Generation 50 Plus deutlich häufiger im Krankenhaus

Zur Pflege-Messe in Stuttgart: Mehr als 60 000 Behandlungsfälle je 100 000 Hochbetagte im Jahr 2014

Die Häufigkeit, mit der eine stationäre Behandlung im Krankenhaus in Anspruch genommen wird, ist vom Alter abhängig. »Unsere aktuelle Auswertung der Diagnosestatistik zeigt: Stationäre Krankenhausbehandlungen nehmen ab dem 50. Lebensjahr deutlich zu.« Dies und weitere Fakten zu Krankenhausbehandlungen nach dem Alter präsentierte die Präsidentin des Statistischen Landesamtes Dr. Carmina Brenner heute am Stand des Statistischen Landesamtes auf der Messe Pflege Plus in Stuttgart (Stand C 60, Halle 4). Brenner: »Herz-Kreislauferkrankungen sind für Männer ab 50 Jahren ein besonderes Problem.«

Rund 2,16 Millionen Krankenhausbehandlungen1 von Baden‑Württembergern erfasste das Statistische Landesamt für das Jahr 20142. Rein rechnerisch wurde damit ein Fünftel der Einwohner des Landes (20 200 Fälle je 100 000 Einwohner) einmal stationär im Krankenhaus behandelt, sei es als Stundenfall oder über einen längeren Zeitraum3. In der Altersgruppe der 50- bis 54-Jährigen ist die Häufigkeit stationärer Behandlung mit 15 000 Fällen je 100 000 Einwohner noch unterdurchschnittlich. Bis zur Altersgruppe der 70- bis 74-Jährigen erhöht sich die Zahl der Krankenhausaufenthalte jedoch auf mehr als das Doppelte auf 37 000 Fälle je 100 000 Einwohner. Bei 90-Jährigen und Älteren ist die Häufigkeit von stationären Behandlungen mit 67 000 Fällen je 100 000 Einwohner am höchsten.

Neben dem Alter spielt auch das Geschlecht bei Häufigkeit und Dauer von Krankenhausaufenthalten eine Rolle. Männer nehmen in den Altersgruppen ab 50 Jahren öfter stationäre Behandlungen in Anspruch als Frauen. In der Altersgruppe der 90-Jährigen und Älteren ist die Behandlungshäufigkeit bei Männern mit fast 80 000 Fällen je 100 000 der gleichaltrigen Bevölkerung um ein Fünftel höher als bei Frauen. Allerdings ist der Krankenhausaufenthalt männlicher Patienten in den betrachteten Altersgruppen im Durchschnitt etwas kürzer als bei Frauen. Die längste Verweildauer im Krankenhaus ist in den Altersgruppen zwischen 80 und 90 Jahren zu beobachten: Frauen waren 2014 je Behandlungsfall im Durchschnitt 9,0 Tage, Männer 8,6 Tage in stationärer Behandlung.

Die häufigere Inanspruchnahme stationärer Behandlungen durch ältere Männer ist zum Teil auf Faktoren zurückzuführen, die auch im Zusammenhang mit der niedrigeren Lebenserwartung von Männern4 diskutiert werden: Lebensstil, Gesundheitsbewusstsein und Wahrnehmung von Gesundheitsvorsorge.

Die Gründe für den Krankenhausaufenthalt über 50-jähriger Frauen und Männer unterscheiden sich ebenfalls und zeigen sich bereits auf der relativ groben Ebene der Diagnosegruppen5. So sind Kreislauf-Erkrankungen für Männer in allen Altersgruppen ab dem 50. Lebensjahr der Behandlungsanlass Nr. 1. Bei Frauen treten Herz-Kreislauf-Erkrankungen erst ab der Altersgruppe der 65-Jährigen und Älteren in den Vordergrund. Zuvor spielen Krebserkrankungen (Neubildungen) und Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, wie Hüft- oder Kniearthrose, noch eine größere Rolle als Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Stationäre Behandlungen der Folgen von äußeren Ursachen, beispielsweise eines Oberschenkelhalsbruchs nach Sturz, fallen bei Frauen bereits ab dem Alter von 75 Jahren, bei Männern erst ab 85 Jahren unter die drei wichtigsten Behandlungsanlässe.

1 In dieser Zahl sind auch gesunde Neugeborene enthalten.

2 Daten für das Berichtsjahr 2015 werden im 4. Quartal vorliegen.

3 Jeder Krankenhausaufenthalt eines vollstationär behandelten Patienten wird als eigener Fall gezählt. Ausnahme: Bei Wiederaufnahmen und Rückverlegungen ins Krankenhaus (unveränderte Diagnose) sowie bei mehrtägigen Beurlaubungen von Patienten werden die Krankenhausaufenthalte zu einem Fall zusammengefasst. Besonders in höheren Altersgruppen, ist davon auszugehen, dass mehrfach Erkrankte innerhalb eines Jahres mehr als einmal stationär behandelt werden. Bei Stundenfällen handelt es sich um Patienten, die in ein Krankenhaus aufgenommen und noch am gleichen Tag wieder entlassen werden.

4 Laut Sterbetafel für 2012/2014 für Baden‑Württemberg haben 50-jährige Männer eine weitere durchschnittliche Lebenserwartung von 31,1 Jahren, 50-jährige Frauen von 35,0 Jahren.

5 Kapitel der Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Revision (ICD-10).

Tabelle 1

Behandlungshäufigkeit im Krankenhaus bei über 50-jährigen Patienten mit Wohnort in Baden-Württemberg 2014
Alter von … bis … Jahren Fälle1) je 100.000 Einwohner
weiblich männlich insgesamt
Anzahl
1) stationäre Fälle inkl. Stundenfälle.

Datenquelle: Diagnosestatistik.

alle Altersgruppen 20.888 19.573 20.241
50 – 54 14.584 16.251 15.426
55 – 59 17.007 21.355 19.172
60 – 64 20.222 26.573 23.295
65 – 69 25.441 32.815 29.003
70 – 74 32.350 42.014 36.861
75 – 79 41.582 51.205 45.878
80 – 84 51.764 62.656 56.211
85 – 89 60.801 72.175 64.631
90 und mehr 63.459 79.935 67.252

Tabelle 2

Durchschnittliche Verweildauer im Krankenhaus bei 50-jährigen und älteren Patienten mit Wohnort in Baden-Württemberg 2014*)
Altersgruppe von … bis … Jahren Durchschnittliche Verweildauer
weiblich männlich
in Tagen
*) Stationäre Fälle inklusive Stundenfälle.

Quelle: Diagnosestatistik.

alle Altersgruppen 7,4 7,4
50 – 54 8,2 7,6
55 -59 8,1 7,6
60 – 64 7,7 7,5
65 – 69 7,9 7,7
70 – 74 8,3 8,0
75 – 79 8,7 8,3
80 – 84 9,0 8,6
85 – 89 9,0 8,6
90 und älter 8,4 8,1

Tabelle 3

Männer: Häufigste stationäre Behandlungsanlässe nach ausgewählten Altersgruppen in Baden-Württemberg 2014*)
im Alter von … bis … Jahren häufigste Diagnose 2. häufigste Diagnose 3. häufigste Diagnose
Erkrankung im Bereich Fälle je 100.000 Männer der Altersgruppe Erkrankung im Bereich Fälle je 100.000 Männer der Altersgruppe Erkrankung im Bereich Fälle je 100.000 Männer der Altersgruppe
*) Diagnosen nach Kapiteln der ICD-10 inkl. Stundenfälle, nach Länderaustausch.

Quelle: Diagnosestatistik.

50-54 Herz-/Kreislauf (I00-I99) 2.444 Verdauungssystem (K00-K93) 2.158 Muskel-Skelett-System (M00-M99) 1.999
55-59 Herz-/Kreislauf (I00-I99) 3.919 Verdauungssystem (K00-K93) 2.672 Neubildungen (C00-D48) 2.634
60-64 Herz-/Kreislauf (I00-I99) 5.674 Neubildungen (C00-D48) 3.823 Verdauungssystem (K00-K93) 3.122
65-69 Herz-/Kreislauf (I00-I99) 7.735 Neubildungen (C00-D48) 5.243 Verdauungssystem (K00-K93) 3.558
70-74 Herz-/Kreislauf (I00-I99) 10.348 Neubildungen (C00-D48) 6.731 Verdauungssystem (K00-K93) 4.366
75-79 Herz-/Kreislauf (I00-I99) 13.408 Neubildungen (C00-D48) 7.030 Verdauungssystem (K00-K93) 5.202
80-84 Herz-/Kreislauf (I00-I99) 16.764 Neubildungen (C00-D48) 7.535 Verdauungssystem (K00-K93) 6.402
85-89 Herz-/Kreislauf (I00-I99) 18.346 Folgen äußerer Ursachen (S00-T98) 7.650 Verdauungssystem (K00-K93) 7.189
90 und mehr Herz-/Kreislauf (I00-I99) 18.614 Folgen äußerer Ursachen (S00-T98) 11.147 Atmungssystem (J00-J99) 8.978

Tabelle 4

Frauen: Häufigste stationäre Behandlungsanlässe 2014 nach ausgewählten Altersgruppen in Baden-Württemberg*)
im Alter von … bis … Jahren häufigste Diagnose 2. häufigste Diagnose 3. häufigste Diagnose
Erkrankung im Bereich Fälle je 100.000 Frauen der Altersgruppe Erkrankung im Bereich Fälle je 100.000 Frauen der Alters-gruppe Erkrankung im Bereich Fälle je 100.000 Frauen der Altersgruppe
*) Diagnosen nach Kapiteln der ICD-10 inkl. Stundenfälle, nach Länderaustausch.

Quelle: Diagnosestatistik.

50-54 Neubildungen (C00-D48) 2.274 Muskel-Skelett-System (M00-M99) 2.094 Verdauungssystem (K00-K93) 1.607
55-59 Muskel-Skelett-System (M00-M99) 2.641 Neubildungen (C00-D48) 2.616 Herz-/Kreislauf (I00-I99) 1.870
60-64 Neubildungen (C00-D48) 3.167 Muskel-Skelett-System (M00-M99) 3.086 Herz-/Kreislauf (I00-I99) 2.837
65-69 Herz-/Kreislauf (I00-I99) 4.390 Neubildungen (C00-D48) 3.853 Muskel-Skelett-System (M00-M99) 3.707
70-74 Herz-/Kreislauf (I00-I99) 6.439 Muskel-Skelett-System (M00-M99) 4.689 Neubildungen (C00-D48) 4.170
75-79 Herz-/Kreislauf (I00-I99) 9.513 Muskel-Skelett-System (M00-M99) 5.206 Folgen äußerer Ursachen (S00-T98) 4.692
80-84 Herz-/Kreislauf (I00-I99) 13.175 Folgen äußerer Ursachen (S00-T98) 7.093 Verdauungssystem (K00-K93) 5.017
85-89 Herz-/Kreislauf (I00-I99) 15.812 Folgen äußerer Ursachen (S00-T98) 10.332 Verdauungssystem (K00-K93) 5.854
90 und mehr Herz-/Kreislauf (I00-I99) 16.284 Folgen äußerer Ursachen (S00-T98) 13.065 Verdauungssystem (K00-K93) 6.245

Herausgegeben vom Statistischen Landesamt Baden‑Württemberg.

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