www.fachkraeftemonitor-bw.de mit neuen Daten: Baden-Württemberg 2030: Mehr als eine halbe Million Fachkräfte weniger als heute

Im Jahr 2030 werden voraussichtlich über 570.000 qualifizierte Arbeitskräfte weniger im Land zur Verfügung stehen als heute. Damit bleibt der Fachkräftemangel eines der größten Risiken für die Wirtschaft in Baden-Württemberg. Zwischen 2015 und 2030 werden im Durchschnitt jährlich etwa 180.000 Fachkräfte fehlen. Über alle Branchen hinweg wird rund jede zwanzigste Stelle unbesetzt bleiben. Dies zeigt die neueste Auswertung des Fachkräftemonitors der Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Baden-Württemberg.
„Wir stehen in vielen Berufen erst am Anfang einer dramatischen Entwicklung. Die Fachkräftelücke wird immer größer“, warnt Georg Fichtner, Präsident der IHK Region Stuttgart und Federführer Volkswirtschaft der zwölf baden-württembergischen IHKs.

Ab 2016 reichen der ausgebildete Nachwuchs sowie die Absolventen von Weiterbildungseinrichtungen und Hochschulen nicht mehr aus, um die altersbedingten Abgänge auszugleichen. Auch eine verstärkte Zuwanderung und Zugänge aus der stillen Reserve – also nicht erwerbstätige Personen, die nicht als arbeitslos gemeldet sind – können den negativen Trend nur abschwächen. Hinzu kommt, dass Fachkräfte nicht nur knapper, sondern auch älter werden. Die Betriebe stehen vor der Herausforderung, mit alternder Belegschaft innovativ und wettbewerbsfähig zu bleiben. Es gilt somit, das künftig geringere Arbeitskräftepotenzial noch besser auszuschöpfen. „Manchen Betrieben wird sonst nichts anderes übrig bleiben, als einen Teil ihrer Aktivitäten in Länder mit ausreichendem Fachkräfteangebot zu verlagern oder im internationalen Wettbewerb kürzer zu treten“, so Fichtner. Gering qualifizierte Arbeitskräfte müssten weitergebildet, der Anteil der Jugendlichen ohne Schul- oder beruflichem Abschluss minimiert werden. Eine noch näher am betrieblichen Bedarf orientierte berufliche und akademische Ausbildung und eine verbesserte Willkommenskultur für ausländische Fachkräfte sowie die Erhöhung des tatsächlichen Renteneintrittsalters wären laut Fichtner geeignete Maßnahmen. Auch die Vereinbarkeit von Familie und Berufen müsse weiter im Fokus von Politik und Wirtschaft bleiben.

Schon jetzt ist laut IHKs der Mangel an Fachkräften beträchtlich: 2015 und 2016 fehlen durchschnittlich rund 15.000 Akademiker sowie 46.000 betrieblich weitergebildete Fachleute wie Meister, Techniker, Fachwirte und Fachkaufleute. Bei den Fachkräften mittlerer Qualifikation mit abgeschlossener Berufsausbildung wird es kurzzeitig nochmals zu einem leichten Angebotsüberschuss kommen. In den darauffolgenden Jahren wird der demografisch bedingte Nachwuchsmangel die Knappheit bei nichtakademischen Fachkräften rapide ansteigen lassen: Zwischen 2017 und 2030 werden im Schnitt pro Jahr 106.000 weitergebildete und 78.000 ausgebildete Fachleute fehlen. Dank des Hochschulausbaus und steigender Absolventenzahlen wird ein ebenso kräftiger Anstieg des Akademikermangels vermieden. Trotzdem werden etwa 9.800 Ingenieure und Naturwissenschaftler, 5.800 Wirtschaftswissenschaftler und 600 Informatiker mehr benötigt als zur Verfügung stehen.

Der IHK-Fachkräftemonitor für Baden-Württemberg ist eine jährlich aktualisierte, interaktive Webanwendung (www.fachkraeftemonitor-bw.de), die die Entwicklung von Angebot und Nachfrage auf dem Fachkräftearbeitsmarkt, den zeitlichen Verlauf des Fachkräftemangels sowie die Berufe mit dem größten Mangel bzw. Überschuss an Fachkräften bis zum Jahr 2030 visualisiert. Bei der Darstellung kann zwischen 105 Berufsgruppen und Qualifikationsniveaus in 18 Branchen bzw. in den zwölf IHK-Regionen Baden-Württembergs gewählt werden. Erstmalig kann im neuen Monitor auch die Entwicklung des Durchschnittsalters der Fachkräfte und der Geschlechterverteilung betrachtet werden. Der Monitor basiert auf einem Berechnungs- und Prognosemodell, das die WifOR Wirtschaftsforschung GmbH, Darmstadt, im Auftrag der baden-württembergischen IHKs entwickelt und zuletzt im April 2015 aktualisiert hat. Ergänzt wird der IHK-Fachkräftemonitor von dem ebenfalls jährlich aktualisierten IHK-Demografierechner (www.demografierechner-bw.de), der auf dem gleichen Prognosemodell beruht und Unternehmen die Analyse ihrer betrieblichen Altersstruktur und ihres künftigen Bedarfs an Fachkräften ermöglicht.

PM

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