Der historische Teil des Maientag-Festzugs bildet einen der Höhepunkte des traditionsreichen viertägigen Kinder- und Heimatfestes. Das Theaterkostümhaus Wagner in Stuttgart-Untertürkheim ist bereits seit geraumer Zeit dabei, die benötigten Kleidungsstücke für einen möglichst authentischen Auftritt der Mitwirkenden bereit zu stellen. Das Ergebnis wird am Samstag, 1. Juni, ab 10 Uhr zu begutachten sein
Wenn jedes Jahr Hunderte von Schüler/-innen in eine historische Rolle schlüpfen, dann tauchen sie auch optisch in eine längst vergangene Epoche ein. Ob römischer Soldat oder württembergischer Kaufmann, alles sieht stilecht aus. Die Kostüme dazu liefert das Theaterkostümhaus Wagner – die Maientag-Kommission besuchte kürzlich das Unternehmen und warf in Untertürkheim einen Blick hinter die Kulissen.
Das in vierter Generation geführte Familienunternehmen verleiht vor allem historische Kostüme und Perücken; besonders spezialisiert ist das Theaterkostümhaus Wagner auf die Planung und Durchführung historischer Festumzüge.
„Das Sortiment umfasst von der Steinzeit bis zur Charlestonmode 1920 sämtliche Zeitepochen“, erläuterte Firmenchef Thomas Kerber. Zur Verfügung stehen Kostüme für Frauen, Kinder und Herren, Kostüme im bäuerlichen, bürgerlichen, höfischen und geistlichen Bereich, mit jeglichem Zubehör. Zur kompletten Kostümausstattung gehören beispielsweise Tunika, Mieder, Kleid oder Uniform, Kettenhose, Trikot, Hose oder Rock, Hemd oder Bluse oder Kettenärmel, Lederkragen, Kettenhaube oder Mantel, außerdem Kopfbedeckungen, Gurte, Taschen, Schlappschuhe, Schwert, Schuhe und Stiefel. Zur vollständigen historischen Darstellung gehören Fahnen, Gewehre, Hellebarden, Helme, Schilde, Speere oder Bischofsstab, passende Perücken und Bärte. 2.000 Perücken, fast ebenso viel Paar Schuhe, über 1.000 Ledergürtel und tausende von Kostümen nennt der Unternehmer sein eigen. Eine Ordnung ist für den Laien nicht erkennbar; die Kostüme lagern weder chronologisch noch thematisch sortiert – Nonnen und Salongirls finden sich einträchtig übereinander. Thomas Kerber hingegen weiß ganz genau, wo was zu finden ist. Drei verwinkelte Häuser werden komplett ausgenutzt; schließlich ist das ganz überwiegend selbst gemachte Sortiment im Laufe der Jahrzehnte kontinuierlich gewachsen.
Für den Maientag werden die Kostüme peu á peu vorbereitet. 350 Kostüme werden benötigt, um die 500 werden am Tag vor dem Festzug nach Göppingen gefahren. Dann beginnt im Freihof-Gymnasium die Anprobe. „Dass eine Klasse eine komplette Größentabelle vorab schickt, ist eher selten“, berichtete Kerber. Deshalb werden rund 500 Kostüme und Schuhe angefahren, um einen gewissen Spielraum zu haben. Richtiger Hochbetrieb herrscht dann am Maientag-Samstag ab dem frühen Morgen. Mit 20 Personen ist das Kostümverleihhaus Wagner in der alten „Spritze“, der Turnhalle des Freihof-Gymnasiums, im Einsatz. Kostüm und Zubehör werden ausgegeben; zum Schluss werden die Reiter eingekleidet. Und während bei anderen Festzügen hauptsächlich Erwachsene bis 14 Uhr ausgestattet werden müssen, sind es beim Göppinger Maientag vorwiegend Schüler/-innen, die um 10 Uhr parat stehen müssen. Und falls jemand seine Armbanduhr oder Ähnliches angelegt hat, wird er kurz auf die Zeitgeschichte hingewiesen, die er verkörpern darf – das wirke nachhaltiger als ein schneller Hinweis, die Uhr abzulegen.
Ob ihm der Maientag-Festzug gefällt? Thomas Kerber lacht: „Ich habe mir noch nie einen Festzug ansehen können.“ Wenn die letzten Mitwirkenden fertig sind, werden die Ersatzkostüme ordentlich zusammengelegt und für den Rücktransport aufgeräumt. Und dann kommen auch schon die ersten Darsteller/-innen wieder zurück. Zubehör abgeben, Schuhe zusammenstellen, Kostüme zurückgeben erfolgen geordnet und der Reihe nach; schließlich müssen die Mitarbeiter/-innen vom Kostümverleih den Überblick behalten, dass alles zurückgebracht wird. Schließlich werden die vollständigen Kostüme auch für künftige Maientag-Festzüge benötigt.
Verkehrsregelung
Zum Aufbau des Maientag-Festplatzes wird die Nördliche Ringstraße bereits ab Montag, 27. Mai, zwischen den Kreisverkehren Lorcher Straße und Mozartstraße gesperrt. Die Sperrung dauert bis zum 4. Juni an. Die Buslinien in das Wohngebiet „Reusch“ werden während der Sperrung innerhalb des Gebiets umgeleitet. Nicht alle Haltestellen können deshalb bedient werden. An nicht bedienten Haltestellen werden Hinweise auf die nächstliegende Haltestelle angebracht.
PM Stadtverwaltung Göppingen