Sonntagsgedanken: „…denn er sorgt für euch“

Das neue Schuljahr hat begonnen. Endlich. Oder schon wieder. Je nach Perspektive. Spannend auf jeden Fall. Wie viel sogenannter Regelbetrieb wird möglich sein? Wie viel „Normalität“ werden unsere Kinder erleben können?

Die Vereinssitzung steht auch an. Ein banger Blick geht Richtung Finanzen. Und was ist mit dem Nachwuchs? Wie viele werden dem Verein die Treue halten, auch wenn so manches gerade nicht angeboten werden kann?

Nachmittags telefoniere ich mit einer alten Dame. Ein wenig einsam ist sie geworden in den letzten Monaten. Sie erzählt von ihrem Kummer. Und von der Angst, die jeden Morgen mit am Tisch sitzt, wenn sie in der Zeitung nach den neuen Corona-Zahlen schaut.

Ich selbst lese auch die Zeitung. Und außerdem die Herrnhuter Losungen – prägnante Bibelverse für jeden Tag. Für die neue Woche steht da ein berühmter Vers aus der Bibel: Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch. (1.Petrus 5,7)

Im mir Sorgen Machen bin ich ziemlich gut. Und die Sorgen der Menschen um mich herum lassen mich auch oft nachdenklich zurück. Aber jetzt fordert dieser Vers von mir das Gegenteil: Die Sorgen wegwerfen. Sie abgeben. Und zwar alle, nicht nur ein paar. Das Werfen war, ehrlich gesagt, noch nie meins. Und Abgeben ist auch nicht unbedingt meine Stärke. Ich bin also erst einmal skeptisch.

Doch dieser Vers hat ein starkes Argument: „…denn er sorgt für euch“. ER ist ja nicht irgendwer. ER ist der lebendige Gott. Eine Kraft, größer als ich sie denken kann. Ein Trost, tiefer als Worte es fassen können. Eine Liebe, stärker selbst als der Tod.

Ich weiß: Sorgen verschwinden nicht einfach so. Auch nicht, wenn ich sie Gott anvertraue. Doch ich weiß auch: Allein kann ich sie nicht tragen. Aber wenn ich Gott mittragen lasse, dann reicht meine Kraft. Vielleicht nicht für riesige Heldentaten. Aber sie reicht, um meinen Kindern Mut zu machen. Sie reicht, um Ideen in den Verein einzubringen. Sie reicht, um einem anderen zuzuhören und seine Sorgen mitzutragen.

Wie wäre das, wenn wir alle das tun würden – Gott mittragen lassen?! Ich bin sicher: Dann reicht unsere Kraft, um unseren Alltag zu meistern. Und sie reicht auch noch, um einander beizustehen.

 

Pfarrerin Miriam Springhoff

Evang. Kirchengemeinde Dürnau-Gammelshausen

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