Die gesamtwirtschaftliche Situation und die Entwicklungen bei den Strom-, Gas- und Rohstoffkosten lassen im Handwerk der Region Stuttgart die Alarmglocken schrillen. Im dritten Quartal war die Geschäftsentwicklung der regionalen Handwerksunternehmen von den Preissprüngen bei Energie und Rohstoffen beeinträchtigt.
Laut aktueller Umfrage gab es aber im bisherigen Geschäftsjahr noch keinen breiten Einbruch. „Sorgen machen uns aber die gemeldeten Erwartungen an die Wintermonate. Gut jeder vierte Unternehmer rechnet dann mit einer schwächeren Nachfrage und damit einer deutlichen Verschlechterung der Geschäftslage“, betont Peter Friedrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart. Wesentliche Ursache sei der geschwächte private Konsum. Von einer bereits eingetretenen wirtschaftlichen Misere berichten vor allem die Betriebe des Nahrungsmittel- und Gesundheitsgewerbes. Ernste Auswirkungen melden auch das Bauhauptgewerbe sowie das Ausbaugewerbe.
In der aktuellen Konjunkturumfrage der Handwerkskammer berichten 90 Prozent der befragten Betriebe von gestiegenen Einkaufspreisen. Besonders hart schlagen dabei die steigenden Energiepreise sowie die unsichere Energieversorgung zu Buche. Friedrich: „Die wenigsten Betriebe können diese Preissteigerungen weitergeben.“ Deshalb fordere das Handwerk schnelle, zielgerichtete und unbürokratische Entlastungen für Unternehmen. Die Energiepreisbremsen seien zwar ein richtiger Weg. „Wir erwarten von Bund und Ländern eine zügige und unbürokratische Einigung über die Umsetzung sowie endlich Konkretes bei den Unternehmenshilfen. Die Gaspreisbremse wie jetzt vorgeschlagen erfasst nur einen kleinen Ausschnitt der Probleme und wirkt zu spät“, so Kammerchef Friedrich. „Aber die Arbeit an den Unternehmenshilfen wurde wegen der Entwicklung der Gaspreisbremse ausgesetzt. Die muss die Politik wieder mit Hochdruck angehen, sonst kommen die Hilfen zu spät.“
Im abgeschlossenen 3. Quartal 2022 bewerteten die Handwerksbetriebe aus der Region Stuttgart die Geschäftslage noch positiv. Die verschlechterten Rahmenbedingungen machen sich laut Umfrage aber zunehmend bemerkbar. Gut die Hälfte der Befragten schätzte die aktuelle Geschäftslage zwar „gut“ ein. Die Geschäftserwartungen haben sich allerdings merklich eingetrübt. Nur noch 18 Prozent der Handwerksbetriebe erwarten zukünftig eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. Der Anteil der Betriebe, die eine Verschlechterung erwarten, schnellte innerhalb eines Jahres von 7 auf 27 Prozent nach oben. Folglich verlor der Konjunkturindikator gegenüber dem Vorjahreswert 21 Zähler und fiel auf +14 Punkte. Die Auftragslage wird von den befragten Handwerksbetrieben bereits schlechter wahrgenommen als in den Vorquartalen. Etwa 30 Prozent der Befragten meldeten Einbußen bei neuen Aufträgen. Ebenso viele rechnen im kommenden Quartal mit sinkenden Auftragseingängen. Auch die Umsatzentwicklung hat sich abgeschwächt, insgesamt überwiegt zwar noch der Anteil der positiven Umsatzmeldungen, dies dürfte jedoch auf die allgemeinen Preissteigerungen zurückzuführen sein. Für das kommende 4. Quartal rechnet jeder vierte Befragte mit Umsatzeinbußen. Die Beschäftigung im regionalen Handwerk ist im 3. Quartal leicht rückläufig gewesen. Insgesamt ist die Beschäftigungssituation jedoch stabil. Aufgrund der schwierigen Situation hat laut Umfrage fast jeder fünfte Betrieb seine Investitionstätigkeit zurückgefahren. In den kommenden Monaten dürfte die Investitionsneigung weiter zurückgehen.
PM Handwerkskammer Region Stuttgart