Fast zwei Jahre sind vergangen seit die ersten Personen am 11. April 2020 in die erste temporäre Isolierunterkunft für Flüchtlinge in der Erstaufnahme (TIUF) verlegt worden sind. Seit April 2020 betreibt das Regierungspräsidium Stuttgart für das Land die Einrichtung, in die positiv auf SARS-CoV-2 getestete Geflüchtete aus allen Erstaufnahmeeinrichtungen in Baden-Württemberg während der Dauer ihrer Isolierung untergebracht werden. Bisher wurden dort mehr als 2.900 Personen untergebracht, davon 1.772 erkrankte Personen in Isolierung sowie 1.162 Kontaktpersonen in Quarantäne.
Regierungspräsidentin Susanne Bay betonte: „Bereits kurz nach Beginn der Pandemie begann das Regierungspräsidium Stuttgart mit dem Betrieb der landesweiten Isolierunterkunft für mit dem Coronavirus infizierte Geflüchtete für das Land – zuerst in Althütte-Sechselberg im Rems-Murr-Kreis und danach in Stuttgart. Die Pandemie ist auch jetzt noch nicht zu Ende und Isoliermöglichkeiten werden weiter gebraucht. Im Vordergrund stand für uns zu jeder Zeit das Wohl der infizierten Personen und ihrer Familienangehörigen. Daher sind wir allen Beteiligten sehr dankbar für die intensive Betreuung und Unterstützung. Alle arbeiten gemeinsam daran, dass erkrankten Bewohnerinnen und Bewohner in Ruhe genesen können. Unsere kommunalen Partner, verschiedene Hilfsorganisationen, örtliche Ehrenamtliche und zeitweise auch die Bundeswehr haben dabei zum Gelingen beigetragen. Ihnen allen gilt mein Dank.“
Staatssekretär Siegfried Lorek MdL erklärte: „Die Isolierunterkunft hat eine wichtige Funktion im System der Landeserstaufnahme in Baden-Württemberg. Wir werden diese auch auf absehbare Zeit weiter benötigen. Auch bei der Bewältigung des aktuellen Flüchtlingszustroms aus der Ukraine spielt die Isolierunterkunft eine bedeutende Rolle. Rund zwei Drittel aller bestätigten Krankheitsfälle in den Erstaufnahmeeinrichtungen in Baden-Württemberg konnten zuletzt in der landesweiten Isolierunterkunft untergebracht werden. Dies hat alle Einrichtungen enorm entlastet und für einen höheren Schutz unserer anderen Bewohnerinnen und Bewohner gesorgt.“
In der TIUF Althütte-Sechselberg, einem ehemaligen Freizeitheim im Rems-Murr-Kreis, waren von April 2020 bis März 2021 insgesamt 463 Personen untergebracht, die infiziert oder enge Kontaktpersonen waren.
Reinhold Sczuka, Bürgermeister der Gemeinde Althütte, sagte: „Viele anfängliche Bedenken zu Beginn der Pandemie konnten schnell ausgeräumt werden. Für uns als Gemeinde Althütte war es zentral, dass die Einhaltung der Quarantäne und die entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen vom Land sichergestellt wurden – dies war jederzeit der Fall. Es gab glücklicherweise nur vereinzelt schwere Verläufe, die in den umliegenden Kliniken behandelt werden mussten.“
Nachdem das für die TIUF genutzte Gebäude vom Eigentümer verkauft wurde, fand im April 2021 einer Verlegung der Einrichtung nach Stuttgart statt.
Dr. Alexandra Sußmann, Bürgermeisterin für Soziales und gesellschaftliche Integration der Stadt Stuttgart erklärte: „Schutzunterkünfte für Menschen, die sich nicht selbst isolieren können, sind und waren in der Corona-Krise ein wichtiger Bestandteil der Pandemiebekämpfung. Auch die Sicherheit von Bevölkerung und Beschäftigten stand für uns an erster Stelle. Daher fand die Entlassung aus der Quarantäne in enger Abstimmung mit unserem Gesundheitsamt statt.“
Mehr als 2.400 infizierte Personen und enge Kontaktpersonen – beispielsweise deren Familienmitglieder – wurden bis heute insgesamt in Stuttgart untergebracht. Nun wird die TIUF Mitte im April 2022 erneut in den Rems-Murr-Kreis nach Backnang verlegt. Dort können im Hotel am Südtor in Backnang künftig bis zu 200 Geflüchtete, Einzelpersonen und Familien ohne oder mit nur milden Symptomen untergebracht werden.
Landrat Dr. Richard Sigel sagte: „Die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei. Nach wie vor gilt es, die Ausbreitung des Virus zu stoppen und alle Menschen vor einer weiteren Ansteckung zu schützen, egal ob Geflüchtete oder Einheimische. Deshalb sind wir der Gemeinde Althütte und der Stadt Backnang dankbar für ihre Flexibilität und ihren Einsatz in dieser Sache. Auch bei der erneuten Errichtung der Isolierunterkunft bei uns im Landkreis unterstützen wir das Land.“
Erste Isolierunterkunft für das Land zügig aufgebaut
Mit viel Engagement wurde die erste TIUF in Althütte-Sechselberg innerhalb sehr kurzer Zeit aufgebaut. Die damalige Planung sah einen Bedarf für wenige Monate voraus. Der Aufbau erfolgte dabei zu einem Zeitpunkt, wo noch sehr viele Fragen bezüglich der Corona-Pandemie offen waren. „Inzwischen hat das Team sehr viel Erfahrung und hat alle Veränderungen in der Pandemie-Lage mit hoher Flexibilität umgesetzt. Dass diese zusätzliche Aufgabe nun seit zwei Jahren durch meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit hoher Motivation geleistet wird verdient in hohem Maße Anerkennung“, betonte die Regierungspräsidentin.
In der TIUF werden Geflüchtete, Einzelpersonen und Familien ohne oder mit nur milden Symptomen untergebracht. Schwer erkrankte Personen werden vorrangig in Krankenhäusern im Umfeld der jeweiligen Erstaufnahmeeinrichtung behandelt, in der die Menschen sonst untergebracht werden. Zur Einhaltung der Quarantäne und um den reibungslosen Ablauf bei der Betreuung, Verpflegung und medizinischen Versorgung der Geflüchteten zu gewährleisten, setzt das Regierungspräsidium Stuttgart bewährtes Personal ein, das diese Aufgaben auch in der Vergangenheit bereits übernommen hat.
Während der gesamten Pandemie mussten bisher nur sehr wenige Bewohnerinnen und Bewohner aus den Erstaufnahmeeinrichtungen stationär behandelt werden. Todesfälle gab es keine. Bereits am ersten Wochenende im April 2020 wurde die jüngste Bewohnerin aufgenommen, ein wenige Tage altes Mädchen, dessen Mutter sich infizierte und direkt nach der Geburt ihrer Tochter in die TIUF verlegt wurde. Die bisher älteste Bewohnerin war eine 100-jährige Frau, die aus der Ukraine flüchten musste.
Hintergrundinformation:
Die Erstaufnahme von Flüchtlingen ist eine Aufgabe des Landes, die durch die vier Regierungspräsidien in Baden-Württemberg geleistet wird. Dabei erfolgt eine Unterbringung in den vier sogenannten Landeserstaufnahmeeinrichtungen (LEA) in Freiburg, Sigmaringen, Karlsruhe und Ellwangen. Zur Bekämpfung der Corona-Pandemie wurden im Bereich der Erstaufnahme viele Maßnahmen ergriffen, um eine Ausbreitung des Virus in den LEAs zu verhindern. Neuankommende Flüchtlinge werden zuerst im Ankunftszentrum in Heidelberg beziehungsweise in der LEA in der sie zuerst ankommen, auf SARS-CoV-2 getestet. Danach werden sie in die Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes verteilt. Positiv getestete Fälle werden einzeln bzw. mit ihren Familienmitgliedern in „häusliche Quarantäne“ genommen. Zur Entlastung der sehr dicht belegten Erstaufnahmeeinrichtungen ist die Unterbringung positiv getesteter Personen, soweit möglich, außerhalb der LEA in dieser speziellen Einrichtung vorgesehen.
PM Regierungspräsidium Stuttgart