Ministerpräsident Kretschmann berät sich mit Spitzengremium des Strategiedialog Automobilwirtschaft BW

„Die Automobilwirtschaft ist die Halsschlagader unseres Landes und ihre gegenwärtige Lage ist sehr angespannt. Die Herausforderungen sind groß. Der Antriebsstrang wird elektrifiziert und die Digitalisierung wird das zukünftige Automobil und seine Herstellung prägen. Für unsere Unternehmen ist dieser Wandel ein immenser Kraftakt. Die Corona-Pandemie hat die Belastungen vervielfacht. Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um die Krise abzufedern“, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei der Pressekonferenz zur Zwischenbilanzkonferenz des Strategiedialogs Automobilwirtschaft BW (SDA BW) am Donnerstag (17. September) in Stuttgart. Baden-Württemberg hat gerade für die kleinen und mittleren Betriebe einen Beteiligungsfonds aufgelegt und flankiert die umfangreichen Bundesmaßnahmen mit einem Zukunftsprogramm BW.

Bilanz der vergangenen Jahre

Kretschmann betonte: „Das Auto wird noch einmal neu erfunden. Digitalisierung und Dekarbonisierung sind dabei die Wegweiser“, und er unterstrich: „Wir wollen, dass unser Land auch in den alternativen und fortschrittlichen Technologien im Bereich Automobil weltweit eine führende Rolle innehat. Dass das Auto der Zukunft in Baden-Württemberg vom Band rollt und Arbeitsplätze gesichert und geschaffen werden. Unser innovatives Arbeitsformat des SDA BW bringt alle Akteure, von den Autoherstellern und Zulieferern über die Wissenschaft und die Beschäftigten bis hin zur Zivilgesellschaft, an einen Tisch. Damit liegen wir goldrichtig – das zeigen uns auch Folgeformate auf Bundes- und Länderebene, die in dieselbe Richtung gehen.“

Die Leistungsbilanz des Strategiedialogs bewertet Kretschmann positiv: „Wir haben uns national und international mit großen Automobilstandorten vernetzt, die Elektrifizierung massiv vorangebracht und unser Land mit Ladesäulen überzogen, so dass wir hier bundesweit sogar als modellhaft gelten. Ein urbaner Schnellladeparks (USP) wurde jüngst eingeweiht, 15 weitere sind in der Umsetzung (siehe Anlage ,Strategiepapier LIS‘). Wir verfolgen die Antriebswende stringent und investieren stark in moderne Batterien, in Wasserstoff, Brennstoffzelle und synthetische Kraftstoffe.“ Über 175 Millionen Euro seien im Rahmen des SDA vom Land Baden-Württemberg in Zukunftsprojekte geflossen. Weitere Beträge des Landeshaushalts im dreistelligen Millionenbereich untermauern die Ziele des Strategiedialogs, so der Ministerpräsident. „Kooperationen sind in dieser veränderten Welt von herausragender Bedeutung“, betonte er und hob die von der Landesagentur e-mobil BW gesteuerten Pionierprojekte Cluster E-Mobilität Südwest und Cluster Brennstoffzelle Baden-Württemberg hervor. „Und unseren Mittelstand unterstützen wir ganz gezielt mit Wissen, Bildungsangeboten und Beratung durch die neue Landeslotsenstelle Transformationswissen BW (siehe Fortschrittsbericht).

Schwerpunkte der kommenden Jahre

Zur Zwischenbilanzkonferenz wurde eine „Roadmap für eine erfolgreiche Transformation“ entwickelt (siehe Anlage). Kretschmann: „Ein Fokus liegt auf dem Klimaschutz. Wir investieren weiterhin in alternative Antriebe. Mit dem Forschungsprojekt ,reFuels‘ gehen wir gezielt regenerativ hergestellte Kraftstoffe an, die beispielsweise im Flugverkehr zum Einsatz kommen können. Eine Wasserstoff-Roadmap zeigt detailliert, wie wir Baden-Württemberg zur Modellregion für Wasserstoff machen werden. Mit unserer exzellenten Forschungslandschaft richten wir darüber hinaus unser Augenmerk auf die Entwicklung von Batterien der nächsten Generation.“

„Wir wollen zudem die Digitalisierung vorantreiben: Vernetzung, Künstliche Intelligenz und digitale Plattformen (Betriebssysteme) sind die maßgeblichen Treiber der Zukunft. Wer hier die Nase vorn hat, gibt global den Ton an. Hier liegen die größten Wertschöpfungspotentiale. Wir müssen es sein, die dieses neue digitale Ökosystem mit neuen Allianzen, Netzwerken und Projekten gestalten“, unterstrich der Ministerpräsident (siehe Anlage ,Strategiepapier AVM‘). „Wir nehmen in dieser Legislaturperiode weit mehr als eine Milliarde Euro in die Hand, um die digitale Infrastruktur auszubauen. Unerlässlich ist dabei auch die digitale Bildung. Die Corona-Krise hat uns drastisch vor Augen geführt, dass wir bei  der Digitalisierung der Schulen noch Luft nach oben haben.“

Der Mittelstand sei laut Kretschmann durch den Strukturwandel besonders betroffen. „Volle Auftragsbücher haben eine kontinuierliche Weiterentwicklung verhindert. Nun gilt es, sich auf die neuen Technologien kurzfristig einzustellen und neue Lösungen und Geschäftsmodelle zu entwickeln“, sagte der Ministerpräsident. Neben den bisher eingeleiteten Maßnahmen wie Transformationswissen BW, dem Technologiekalender, den Transformations-Hubs und der Mittelstandsoffensive Mobilität müsse nun auch intensiv die Qualifizierung und Weiterbildung der Beschäftigten gesichert werden. „Wir werden daher eine ressortübergreifende Weiterbildungsstrategie erarbeiten, damit sich die Mitarbeitenden in der Automobilwirtschaft bestmöglich für die Arbeitsplätze der Zukunft bilden können“, führte der Ministerpräsident aus.

Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau des Landes Baden-Württemberg: „Die Mobilität der Zukunft muss ,made in Baden-Württemberg‘ sein. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, der konjunkturelle Abschwung sowie der tiefgreifende Strukturwandel stellen gerade unsere zahlreichen kleinen und mittleren Unternehmen aktuell vor große Herausforderungen. Der Schlüssel für eine erfolgreiche Transformation ist Innovation. Denn alternative Antriebe, autonomes und vernetztes Fahren, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz werden die Mobilität der Zukunft maßgeblich prägen. Die damit verbundenen neuen Mobilitätslösungen und Geschäftsmodelle erfordern tiefgreifende Veränderungen, bedeuten für unsere Unternehmen aber zugleich vielfältige Chancen. Im Strategiedialog unterstützen wir die Betriebe gemeinsam dabei, diese Möglichkeiten optimal zu nutzen und die Transformation zu einer Erfolgsgeschichte für Baden-Württemberg zu machen.“

Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und der Mercedes-Benz AG: „Die Automobilindustrie treibt den Transformationsprozess kraftvoll und mit Begeisterung voran. Unser Ziel ist klar: Wir wollen das Auto und die individuelle Mobilität noch nachhaltiger, digitaler und faszinierender machen. Dabei haben wir bereits wichtige Schritte gemacht. Der Strategiedialog hat eine sehr gute Grundlage für das Gelingen der Transformation gelegt. Ich bin überzeugt: Wenn Industrie, Politik und alle Beteiligten Hand in Hand zusammenarbeiten, dann hat die baden-württembergische Automobilbranche nicht nur eine große Historie, sondern auch eine große Zukunft.“

Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Dr. Ing h.c. F. Porsche AG: „Der Strategiedialog ist ein bewährtes Format für den Austausch zwischen Politik, Gesellschaft und der Automobilwirtschaft. Gemeinsam gestalten wir die Zukunft: digital, vernetzt, nachhaltig – und das mit konkreten Programmen. Um die Pariser Klimaziele zu erreichen, muss und wird der Hochlauf der E-Mobilität deutlich an Fahrt aufnehmen.“

Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH: „Der Klimaschutz auf der Straße braucht Technologie-Offenheit – mit Batterie, Brennstoffzelle, aber auch über synthetische Kraftstoffe. Es ist gut, dass Deutschland und Europa ernst machen mit dem Einstieg in die Wasserstoff-Wirtschaft. Hier kann Baden-Württemberg zum Technologie-Cluster werden. Bosch versteht sich als treibende Kraft in diesem Netzwerk und entwickelt Brennstoffzellen für mobile und stationäre Anwendungen. Wir setzen uns dafür ein, dass Wasserstoff zu synthetischen Kraftstoffen weiterverarbeitet und im Straßenverkehr eingesetzt wird. Denn mit solchen eFuels können auch bereits verkaufte Diesel und Benziner klimaneutral fahren. Das ist ökonomisch, ökologisch und sozial richtig.“

Frank Mastiaux, Vorsitzender des Vorstands der EnBW Energie Baden-Württemberg AG: „Von Baden-Württemberg gehen mit dem Strategiedialog greifbare und wichtige Impulse für die Entwicklung der Elektromobilität in Deutschland aus. Dazu gehört zuletzt der erste urbane Schnellladepark Deutschlands, den wir gerade mit der Landesregierung in Stuttgart eröffnet haben. 15 weitere werden in großen Städten des Landes folgen. Der SDA hat aufbauend auf diesem Dialog eine Zusammenarbeit und damit konkrete Fortschritte ermöglicht. In einem nächsten Schritt gilt es nun, die Veränderungsbereitschaft, die Corona in unserer Gesellschaft freigesetzt hat, für einen weiteren Schub in der Energie- und Mobilitätswende zu nutzen. Dies sind u.a. Beschleunigung der Verfahren, der Genehmigungen und der technischen Entwicklungen, die z.B. durch digitale Anwendungen und Lösungen möglich sind, und die heute viel selbstverständlicher genutzt werden als vor der Corona-Krise.“

Brigitte Dahlbender, Landesvorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Baden-Württemberg: „Die intensiven Dialoge mit Bürgerinnen und Bürgern, Stakeholdern und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Automobilwirtschaft führten zu dem Ergebnis, dass die Beteiligten sich klar für eine neue Mobilität aussprechen. Das 1,5 Grad-Ziel von Paris hat dabei höchste Priorität. Die Menschen erwarten vom Strategiedialog mehr als nur die Diskussion um neue Antriebe und neue Infrastruktur. Sie wollen, dass man zügig nachhaltige Lösungen für ihre Mobilitätsbedürfnisse findet. Wir brauchen im Strategiedialog einen starken Fokus auf die Mobilitätswende. Für die Bürgerinnen und Bürger stand nicht das Auto, sondern eine neue und nachhaltige Mobilität im Mittelpunkt. Deshalb müssen alle Themenfelder intensiver als bisher zusammenarbeiten, um dies zu erreichen.“

Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg:

„Sichere und gute Arbeit und Einkommen für alle Beschäftigten, mehr Anstrengungen beim Klimaschutz und eine erfolgreiche Transformation der Industrie in Baden-Württemberg, diese Aufgaben werden uns auch in der zweiten Halbzeit des Strategiedialogs fordern. Für mich ist ganz klar: Für eine gelingende Transformation muss dieses Format der Zusammenarbeit in die Verlängerung gehen. Als IG Metall bringen wir uns gerne weiter ein und unterstützen den Geist der Gemeinsamkeit. Wir brauchen ein solches Kontrastprogramm zu Stellenabbau und Standortschließungen, die aktuell leider die Runde machen. Unser Appell lautet: Die Beschäftigten müssen mit ihren Sorgen und Fragen ernst- und mitgenommen werden.“

Informationen:

Der Strategiedialog Automobilwirtschaft BW startete 2017 und ist auf sieben Jahre angelegt. Seine Hauptbestandteile stellen sechs Themenfelder und ein Querschnittsfeld dar: Forschung und Entwicklung, Produktion, Zulieferer (I), Vertrieb, After-Sales (II), Energie (III), Digitalisierung (IV), Verkehrslösungen (V), Forschungs- und Innovationsumfeld (VI), Querschnittsfeld Gesellschaft und Mobilität (VII). Jedem Themenfeld steht ein Mitglied der Landesregierung sowie ein Co-Lead aus Unternehmen, Wissenschaft oder Nicht-Regierungsorganisationen vor. Jährlich treffen sich die Vertreterinnen und Vertreter der Landesregierung, der Unternehmensleitungen, der Wissenschaft, der Arbeitnehmervertretungen und der Zivilgesellschaft, um die bisherigen Fortschritte und das weitere Vorgehen zu besprechen. Nach einer einjährigen Start- und Projektierungsphase ging der SDA 2018 in die Projektphase I (bis 2020) und nach der heutigen Zwischenbilanzkonferenz in die Projektphase II (2020 bis 2024) über. Die Zwischenbilanzkonferenz wurde von einer digitalen Ausstellung mit Live-Formaten für interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie Akteure und Stakeholder des SDA flankiert, die Inhalte sind noch bis voraussichtlich Februar 2021 online abrufbar: www.sda2020.de.

Informationen zum Strategiedialog Automobilwirtschaft BW sowie den Fortschrittsbericht 2020 finden Sie auf www.sdabw.de.

 

PM Staatsministerium Baden-Württemberg

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