Der IHK-Geschäftsklimaindex der baden-württembergischen Gesundheitswirtschaft ist zu Jahresbeginn auf 140 Zähler gestiegen. Damit befindet sich der Klimaindex der Gesundheitswirtschaft auf einem hohen Niveau und liegt über dem landesweiten Durchschnitt aller Branchen (127 Punkte). Von guten beziehungsweise befriedigenden Geschäften berichten 90 Prozent der Unternehmen. Für ihre Zukunft gehen 35 Prozent der Unternehmen von einer Verbesserung der Situation aus, während der Anteil der Betriebe, die mit schlechteren Geschäften im weiteren Jahresverlauf rechnen, von elf auf neun Prozent sinkt.
„Die Coronapandemie hat die Unternehmen der Gesundheitswirtschaft in den vergangenen Monaten enorm gefordert. Umso erfreulicher, dass sich Lage und Zukunftserwartungen nun weiter verbessern“, kommentiert Prof. Claudius Marx, Hauptgeschäftsführer der für die Gesundheitswirtschaft im Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) federführenden IHK Hochrhein-Bodensee.
Aufgrund der Personalintensität und der starken Dienstleistungsorientierung ist die Gesundheitswirtschaft seit Jahren ein wichtiger Beschäftigungsmotor in Baden-Württemberg. Im Land arbeiten in 29 670 Betriebsstätten rund 580 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Gesundheitswirtschaft. Dies entspricht einem Gesamtwirtschafts-Anteil von zwölf Prozent. Die Gesundheitswirtschaft ist damit der beschäftigungsstärkste Wirtschaftszweig in Baden-Württemberg. Zum Vergleich: die nächstgrößten Branchen sind der Einzelhandel und der Maschinenbau, deren Beschäftigungsanteile bei jeweils über sechs Prozent liegen.
So ist denn auch das von den Unternehmen der Gesundheitswirtschaft meistgenannte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung des eigenen Unternehmens das Fehlen von Fachkräften. Der Anteil derer, die dies beklagen, steigt von 45 Prozent in der letztjährigen Umfrage auf aktuell 67 Prozent. Und auch die Coronapandemie stellt für mehr als jedes zweite Unternehmen der Gesundheitsbranche weiter ein bedeutendes Risiko dar. Der körpernahe Dienst am Menschen kann in absehbarer Zeit noch immer nur unter Einhaltung restriktiver Auflagen erfolgen. Das erhöht den Aufwand und die Kosten der Betriebe. Und auch teilweise deutliche Preisanstiege, längere Lieferzeiten, Kontingentierung von Liefermengen, Ertragseinbußen und einen gestiegenen Planungsaufwand hatten viele Unternehmen der Gesundheitswirtschaft – getrieben durch die unterbrochenen globalen Lieferketten – in den vergangenen Monaten hinzunehmen. Stark im Fokus der Branche stehen aktuell die Energiepreise. Nannten vor einem Jahr gerade einmal sechs Prozent der Unternehmen diese als wirtschaftliches Risiko, so sind es mittlerweile 46 Prozent.
Zuversichtlicher als noch vor einem Jahr ist der Gesundheitssektor dagegen mit Blick auf die Finanzierungsmöglichkeiten und die Auslandsnachfrage. Positiv ist auch die Einschätzung der zukünftigen Umsätze. So gehen 52 Prozent der baden-württembergischen Gesundheitswirtschaft von steigenden Umsätzen aus, im Vorjahr waren dies noch 46 Prozent.
Die Auswirkungen auf die Investitions- und Beschäftigungsabsichten der Unternehmen sind im Zuge von Corona positiv: Aktuell beabsichtigt jeder dritte Betrieb, mehr Personal einzustellen. Die große Mehrheit von 45 Prozent plant, die Mitarbeiterzahl konstant zu halten. Ein Drittel der Unternehmen will ihre Inlandsinvestitionen steigern, wohingegen zwölf Prozent keine Investitionen tätigen wollen. 44 Prozent der Branche planen, ihr aktuelles Investitionsniveau beizubehalten. Bei 69 Prozent wird in die Digitalisierung investiert, bei 64 Prozent fließen Gelder in die Ersatzbeschaffung.
„Das Land Baden-Württemberg sollte aufgrund seiner bedeutenden Forschungsinstitutionen und Unternehmen im Gesundheitsbereich eine führende Rolle unter den Bundesländern anstreben“, ist Prof. Marx überzeugt. „Leitgedanke sollte sein, die digitale Transformation im Gesundheitsbereich mit einer Stärkung der Gesundheitswirtschaft zu verknüpfen. Schließlich können die Betriebe der Gesundheitswirtschaft – vom Digital-Health- und Biotech-Start-up über Unternehmen der ambulanten und stationären Versorgung, Reha- und Vorsorgeeinrichtungen bis hin zu weltweit agierenden Medizintechnik- und Pharmaunternehmen – einen zentralen Beitrag leisten, die Chancen der Digitalisierung nutzbar zu machen. Durch die Digitalisierung kann nicht nur die Versorgung besser und effizienter werden, auch zusätzliche Wertschöpfung und Arbeitsplätze können durch Innovationen in Baden-Württemberg entstehen.
Grundlegend für eine Digitalisierung ist freilich die ausreichende Netzinfrastruktur zur Datenübermittlung. Der zügige Ausbau flächendeckender Breitband- und Mobilfunkinfrastruktur sollte oben auf der Prioritätenliste der Landespolitik stehen“, so Prof. Marx. Und noch ein weiteres Anliegen hat er: Der Datenschutz dürfe nicht dazu führen, dass anonymisierte, aggregierte Patientendaten, die in anderen Ländern der Welt für Forschung und Innovation zur Verfügung stehen, im Inland blockiert werden. Eine Wettbewerbsverzerrung zum Nachteil von Unternehmen und Patienten wäre die mittelfristige Folge.
IHK-Geschäftsklimaindex:
Mit dem bundesweit einheitlichen Geschäftsklimaindikator hat die IHK-Organisation ein Markenzeichen für ihre Konjunkturumfragen geschaffen. Der Geschäftsklimaindikator spiegelt das Ergebnis der Umfrage in einer einzigen Größe wider. Der IHK-Konjunkturklimaindikator wird als geometrisches Mittel der Lage- und Erwartungssalden berechnet. Ein Wert von 100 Zählern bildet die Grenze zwischen positiver und negativer Grundstimmung.
PM Baden-Württembergischer Industrie- und Handelskammertag