Solar unterstützte Wärmenetze versorgen Wohngebiete mit Wärme für die Heizung oder liefern Prozesswärme für die Industrie. Mit 19 von insgesamt 58 solarthermischen Großanlagen ist Baden-Württemberg bundesweit Spitzenreiter – das entspricht einem Drittel aller in Deutschland installierten Systeme. Bis Ende 2025 soll sich die installierte Leistung im Südwesten durch den Bau von sieben weiteren Anlagen sogar verdoppeln. Den jüngsten Schub für diese Entwicklung brachte die kommunale Wärmeplanung. Dies nahm eine Delegation von Vertreter*innen der Kommunalverwaltungen und Energieversorgungsunternehmen aus den Landkreisen Göppingen und Rems-Murr zum Anlass, die größte Solarthermieanlage Süddeutschlands in Ludwigsburg zu besichtigen.
Auf Initiative der Energieagentur Landkreis Göppingen in Zusammenarbeit mit der Energieagentur Rems-Murr, der Ludwigsburger Energieagentur und den Stadtwerken Ludwigsburg-Kornwestheim erhielten die Vertreter*innen von Kommunen und Energieversorgern die besondere Gelegenheit, die beeindruckende Anlage aus nächster Nähe kennenzulernen.
Auf dem Gelände einer ehemaligen Deponie neben dem Wasserturm Römerhügel erstreckt sich die Anlage auf über 25.000 Quadratmeter. Seit ihrer Fertigstellung im Jahr 2020 erzeugt sie jährlich etwa 5.500 Megawattstunden Heizwärme und spart somit rund 3.700 Tonnen CO2 ein. Diese umweltfreundliche Technologie nutzt die Energie der Sonne, um eine Flüssigkeit in den Solarthermie-Kollektoren auf bis zu 90 Grad Celsius zu erhitzen. Die Wärme wird über einen Wärmetauscher ins Fernwärmenetz eingespeist und entweder direkt an Haushalte geliefert oder in Wärmespeichern zwischengelagert, sodass die Wärme auch bei geringer Sonneneinstrahlung zur Verfügung steht.
Während der Exkursion erhielten die Teilnehmenden durch die Führung von Steffen Petruch, Projektmanager der Ludwigsburger Energieagentur, tiefgehende Einblicke in die Funktionsweise der Anlage und konnten die Integration der Solarthermie in bestehende Wärmenetze nachvollziehen. Der Vormittag endete mit einem informativen Austausch, bei dem zentrale Themen wie zum Beispiel die Auswahl geeigneter Flächen, die Integration in bestehende Wärmenetze und mögliche Betreibermodelle diskutiert wurden. Deutlich wurde, dass Solarthermie eine bedeutende Rolle bei der Dekarbonisierung der Wärmeversorgung spielen kann. Auch für kleinere Gemeinden stellt diese Technologie eine wichtige Option dar, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und den Übergang zu einer nachhaltigen und bezahlbaren Energieversorgung zu fördern. Dabei muss jede Kommune ihre individuellen Gegebenheiten berücksichtigen. Eine universelle Lösung gibt es nicht; vielmehr hängt die optimale Kombination von Energieträgern von den spezifischen Bedingungen und Bedürfnissen der jeweiligen Gemeinde und Quartiere ab. Als regionale Beratungsstelle für kommunale Wärmeplanung steht die Energieagentur den Kommunen im Landkreis zur Verfügung, um sie beim Einstieg, dem Prozess und der Umsetzung der Wärmeplanung zu unterstützen.
Für Privathaushalte, die kleine Solarthermieanlagen zur Warmwasserbereitung und/oder Heizungsunterstützung besitzen, bietet die Energieagentur Landkreis Göppingen einen Solarwärme-Check an. Denn häufig wird bei vielen privaten Solarwärmeanlagen das Potenzial der Technik nicht vollständig ausgeschöpft, und im Betrieb wird weniger eingespart, als erhofft. Die Besitzer der Anlage merken davon im Zweifelsfall erst einmal nichts. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg empfiehlt daher, die Wirksamkeit der Anlage mittels eines Solarwärme-Checks überprüfen zu lassen. Termine für den Solarwärme-Check können direkt bei der Energieagentur Landkreis Göppingen unter 07161 – 651 65 00 vereinbart werden. Die Kostenbeteiligung beträgt 30 Euro.
Foto: Größte Solarthermie-Freiflächenanlage Süddeutschlands steht in Ludwigsburg (Quelle: Energieagentur LK GP)
PM Energieagentur Landkreis Göppingen gGmbH