Wie kann die Mobilitätswende nach Corona gelingen?

Unter der Fragestellung „Rückfall in alte Muster? Mobilitätswende nach der Corona-Krise“ haben auf Einladung von Verkehrsminister Winfried Hermann MdL am Dienstag (19. Mai) hunderte Expertinnen und Experten aus verschiedenen Fachbereichen miteinander diskutiert. Neben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler waren insbesondere Vertreter von Deutsche Bahn AG, IG Metall und Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Baden-Württemberg mit dabei. Ein großes Thema waren die Auswirkungen der Transformation auf die Beschäftigten im Mobilitätsbereich.

Minister Hermann zeigte sich beeindruckt von der Resonanz der per Live-Stream durchgeführten Veranstaltung: „Die Corona-Pandemie hat massive Auswirkungen auf die Mobilitätsbranche. Es freut mich, dass so viele Branchenkenner unserem Aufruf gefolgt sind, um gemeinsam über Wege zu sprechen, wie die Mobilitätswende trotz der Krise weiter vorangetrieben werden kann.“ Trotz der Corona-Krise dürften die ambitionierten Klimaschutzmaßnahmen im Verkehrsbereich nicht aufgeweicht werden, sagte der Verkehrsminister: „Wir werden unsere Wirtschaft bei der Bewältigung dieser nie dagewesenen Krise unterstützen. Aber wir müssen alle unsere Maßnahmen auch im Sinne des Klimaschutzes konzipieren. Insbesondere dürfen wir es nicht zulassen, dass der ÖPNV ein- oder gar wegbricht.“

Welche Effekte auf Beschäftigung hat die Verkehrswende, welche Auswirkungen die Coronakrise? Das untersucht der Mobilitätsforscher Dr. Wolfgang Schade. Bereits vor der Krise seien viele Veränderungen im Mobilitätsbereich deutlich zutage getreten, sagte Dr. Schade mit Blick auf aktuelle Forschungsergebnisse. Sein Fazit: „Trotz aller Veränderungen kann sich der Mobilitätssektor über wachsende Beschäftigungszahlen freuen. Dienstleistungen im Bereich Mobilität und Verkehr werden zukünftig an Bedeutung gewinnen. Der Zuwachs an Beschäftigung in den Dienstleistungen und bei neuen Infrastrukturen wird den Wegfall an Beschäftigung z. B. in der Fahrzeugproduktion kompensieren können.“ Jüngste Untersuchungen zu Auswirkungen der Pandemie würden auf einen beschleunigten Strukturwandel in den Mobilitätssektoren hindeuten, beispielsweise profitiere der Radverkehr und motorisierter Verkehr würde verringert, so Dr. Schade weiter.

Mobilitätswende ist nur mit dem Ausbau der Schiene zu schaffen

Ronald Pofalla, Vorstand Infrastruktur der Deutschen Bahn AG, sieht vor allem den Ausbau der Schiene als einen entscheidenden Faktor für das Gelingen der Mobilitätswende: „Die letzten Wochen haben es klar gezeigt: Die DB ist systemrelevant und garantiert Mobilität auch unter schwierigen Bedingungen. Deswegen halten wir unverändert an unserer Investitionsoffensive fest. Gemeinsam mit dem Bund und den Ländern investieren wir in den nächsten zehn Jahren mehr als 170 Milliarden Euro. Baden-Württemberg spielt dabei eine Schlüsselrolle: Mit dem Bahnprojekt Stuttgart-Ulm realisieren wir die erste große Etappe für den Deutschlandtakt. Und der Bahnknoten Stuttgart ist die Pilotregion für die Digitale Schiene Deutschland.“

Auch die Gewerkschaften in Baden-Württemberg bereiteten die Beschäftigten auf die bevorstehenden Veränderungen der Arbeitswelt vor, erklärte Kai Burmeister vom Transformationsteams der IG Metall Baden-Württemberg. Das Transformationsteam der IG Metall unterstützt die Betriebsräte bei den Veränderungen rund um Mobilität und Digitalisierung. Für Burmeister ist klar: „Aktuell dreht sich in den Betrieben zwar alles um Corona und Beschäftigte sorgen sich zunehmend um ihre Arbeit, gleichwohl dürfen wir die Transformation nicht aus den Augen verlieren. Im Gegenteil, der Klimawandel kann nur durch eine Veränderung der industriellen Basis in Richtung emissionsfreie Produktion und Mobilität bewältigt werden. Die notwendige Transformation darf jedoch nicht zulasten der Beschäftigten laufen. Gute Arbeit und konsequenter Klimaschutz sind kein Widerspruch und müssen zusammen gedacht werden.“

Alternativen zum Autopendeln erhalten und ausbauen

Die stellvertretende Vorsitzende des DGB Baden-Württemberg, Gabriele Frenzer-Wolf griff diesen Gedanken auf und nahm die Situation aller Beschäftigten in den Blick: „Die Mobilitätsbedürfnisse der Beschäftigten sind so vielfältig wie deren Arbeitsplätze. Deshalb muss das Angebot diesen unterschiedlichen Bedürfnissen entsprechen. Um einen dauerhaften Umstieg auf nachhaltige Verkehrsmittel zu ermöglichen, müssen die Alternativen zum häufig belastenden Autopendeln weiter ausgebaut und attraktiver gemacht werden. Diese Angebote werden nach der Coronakrise sogar noch an Bedeutung gewinnen, wenn der öffentliche Nahverkehr wieder stärker genutzt wird. Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, dass die Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit, mehr Effizienz im ÖPNV und vernetzter Mobilität zügig weiter vorangetrieben wird. Im Interesse der Beschäftigten müssen die Kriterien guter Arbeit, wie Tarifbindung und Mitbestimmung, in allen Verkehrsbranchen angewandt werden.“

 

PM Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg

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