Talk im Roth zur Filstalbahn: Besucher und Experten setzen auf Verbesserungen ab 2019

Seit Langem beklagen Bahnkunden auf der Filstalbahn Zugausfälle, Verspätungen und altes Wagenmaterial.  Nach zwischenzeitlichen Verbesserungen wegen Protesten von Fahrgästen, Landkreis und Landtagsabgeordneten hat sich die Situation zuletzt gar noch verschlimmert. Ab 2019 wird der Nahverkehr auf der Strecke nun von der Firma Go-Ahead übernommen – und viele Bahnfahrer hoffen, dass sich die Situation auf der Schiene dann verbessert. Auf Einladung der Göppinger Abgeordneten Heike Baehrens und Peter Hofelich (beide SPD) haben Dr. Peter Raue, technischer Geschäftsleiter von Go Ahead, und Jörg-Michael Wienecke, Amtsleiter für Mobilität im Landratsamt, am 16. Juli beim Talk im Roth mit vielen Besuchern neue Perspektiven diskutiert. Kritische Untertöne gab es aus dem Publikum und von Peter Hofelich zum grünen Verkehrsminister Hermann, der, so Hofelich, bei den Ausschreibungen zu wenig Zugkapazität für das Filstal angesetzt hat, „wahrscheinlich, weil er uns hier für ländlich hält.“

„Der Leidensdruck im Kreis Göppingen ist groß“, betonte die Bundestagsabgeordnete Heike Baehrens bei der Begrüßung – umso wichtiger sei es deshalb, sich damit zu beschäftigen, ob mit der Übernahme des Nahverkehrs durch Go-Ahead und mit dem neuen Metropolexpress eine Besserung in Sicht ist. Beim Talk im Roth im SPD-Bürgerbüro haben dazu zwei ausgewiesene Experten ihre Perspektiven eröffnet. Das Interesse war groß, so dass im mit rund 70 Gästen übervollen SPD-Bürgerbüro kein Platz unbesetzt blieb. Amtsleiter Jörg-Michael Wienecke betonte, viele Probleme wie etwa der Wegfall des Regionalexpress, die schlechtere Anbindung nach Ulm, der RB-Zwischentakt nach Süßen oder auch lange Standzeiten seien erst durch den Fahrplanwechsel 2016/17 aufgekommen. Auch veraltetes Wagenmaterial führte zu vielen Ausfällen und Verspätungen. „Das Ergebnis war desaströs“, sagte der Verkehrsplaner und unterstrich die Notwendigkeit einer „mobilitätspolitischen Wende“ für den Landkreis. „Das sind keine Zustände, mit denen man Fahrgäste gewinnt – und die, die man hat, verliert man.“ Abhilfe könnte der Metropolexpress im verlässlichen Halbstundentakt bis in die Nachtstunden mitsamt einem stündlich fahrenden IRE schaffen. Wichtig sei die Frage, was das Land ab Dezember 2019 für einen ÖPNV-Ausbau anstrebe und ob eine Vernetzung mit einem ÖPNV-Konzept im Landkreis und in der Region funktioniert. „Wir wollen die Menschen wieder für die Bahn zurückgewinnen“, sagte Wienecke.

Der technische Geschäftsleiter von Go-Ahead, Dr. Peter Raue, machte deutlich, dass für seine Firma das Auftrag gebende Land und die Bahnkunden im Mittelpunkt stünden. „Wir wollen Mehrwerte schaffen“, so der Geschäftsleiter, denn mit mehr Geld könne auch mehr für die Kunden geleistet werden. Seine Firma werde deshalb keinen Fahrplan anbieten, der nicht fahrbar sei. „Wir sind gemeinsam dabei, Lösungen zu finden, um auch den Metropolexpress stabil aufs Gleis zu setzen“, betonte er. Dazu gehörten auch partnerschaftliche Absprachen mit DB Netz, damit auf den Schienen bei Überholungen nicht andauernd der Fernverkehr bevorzugt wird. „Wir wollen von Anfang an transparent für unsere Kunden sein.“ In jedem Zug von Go-Ahead werden außerdem Kundenbetreuer mitfahren. Bereits ab Januar nächsten Jahres seien erste Testfahrten geplant, um nicht von null auf hundert starten zu müssen. Zurzeit arbeite man weiter daran, neues Personal zu gewinnen, erste Tarifverträge seien bereits unterschrieben worden. Und auch die neuen Schienenfahrzeuge der Schweizer Firma Stadler seien bereits in Produktion.

Bei den Besucherinnen und Besuchern sorgten die Beiträge der beiden Verkehrsexperten für viele Rückfragen. In der Diskussion ging es deshalb besonders um praktische Fragen rund um den Betreiberwechsel, etwa zum Platzangebot in den eingesetzten Bahnen, zur Barrierefreiheit oder zur Gültigkeit von bisherigen DB-Abos, die auch in Go-Ahead-Zügen benutzt werden können. Die Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, Susanne Widmaier, hob zudem die Bedeutung der VVS-Vollintegration für den Landkreis hervor: „Das ist eine Investition, die sich für die Zukunft lohnen wird.“ Der Göppinger Landtagsabgeordnete Peter Hofelich betonte, die industriell geprägte, bevölkerungsstarke Rinne an Fils und Neckar von Geislingen bis Bad Cannstatt und dann zum Hauptbahnhof sei eigentlich wie gemacht für den Zugverkehr. Dieses Potenzial müsse in Zukunft wieder besser genutzt werden, um mehr Menschen für den Zugverkehr abzuholen.

PM Büro Peter Hofelich MdL

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://filstalexpress.de/lokalnachrichten/75258/

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.