Baden-Württemberg will Leitregion für ein biobasiertes, nachhaltiges und kreislauforientiertes Wirtschaften sein. Anlässlich des vierten Bioökonomietages betonte Landwirtschaftsminister Peter Hauk die zahlreichen Lösungsansätze der Bioökonomie für eine zukunftsfähige wirtschaftliche Entwicklung.
„Klima- und Ressourcenschutz erfordern eine Abkehr von fossilen Rohstoffen hin zu einer nachhaltigen Nutzung biologischer Ressourcen in allen Lebensbereichen. Eine nachhaltige und kreislauforientierte Bioökonomie bietet zahlreiche Lösungsansätze für eine zukunftsfähige Entwicklung der europäischen Wirtschaft. Sie ermöglicht zugleich eine Entkopplung des Wirtschaftswachstums von der Nutzung endlicher Ressourcen“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, anlässlich des vierten Bioökonomietages, am Donnerstag, 28. November, im Schloss Hohenheim (Universität Stuttgart/Hohenheim) vor rund 150 Experten aus Wissenschaft und Forschung, Wirtschaft, Politik und Verwaltung aus dem europäischen Raum.
Land geht als erste europäische Region mit eigener Bioökonomiestrategie an den Start
„Unsere Lebens- und Wirtschaftsweise beruht weitgehend auf dem Verbrauch endlicher fossiler Rohstoffe. Dies ist nicht nachhaltig und führt zu teils enormen Belastungen für Klima und Umwelt. Wenn wir Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent der Welt entwickeln wollen, ist die Bioökonomie ein zentraler Bestandteil der Lösung“, betonte der Minister.
Wie kaum ein anderer Forschungs- und Technologiezweig versuchen die Wissens- und Wirtschaftsbereiche der Bioökonomie ökonomische, ökologische und soziale Aspekte in Einklang zu bringen „Mit unserer ressortübergreifenden Landesstrategie „Nachhaltige Bioökonomie für Baden-Württemberg“ setzen wir den Rahmen für eine nachhaltige Entwicklung der biobasierten Wirtschaft in Baden-Württemberg. Dies dient dem Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen und stärkt den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg im Ländlichen Raum und in den Zentren“, betonte Minister Hauk.
Mit der Landestrategie verfolge das Land vier grundlegende Ziele, die mit Hilfe von 37 Maßnahmen erreicht werden sollen. „Wir wollen mit innovativen biologischen Konzepten erneuerbare oder recycelbare Rohstoffe erschließen, die Treibhausgasemissionen senken und die Biodiversität stärken. Das Land soll zu einem Beispielland für eine biobasierte, nachhaltige und kreislauforientierte Wirtschaftsform werden“, so Minister Peter Hauk.
Vielfältige Maßnahmen
Das Konzept der Bioökonomie orientiere sich an natürlichen Stoffkreisläufen und beziehe biologisches Wissen und Prinzipien ein. „Nach diesen Prinzipien arbeiten Land- und Forstwirtschaft bei uns schon seit Jahrhunderten. Es gilt nun, diese bewährten Konzepte weiterzuentwickeln und auf möglichst viele Lebens- und Wirtschaftsbereiche zu übertragen“, erklärte Hauk. Große Potenziale lägen in einer verstärkten stofflichen und energetischen Nutzung von Nebenprodukten und Reststoffen aus der Land- und Ernährungswirtschaft sowie von Holz aus nachhaltiger und heimischer Waldbewirtschaftung, so Hauk.
Ein weiterer Schwerpunkt liege in einer zukunftsorientierten Weiterentwicklung des Biogasanlagenbestandes. „Hier brauchen wir nach dem Auslaufen der EEG-Vergütung ökologisch und wirtschaftlich tragfähige Lösungsansätze für die rund 950 Biogasanlagen im Land. Biogasanlagen bieten günstige Schnittstellen für eine umfassende und dezentrale Biomassekonversion zu vielfältigen Produkten, wie Fasern, Plattformchemikalien, Nährstoff- und Energieprodukten“, sagte Minister Hauk.
Land gründet Laubholztechnikum
Der Klimawandel verursacht und erfordert Veränderungen im Waldbau. Der Anteil an Laubhölzern in den heimischen Wäldern steigt stetig. Laubhölzer können eine zusätzliche Grundlage für die Entwicklung neuer und innovativer Produkte sein und so dazu beitragen, die Potenziale von Holz im Holzbau und weiteren Sektoren der Bioökonomie noch besser zu nutzen. „Durch die Gründung eines weltweit einzigartigen Laubholzinstitutes mit Schwerpunkt am Standort einer ehemaligen Papierfabrik werden wir uns durch umfassende Forschung und Entwicklung eine Spitzenposition in der laubholzbasierten Rohstoffverwendung erarbeiten. Mit dieser Flaggschiffinitiative setzen wir eine weitere Vereinbarung unseres Koalitionsvertrages um“, betonte Minister Hauk.
In diesem Zentrum sollen innovative biobasierte Materialien, wie beispielweise Carbonfasern aus Buchenholz, bis zur Marktreife entwickelt werden. Das Land wird hierzu eine Anschubfinanzierung von 30 Millionen Euro für die nächsten zwei Jahre bereitstellen und geht davon aus, dass sich weitere Investoren in das Projekt einklinken. Das Investitionspotenzial wird für die nächsten acht Jahre mit 100 Millionen Euro angesetzt.
Enormes Potenzial für eine nachhaltige Entwicklung des Landes und Europa
„Mit den Maßnahmenpaketen der Landesstrategie werden wir dazu beitragen, die Wirtschaft in Baden-Württemberg nachhaltiger und damit zukunftsfähiger zu machen. Das Potenzial einer kreislauforientierten Bioökonomie ist enorm, es wird Innovationen anreizen und auch den Industriestandort Baden-Württemberg sichern helfen“, sagte der Minister.
Die Landesstrategie „Nachhaltige Bioökonomie für Baden-Württemberg“ ist auf fünf Jahre angelegt und geht Anfang 2020 in die Umsetzung. Im Haushaltsplan 2020/21 des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz sind jährlich 3,5 Millionen Euro für die Umsetzung der geplanten Maßnahmenpakete eingestellt.
Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz: Bioökonomie
Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz: Holzbau-Offensive
PM Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz