Betriebsklima wie unter Glasmachern

Ein Betriebsklima wie unter Glasmachern vor fünfzig Jahren wird es wohl nie wieder geben- ein wenig vergleichbares wie unter hochqualifizierten Rettungsfachkräften vermutlich schon.

Ein vorbildliches Betriebsklima unter Glasmachern konnte durch klare Kommunikation, gegenseitigen Respekt und Teamarbeit erreicht werden. Diese Faktoren trugen dazu bei, dass sich die Mitarbeiter wertgeschätzt und motiviert fühlten.

Im Gegensatz dazu kann ein schlechtes Betriebsklima wie bei Rettungsfachkräften in nahezu vierzig Jahren erfahren durch mangelnde Kommunikation, unrealistische Erwartungen und zwischenmenschliche Konflikte entstehen.

Ich lebe in der einstigen Glasstadt Schwäbisch Gmünd und habe in den 60 und 70 er Jahren die Tätigkeit des Glasmachens ausgeübt. Glasmacher war ein ehrbarerer und gut bezahlter Beruf in dieser Zeit. Das Betriebsklima war ein ganz besonderes. Das war schon eine wirklich besondere Zeit und einem erfüllenden Beruf. Die Glasmacherei hat eine lange Tradition und es war faszinierend Teil dieser Gemeinschaft zu sein. Der enge Zusammenhalt und der gegenseitige Respekt sind in der heutigen Arbeitswelt leider oft schwer zu finden.

Die Gebrauchsglasproduktion ist damals schon im Akkord gelaufen. Das war Teamwork. Und wenn einer nicht funktionierte, dann verdienten alle kein Geld“, so der Rückblick in eine schweißtreibende, aber auch schöne Zeit.

Auch in anderen Berufsbereichen habe ich mich betätigt, und kann im Rückblick die Zeit als Glasmacher in der einstigen Wiesenthalhütte als lehrreich und angenehm bezeichnen. Mit absolut positiver Wertung folgt mein Einsatz in der Marine, doch das ungünstigste Betriebsklima habe ich bei Arbeitgebern die sich insbesondere der Humanität verschrieben haben angetroffen. Rettungsfachkräfte mit gutem Bildungsgrad waren im Umgang miteinander nicht zimperlich. Missgunst, Neid und Profilierungssucht waren ständige Begleiter. Und Führungskräfte mit wenig Führungsprofil zeigten kein Interesse erforderliche Änderungen herbeizuführen.

Krankheitsursache schlechtes Betriebsklima Hohe Ausfallzeiten im Beruf durch depressive Verstimmungen und Überlastung. So und ähnlich lauten zunehmend die Meldungen in den Medien. Ein kontinuierlicher Anstieg psychischer Erkrankungen bei Arbeitnehmern wird beschrieben – auch von den Kostenträgern selbst.

Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass die physische und psychische Gesundheit durch Frust erheblich geschädigt werden kann. Die Auswirkungen nehmen oftmals bedrohliche Formen an. Diverse Ängste, durchlebte Enttäuschungen, sowie kontinuierliche Belastungen aus zwischenmenschlichen Beziehungen hinterlassen deutliche Spuren. Solche lang anhaltenden, negativen Emotionen, können über zentral –nervöse Störungen zu Funktionseinschränkungen und Entgleisung lebenswichtiger Organe führen. Diagnostisch bestätigte Veränderungen der Herzkranzgefäße (KHK), sind in der Realität gemeint, wenn Menschen davon sprechen, dass die Trennung vom Geliebten das Herz brechen kann.

Ein intaktes Klima als solches, ist im Umgang miteinander nicht nur für die von uns zu erbringenden täglichen Leistungen ein entscheidender Faktor, sondern insbesondere auch für den emotionalen Austausch. Das Gefühl der sozialen Zugehörigkeit im Kollegium, und die wichtige Erfahrung gebraucht, anerkannt, und für gute vollbrachte Leistungen gerecht belohnt zu werden (nicht nur finanziell) sind wichtig zur Bewältigung eventuell gegebener emotionaler Spannungen. Fehlen die Motivationen der Zugehörigkeit, Anerkennung und Wirksamkeit, dann können Krisen voll durchschlagen, und die Krankheitsanfälligkeit steigt dramatisch. (gesicherte Erkenntnisse)

Fast nie, oder eher gar nicht, wird in den Beiträgen darauf hingewiesen, dass ein sehr hoher Anteil dieser Kranken, täglich, und zu tausenden in der Arbeitswelt neu „produziert“ wird.

So konnte z.B. nachgewiesen werden, dass in der Automobilindustrie, mit verhältnismäßig großen Abteilungen, verantwortliche Abteilungsleiter , die in ihrem Bereich hohe Ausfallzeiten wegen Krankheit zu verzeichnen hatten, nach Versetzung in eine „gesunde Abteilung“ aus dieser in relativ kurzer Zeit eine „kranke Abteilung“ gemacht hatten.

Überdies gibt es gesicherte Erkenntnisse darüber, dass entsprechende „Arbeitsbedingungen“ und „schlechter Führungsstil“ wenn er lang genug anhält, einen Großteil chronischer Erkrankungen (auch Depressionen) bei Arbeitnehmern verursachen, die unserem Gesundheitswesen teuer zu stehen kommen.

Ich wage zu behaupten, dass eine Änderung erst dann zu erwarten ist, wenn elementare Anforderungen an ein menschliches Miteinander erfüllt sind.

Dass ein gutes Betriebsklima auch für die Arbeitgeber positive Konsequenzen hat, ist eine Einsicht, die sich erst allmählich durchsetzt.

Doch ein Betriebsklima wie unter Glasmachern wie vor fünfzig Jahren wird es wohl nie wieder geben.

Alfred Brandner

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://filstalexpress.de/lokalnachrichten/172893/

Schreibe einen Kommentar