Die Rechnung ist einfach, zumindest in der Theorie: Zwei Siege aus den beiden Heimspielen gegen die Kurpfalz Bären Ketsch und Bayer Leverkusen und eine Niederlage von Konkurrent Buchholz-Rosengarten: Dann hätten sich die Frisch-Auf-Handballerinnen vor dem letzten Spiel bei der SG BBM Bietigheim in die Relegation gerettet. In der Praxis erfordert dies ein hartes Stück Arbeit und auch das nötige Quäntchen Glück. Fakt ist: Ohne zwei Punkte an diesem Sonntag (16 Uhr, sportdeutschland.tv) gegen das Tabellenschlusslicht Kurpfalz Bären Ketsch dürfte es nicht reichen. „Ein Heimsieg ist Pflicht“, weiß Göppingens Coach Nico Kiener. „Und diesen Heimsieg wollen wir holen, um den Relegationsplatz zu verteidigen. Mit dann elf Zählern in der Rückrunde hätten wir auch eine ganz ordentliche Bilanz.“
Der Wochenbeginn nach dem bitteren 30:31 in Oldenburg war hart für ihn und seine Spielerinnen. „Das war eine große Chance für uns. Auch wenn Oldenburg uns in den letzten 25 Minuten überrannt hat, war nicht alles schlecht. Wir haben 35 Minuten sehr gut gespielt. Wir müssen unsere Lehren aus diesem Spiel ziehen, dass uns das nicht noch einmal passiert.“ Als Oldenburg in doppelter Überzahl nochmals Morgenluft gewittert habe und danach Tor um Tor näher herangekommen sei, habe sich all das bemerkbar gemacht, mit was man im Abstiegskampf zwangsläufig zu kämpfen habe: dem Druck, der eigenen Nervosität und einem Gegner, der locker drauflos spiele und einfach noch einmal versuche, die Begegnung zu drehen. „Wenn du einen Lauf hast wie die Männer, spielt es sich leichter. Die haben gegen Flensburg mit sechs Toren geführt, dann stand es unentschieden, aber sie nehmen aus dieser Partie einen Punkt mit. In unserer Situation strotzt du halt nicht gerade vor Selbstvertrauen.“ Die Flinte ins Korn werfen werde sein Team trotz der bitteren Pille der Vorwoche freilich nicht. „Jetzt gilt es mit Vollgas, Entschlossenheit und einer Portion Wut im Bauch aufzutreten und gegen Ketsch zwei Punkte einzufahren.“ Wie Oldenburg, operiert auch das Schlusslicht gerne mit einer offensiveren Abwehr und dem 7:6 im Angriff. „Hier müssen wir dagegenhalten und Lösungen finden“, sagt der Göppinger Coach, der aller Voraussicht nach wieder auf Lina Krhlikar bauen kann, die ihre Fingerblessur überwunden hat.
„Ich war beim Hinspiel nicht dabei, spüre aber, dass die Mannschaft unbedingt Wiedergutmachung für das 23:25 in der Vorrunde betreiben möchte“, sagt Louisa Wolf, die Ende Januar aus Neckarsulm nachverpflichtet wurde. „Für mich und uns zählen am Sonntag nur die beiden Punkte.“ Die Spielmacherin hat sich nach ihrem Blitzwechsel schnell in der neuen Umgebung eingelebt. „Die Mannschaft hat es mir sehr leicht gemacht, anzukommen. Einige Gesichter kannte ich ja von früher. Auch das Umfeld hat mich trotz des coronabedingten Abstandes sehr gut aufgenommen. Deshalb bin ich sehr froh über meine Entscheidung“, sagt die 26-Jährige, die sich neben dem Klassenerhalt bald wieder Zuschauer in der EWS-Arena wünschen würde.
Damit man bei den FRISCH AUF Frauen auf ein weiteres Jahr im Oberhaus hoffen kann, darf der Tabellenletzte nicht noch einmal zum Stolperstein werden. Ketsch weist nur die beiden Zähler aus dem Göppinger Spiel auf, sonst setzte es ausnahmslos Niederlagen. Einige Partien wurden hauchdünn verloren, so zum Beispiel gegen Oldenburg (23:24) oder Blomberg-Lippe (23:25). Zuletzt unterlagen die Bären dem Buxtehuder SV unter der Woche in einem Nachholspiel 20:29. Neue Trainerin ist Franziska Steil (früher Garcia-Almendaris), die für Adrian Fulladjusch übernahm, der sich Richtung Buxtehude veränderte. Mit der langjährigen Bundesligaspielerin (Nürnberg, Thüringen und Leverkusen) sieht sich der Absteiger für die Zukunft in der zweiten Liga gerüstet, da sie Umfeld und Strukturen des Vereins aus ihrer Zeit von 2000 bis 2008 kennt.
Frank Höhmann