Einen Mutmachabend der besonderen Art erlebten knapp 50 Teilnehmer beim Forum Thomas in Göppingen dieser Tage. Der Theologe und Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Bernd Feininger von der pädagogischen Hochschule Freiburg hat es verstanden die Bedeutung der Kirche als „Erzählgemeinschaft“ anschaulich darzulegen.
„Leider sei uns in unserer schnelllebigen Zeit die Erzählkultur verloren gegangen“. „Das Erzählen ist in die Krise geraten“, so Feininger. „Der Mensch verliert so die Bodenhaftung, wenn er nicht mehr von sich und seinem Leben erzählen kann. Bereits die alten Israeliten erzählten von ihrem Gott, von Schuld und Versagen von Enttäuschungen und geglücktem Leben. Im Erzählen sei ihr Gottesbild entstanden. In den Psalmen haben sie Gott gepriesen, aber auch mit ihm gehadert.
„Das Erzählen ist stark mit der Erinnerung verbunden. Es gibt ein Erzählen das einfach sein muss. Wer wirklich von was gepackt ist, der muss auch davon reden. „Gottes Wort lässt sich nicht einsperren“, wie es in der Apostelgeschichte heißt. Aber auch beim Propheten Jeremia wird deutlich: „Ich kann nicht schweigen“ es muss raus! Das Wort Gottes hat somit auch fundamental mit der Freiheit des Menschen zu tun. Erzählen heißt: Weitergeben, sich öffnen und sich selber Weiter schenken – das was einem sehr wichtig ist. Erzählen ist wie eine Magie, ein zauberhaftes Geschehen. Selbst das Glaubensbekenntnis ist reicher Erzähltext. In knappen Sätzen werden ganze Geschichten angedeutet“, so der Referent.
Feininger findet: „Wir müssen wieder den Mut finden zu erzählen“.
„Wenn die Kirche als Gemeinschaft von Menschen wieder bereit ist untereinander und mit Jesus, als Grundlegung, in ein Gespräch einzutreten“, sei ihm vor der Zukunft nicht bange. „Denn am Sprechen eines jeden kann man hören, was ihm wichtig ist, wovor er Angst hat oder wofür er brennt. Immer geben wir im Sprechen weiter, woran wir glauben. Wenn wir auskunftsfähig über unseren Glauben bleiben wollen, müssen wir uns verstärkt in der Erzählkultur einüben und dies auch praktizieren“ empfiehlt Prof. Feininger.
Felix Müller, Dekanatsreferent