Bittere Pille statt Big Points: Nach der 23:24-Heimniederlage gegen den VfL Oldenburg verlieren die Frisch-Auf-Handballerinnen langsam den Anschluss

Das neue Jahr begann für die Göppinger FRISCH AUF Frauen am Samstag mit einer Niederlage: Statt die erhofften Big Points im Vier-Punkte-Spiel gegen den VfL Oldenburg einzufahren, gab es bei der 23:24 (14:13)-Heimniederlage die nächste bittere Pille zu schlucken. „Wir sind alle sehr enttäuscht, dass unser großer Kampf nicht belohnt wurde“, sagte die stark haltende Torhüterin Anne Bocka (14 Paraden) nach den 60 hart umkämpften Minuten in der leeren EWS Arena. Die Abwehr sei die meiste Zeit gut gestanden, „aber Oldenburg hat es trotz vieler Zeitspielsituationen immer noch irgendwie geschafft, den Ball im Tor unterzubringen.“

Was vor allem an einer Akteurin lag: Rückraumspielerin Kathrin Pichlmeier (13/2) ließ sich an diesem Abend nicht bremsen, tankte sich immer wieder durch und warf, wenn es allerhöchste Eisenbahn war. Dass die Göppingerinnen die letzten beiden Minuten in Unterzahl bewältigen mussten, war nicht maßgebend für die Niederlage. Als Sina Ehmann mit ihren aggressiven Nadelstichen dafür gesorgt hatte, dass Pichlmeier kurz zuvor beim Stand von 23:23 (56.) entnervt in den zweiten Stock geworfen hatte, leisteten sich die FRISCH AUF Frauen nicht den einzigen unnötigen Ballverlust, den Pichlmeier dieses Mal zur Oldenburger Führung, dem gleichzeitigen Endstand, verwertete.

„In der Crunchtime haben wir entscheidende Würfe nicht ins Tor bekommen“, analysierte Bocka. Nicht nur beim 23:23, sondern auch schon zuvor hatten die Göppingerinnen immer wieder Möglichkeiten, sich selbst in Führung zu schießen und den Gegner zum Nachziehen zu zwingen. Dies wiederum gelang den Gästen. „Wir hatten sicher auch etwas Glück, aber insgesamt ist der Sieg nicht unverdient. Wir haben alles reingeworfen und einen guten Block gestellt und nicht viel über den Kreis zugelassen“, sagte Gästecoach Niels Bötel. Der Klassenerhalt sei mit diesem Sieg aber noch lange nicht geschafft, auch wenn jetzt acht Zähler zwischen beiden Teams liegen würden. „Es ist ja noch nicht einmal die Hinrunde absolviert.“

Die Göppingerinnen hatten all das in die Partie mitgebracht, was notwendig ist: Leidenschaft, Wille, Emotionen. „Einsatz und Kampf haben gestimmt, aber in der zweiten Hälfte war es im Angriff zu wenig, um das Spiel gewinnen zu können“, sagte Trainer Aleksandar Knezevic. Sein Gegenüber Bötel hatte sich von Beginn an auf eine „enge Partie auf Augenhöhe“ eingestellt, die erst am Schluss entschieden wird. So war es dann auch, das Geschehen auf dem Feld spitzte sich von Minute zu Minute mehr zu und wurde zum Krimi. Beide Mannschaften kämpften auf Biegen und Brechen um die beiden Punkte.

Gestützt auf Bocka im Tor, die Nationalspielerin Jenny Behrend mit drei Paraden in den ersten fünf Minuten den Zahn zog, gelang den Göppingerinnen trotz einer frühen Zeitstrafe gegen Tina Welter ein guter Einstieg in die Partie, die Knezevic mit Umstellungen begonnen hatte. So fing Welter an, in der Abwehr kam Ehmann auf wechselnden Positionen die volle Distanz zum Einsatz und machte ihre Sache sehr gut. Welter trumpfte in der ersten Hälfte mit vier Treffern bei vier Versuchen auf, musste aber nach ihrer zweiten Zeitstrafe in der 38. Minute zurückstecken. Frisch Auf gelang es zunächst immer wieder, die Abwehr der Oldenburgerinnen zu überlisten. Beim 6:3 lagen die Göppingerinnen drei Treffer in Führung, versäumten es aber im weiteren Spielverlauf, eine deutlichere Führung als das 14:13 mit in die Pause zu nehmen. So vertändelten sie in doppelter Überzahl den Ball und ließen den Kontrahenten verkürzen, statt sich wieder auf drei Tore abzusetzen.

Nach dem Wechsel geriet die Führung rasch abhanden. Plötzlich stotterte der Angriffsmotor und Oldenburg konnte sich erstmals in Front bringen (15:14). Den FRISCH AUF Frauen schien das Süd-Nord-Duell zu entgleiten. Nach 40 Minuten hieß es 15:18. Doch die Knezevic-Schützlinge ließen sich von dem Rückstand nicht entmutigen und kämpften sich wieder zum Ausgleich. Mehr noch: Nach dem 20:19 und 21:20 hatte man das Gefühl, dass das Pendel nun zu Gunsten der Einheimischen ausschlagen würde, die dann aber Nerven beim Abschluss zeigten und sich ungenaue Abspiele erlaubten. Oldenburg agierte in dieser Phase abgezockter und konnte sich auf Pichlmeier verlassen, die Verantwortung übernahm. Auch Torfrau Julia Renner war mit ihren Paraden an der Wende beteiligt.

Als die Schiedsrichter 30 Sekunden vor Schluss bei der erfolgreichsten Frisch-Auf-Werferin Michaela Hrbkova (6/3) auf Stürmerfoul entschieden, war auch ein Punkt nicht mehr zu retten. Und so beträgt der Rückstand auf den Relegationsplatz nach dem Sieg von Rosengarten in Mainz jetzt vier Zähler.

Frank Höhmann

So spielten sie:

FRISCH AUF Frauen: Bocka, Kaminska, Lengyel; Brugger (4), Ioneac, Hrbkova (6/3), Andjic (2), Morf, Tinti (1), Marcikova, Wyder (4), Krhlikar (2), Ehmann, Welter (4)
VfL Oldenburg: Renner, Reese; Fragge, Teiken (1), Reinemann, Buhl, Hoitzing (2), Pichlmeier (13/2), Martens, Steffen (1), Carstensen (5/3), Behrend (1), Knippert (1)
Schiedsrichter:
Lier/Lier
Zeitstrafen: 10:6-Minuten
Zuschauer: 0.

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