leben, Zuversicht auszustrahlen. Aber er verspricht uns auch: „Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen.“ (Johannes 14,18)

All das steckt in diesem Fest Christi Himmelfahrt. Himmelfahrt in einem Satz? Wir sind jetzt erwachsen, aber Waisen sind wir nicht.

 

Pfarrerin Miriam Springhoff

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