Sonntagsgedanken: Blockaden abbauen – Spielräume entdecken

„Spielraum! Sieben Wochen ohne Blockaden“ So lautet das Motto der diesjährigen Fastenaktion der evangelischen Kirche. Das passt sehr gut. Viele Blockaden erlebe ich derzeit. Mein berufliches und privates Leben ist erheblich eingeschränkt durch die Corona-Pandemie und die von der Politik verordneten Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung. Ich kann nicht so, wie ich gern möchte, muss auf vieles verzichten.

Ich kann nur wenige Kontakte direkt pflegen. Ich kann nicht ins Restaurant gehen. Ich kann einfach einkaufen gehen, wie ich es will. Das Feiern von Gottesdiensten ist ohne Gesang und mit Maske kein Genuss. Ich verbringe viel Zeit in Online-Konferenzen. Ich bin vorsichtig im Umgang mit anderen und auch mit mir selbst.

Das alles ist gut, richtig, notwendig. Aber es schränkt eben ein. Ich fühle mich blockiert. Was kann ich tun? Einfach schimpfen gegen die Maßnahmen, deren Notwendigkeit ich einsehe und zu denen mir keine echte Alternative einfällt, ist nicht hilfreich. Einfach schimpfen auf die Politikerinnen und Politiker bringt auch nicht weiter. Sie haben es wahrlich nicht einfach, wenn von allen Seiten Erwartungen an sie gerichtet werden.

Klar ist also: Ich kann die Blockaden, die von außen auf mein Leben gelegt sind, nicht entfernen. Ich muss sie hinnehmen und aushalten, obwohl ich sie lieber heute als morgen loswerden möchte.

Vielleicht hilft es da, meine innere Haltung überdenken. Mich nicht gegen Blockaden stemmen, an denen ich nichts ändern kann. Da hilft es, sich auf die Blockaden zu konzentrieren, die ich mir selber auferlege.

„Spielraum! Sieben Wochen ohne Blockaden“! Da geht es nicht ums Aufheben von Blockaden, die ich nicht selbst verursacht habe und an denen ich nichts ändern kann. Es geht ums Aufheben von Blockaden, die ich mir selbst auferlege – in meinem Denken, meinem Fühlen und meinem Tun. Es geht nicht um den Splitter im Auge des anderen, sondern um den Balken in meinem eigenen Auge. Es geht um Blockaden, die ich selber setze – vielleicht, um mich zu schützen, um mich vor Irrtümern und Sackgassen zu bewahren, um meine Ruhe und meine Bequemlichkeit nicht stören zu lassen, um Erwartungen anderer nicht zu sehr an mich heran zu lassen.

Das sind die Blockaden, die mir nicht von außen vorgesetzt werden, sondern die ich selbst geschaffen habe und immer wieder schaffe. Und genau die kann ich überwinden. Ich frage: Wo und wie schränken sie mich ein? Diese Blockaden will ich aufspüren und abbauen. Ich wünsche uns allen, dass wir solche Blockaden aufheben, so dass wir neue Spielräume für uns entdecken – auch in Corona-Zeiten.

 

Pfarrer Bernd Mayer, Evangelische Kirchengemeinde Manzen-Ursenwang-Schlat

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