Menschen wollen mobil sein, doch für Tiere und Pflanzen sind unsere Verkehrswege oft unüberwindbare Hindernisse. Ihre Lebensräume verinseln und werden zu klein. Wanderbewegungen und genetischer Austausch zwischen Teilpopulationen sind kaum mehr möglich. Verkehrsstaatssekretärin Elke Zimmer MdL wirbt bei ihrer Sommertour für eine stärkere Wiedervernetzung als Mittel des Artenschutzes.
Die Staatssekretärin besuchte im Rahmen ihrer Sommertour am Dienstag (02. August) zwei Knotenpunkte im Netz der grünen Infrastruktur: die Grünbrücke „Hörnleswald“ an der B 464 bei Böblingen und das Wechselkröten-Laichgewässer an der K 1006 bei Magstadt. Sie betonte: „Maßnahmen der Wiedervernetzung wie der Bau von Grünbrücken oder auch Amphibienschutzanlagen schaffen bei zerschnittenen Biotopen Abhilfe und geben den Tieren wieder mehr Bewegungsfreiheit. Vernetzungsmaßnahmen an Verkehrswegen helfen nicht nur der biologischen Vielfalt auf die Sprünge, sondern verbessern auch die Verkehrssicherheit, da Wildunfälle vermieden werden.“
Grünbrücke „Hörnleswald“ – leider auch von Menschen gut genutzt
Die im Jahr 2002 gebaute Grünbrücke über die B 464 zeichnet sich durch eine gute Anbindung an die angrenzenden Waldflächen aus und wird von Reh, Wildschwein, Dachs, Fuchs und Marder gut angenommen. Aufgrund ihres Alters ist das Bauwerk auch sehr naturnah eingewachsen. Dies scheint die Grünbrücke auch für Wanderer attraktiv zu machen, die neben den Wildtieren den Übergang über die B 464 rege nutzen – so das Zwischenergebnis von zwei im Auftrag des Verkehrsministeriums durchgeführten Untersuchungen auf der Grünbrücke. Auch wenn sich die ansässigen Tiere durch den Menschen nicht (mehr) abschrecken lassen, trifft dies für störungssensiblere, seltene Arten wie die Wildkatze oder wandernde, ortsfremde Tiere durchaus zu.
„Die Nutzung des Bauwerks durch Wildtiere könnte bei einer Beruhigung der Grünbrücke noch besser sein“, stellte Staatssekretärin Zimmer fest. „Ich appelliere daher eindringlich an die wandernden „Zweibeiner“: Überlassen Sie die Grünbrücke den Tieren und nutzen Sie stattdessen die vorhandenen, ausgeschilderten Wanderwege!“
Laichgewässer für die Wechselkröte – ein gelungenes Zusammenspiel von Natur und Technik
Das künstlich angelegte Laichgewässer an der K 1006 bei Magstadt stellt einen weiteren bemerkenswerten Bestandteil des grünen Netzes dar. Das Laichgewässer nördlich des Magstadter Steinbruchs wurde 2011 als vorgezogene artenschutzrechliche Ausgleichsmaßnahme für den Bau der B 464 Sindelfingen – Renningen angelegt. Hier wird jährlich ein Lebensraum geschaffen, der auf die besonderen Bedürfnisse der stark gefährdeten Wechselkröte optimal zugeschnitten ist. Die Wechselkröte benötigt zur Fortpflanzung spontan entstandene oder regelmäßig trockenfallende Stehgewässer im frühesten Sukzessionsstadium, wenn sie ihren Lebensraum wechselt, in denen die Zahl der Fressfeinde der Larven noch gering ist.
Direkt vor der Wechselkröten-Laichsaison von Mitte April bis Ende Mai befüllt die Straßenmeisterei Leonberg das mit einem für Trinkwasser geeigneten Asphalt beschichtete Becken und lässt das Wasser in der Regel im Oktober wieder ab, wenn die jungen Wechselkröten vollständig in ihre Landlebensräume abgewandert sind. Das technische Gewässer bietet der Art damit einen selten gewordenen, verlässlichen und optimal geeigneten Teillebensraum während der Laichsaison. Das freut die Verkehrsstaatsekretärin: „Der anhaltend stabile Bestand von mindestens 100 erwachsenen Tieren spricht für den vollen Erfolg der Maßnahme. Ich danke dem Landratsamt Böblingen und insbesondere auch der Straßenmeisterei Leonberg für den regemäßigen Einsatz, um das jährliche Funktionieren des Laichgewässers sicherzustellen.“
PM Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg