Die kurzfristige Bekanntgabe der Bahn, den Halt in Göppingen auf der täglichen Verbindung „Bodensee“ von Dortmund nach Innsbruck infolge der Umstellung des bisherigen Intercity-Zugpaares 118/119 auf ICE-Züge mit dem kleinen Fahrplanwechsel zum 11. Juni 2023 ersatzlos entfallen zu lassen, löste großen Unmut in Göppingen aus.
Denn auch nach Inbetriebnahme der Schnellfahrstrecke Wendlingen – Ulm wurde von der Bahn stets betont, dass der Verbleib einzelner IC-Verbindungen mit Halt in Göppingen weiter geprüft werde.
Die jüngste Entwicklung, wonach bereits mit dem Fahrplanwechsel Ende 2022 und nun mit dem kleinen Fahrplanwechsel im Juni 2023 insgesamt 9 von 12 Fernverkehrshalten am Tag in Göppingen gestrichen wurden, nahmen politische Vertreter aus Göppingen auf Initiative der Landtagsabgeordneten Sarah Schweizer zum Anlass, erneut mit Nachdruck auf die Bedeutung der Fernverkehrsanbindung für Göppingen hinzuweisen.
An dem Austausch Ende Juni nahmen die Göppinger Landtagsabgeordneten Sarah Schweizer (CDU) und Ayla Cataltepe (Grüne), der Bundestagsabgeordnete Hermann Färber (CDU), der Göppinger Oberbürgermeister Alex Maier (Grüne), Landrat Edgar Wolff (Freie Wähler), Regionalrat Jan Tielesch (CDU), Jörg-Michael Wienecke, Leiter des Amtes für Mobilität und Verkehrsinfrastruktur im Landratsamt Göppingen sowie Gernot Imgart, Leitender Geschäftsführer der IHK-Bezirkskammer Göppingen, teil. Das Bahn-Management war mit dem Konzernbevollmächtigten für Baden-Württemberg Thorsten Krenz, dem Leiter des Angebotsmanagements der DB Fernverkehr AG Christian Vögle sowie Steffen Lang von der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) vertreten.
Die Politik machte deutlich, dass dem Bahnhof Göppingen als Mobilitätsdrehscheibe im Filstal mit einem Einzugsbereich von weit mehr 150.000 Menschen große Bedeutung zukommt. Dieses Potential gelte es im Sinne der Mobilitätswende durch ein attraktives Angebot sowie die Verzahnung von Nah- und Fernverkehr zu heben. Für die heimischen Unternehmen, darunter börsennotierte Konzerne mit Sitz im unmittelbaren Bahnhofsumfeld, stelle eine schnelle Anbindung an benachbarte Metropolregionen durch den Fernverkehr zudem einen entscheidenden Standortfaktor dar. Die Vertreter der Region teilten daher die Auffassung, dass Göppingen auch in Zukunft mit Direktzügen auf IC-Niveau erreichbar bleiben muss. Zumindest in den Tagesrandlagen und um die Mittagszeit sollten umsteigefreie Verbindungen an die Rheinschiene sowie nach München sichergestellt sein. Unabhängig davon bleibt der vom Land bestellte Nahverkehr und eine gute Vertaktung mit dem Fernverkehr als gute und verlässliche Grundversorgung weiter das Rückgrat der Mobilität auf der Filstaltrasse. Quintessenz: ein funktionierender, verlässlicher und gut vertakteter Nahverkehr im Filstal ist wichtig und hat höchste Priorität, aber die Raumschaft darf keinesfalls endgültig vom Fernverkehr abgehängt werden. Eine starke ÖPNV-Anbindung unterstützt die Erreichbarkeit der Klimaziele und die Attraktivität von Wohn- und Lebensraum vieler Menschen.
Die Bahn wies darauf hin, dass der eigenwirtschaftliche Fernverkehr zur Sicherstellung des im Rahmen des Deutschlandtaktes angestrebten Halbstundentaktes auf der Achse zwischen Stuttgart und München auf die Nutzung der Neubaustrecke Wendlingen – Ulm angewiesen sei. Von den so erreichten Fahrzeitbeschleunigungen und Taktverbesserungen würden Millionen von Fernverkehrskunden profitieren. Die bis Dezember 2022 noch bestehenden 12 IC-Halte am Tag in Göppingen seien hingegen nur schwach genutzt worden: Selbst nach Abklingen von Corona ab April 2022 seien es im Schnitt weniger als 20 Ein- und Aussteiger pro IC-Halt gewesen.
Zudem müssten immer mehr alte IC-Züge durch modernere ICE ersetzt werden. Die Fahrzeuge des bisherigen IC 118/119 gehörten dabei den Österreichischen Bundesbahnen ÖBB, die diese kurzfristig für andere Fahrten in Österreich benötigen. Die ersatzweise für das Fahrtenpaar Dortmund–Innsbruck nun eingesetzten ICE-Züge könnten in Göppingen an den zu niedrigen Bahnsteigen aus Sicherheitsgründen leider nicht halten
Göppingen profitiere aber zunehmend vom verbesserten Nahverkehr zu den ICE-Knoten Stuttgart und Ulm, sowie ab dort von ebenfalls verbesserten Fernverkehrsverbindungen in weite Teile Deutschlands. Diese Umsteigeverbindungen seien meist ähnlich schnell wie die vormaligen IC-Direktverbindungen. Da bereits heute viele Fernverkehrszüge und ab Ende 2025 alle Fernverkehrslinien über die Schnellfahrstrecke und nicht mehr über die dicht belegte Filstalbahn via Göppingen fahren, könne der Nahverkehr dort häufiger, regelmäßiger und pünktlicher fahren.
Wichtig war den Vertretern aus Politik und Wirtschaft auch eine zügige Umsetzung der bereits zugesagten Modernisierungsmaßnahmen des Göppinger Bahnhofs. Aktuell entspricht der Bahnhof weder optisch noch funktional seiner Bedeutung für die gesamte Region. Die Bahn hat zugesagt, den Zeitplan hierfür zügig vorzulegen.
Offen blieb noch, wie sich der Güterverkehr künftig darstellt. Hier gilt es unbedingt zu vermeiden, dass dieser vollständig über die Filstaltrasse mit den verbundenen Nachteilen für den Nahverkehr und die Anwohner geleitet wird.
Alle Beteiligten haben vereinbart, sich dann erneut zu den Erkenntnissen auszutauschen.
PM Büro Sarah Schweizer, MdL