Wenn Kinder den Müll von Erwachsenen wegräumen

Müll allerorten, in Uhingen und den Stadtteilen: Hunderte Freiwillige haben am Samstag Verantwortung übernommen und den Dreck anderer Menschen aufgeräumt. Erschreckend war nicht nur die Menge des achtlos weggeworfenen Mülls – 35 Kubikmeter –, sondern auch die Art der Abfälle. Doch es gibt auch einen Lichtblick: Viele Kinder packten mit an.

Manche Menschen nutzten die Mittagspause dafür, andere brachten Kindern auf spielerische Weise bei, die Natur zu achten, und wieder andere engagierten sich im Verein oder in der Gruppe für das Gemeinwohl: Bei der Flurputzete am Samstag haben hunderte Menschen in Uhingen und den Stadtteilen – ausgerüstet mit Müllzangen, Handschuhen und reichlich Abfallsäcken – für Sauberkeit gesorgt. So groß die Freude über die Hilfsbereitschaft ist, so sehr überwiegt der Ärger, dass dieses Engagement überhaupt nötig wurde.

„Die Natur ist nicht dazu da, dass man sie verdreckt“, macht Marco Stolz, Leiter des städtischen Bauhofs, deutlich. Der Bauhof hatte die Putzete für die großen Gruppen organisiert. Von mehr als 300 Helfern berichtet der Bauhofleiter. Außerdem waren acht Bauhofmitarbeiter am Samstagvormittag im Einsatz. Es sei sehr fleißig gesammelt worden, denn Müll gab es zuhauf. „Erschreckend ist, was womöglich aus Bequemlichkeit, Mutwilligkeit, Gedankenlosigkeit und Sinnbefreitheit in Stadt und Landschaft auf Kosten der Allgemeinheit entsorgt wird“, ergänzt Martina Bartos von der Stadtverwaltung Uhingen, die die Lokale Agenda 21 koordiniert, die wiederrum die Putzete für Bürger organisiert hat.

Grund für den Ärger ist nicht nur die Tatsache, dass Müll einfach weggeworfen wurde, was schon schlimm genug ist. Manche Menschen verwechselten Wiesen, Felder und Wälder sogar mit Mülldeponien. „Illegale Müllentsorgung ist kein Kavaliersdelikt“, ärgert sich Martina Bartos über die Umweltverschmutzung durch Einzelne. Denn neben haufenweise weggeworfenen Kippen, Zigarettenschachteln, Masken, Verpackungsmüll und sogar Flachmännern entdeckten die zahlreichen Helfer, die ihre Freizeit dafür aufbrachten, außerdem Chemikalien, alte Farben, Motorenöl, Autoreifen und alte Küchenschränke mit einem Ceran-Kochfeld. Einen   Computertisch, ein Sofa, einen Katzenkratzbaum, Fahrräder, Roller und ein Waschbecken fanden die Helfer ebenfalls, fügt Marco Stolz hinzu. „Es war mehr Müll als in den vergangenen Jahren“, stellt der Bauhofleiter fest. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie „wird mehr Müll in der Landschaft entsorgt“. Schon um 11 Uhr waren vier Container beim Bauhof voller Müll – viel früher als bei den vorherigen Putzeten. Insgesamt kamen 35 Kubikmeter Müll und Schrott zusammen.

So ein Verhalten kann Martina Bartos nicht nachvollziehen und wendet sich direkt an die Verantwortlichen: „Warum hast Du das gemacht? Erklär es uns? Bist du stolz auf dich?“ Martina Bartos geht es nicht nur darum, dass die Umwelt unter solch einem rücksichtslosen Verhalten leiden muss. Der Müll in Stadt und Natur wirft auch ein schlechtes Bild auf Uhingen und schmälert die Attraktivität der Stadt als Wohnort und Firmenstandort. Für Marco Stolz ist das achtlose Entsorgen von Müll auch hinsichtlich der vorhandenen Entsorgungsmöglichkeiten in Uhingen und im Landkreis Göppingen nicht nachvollziehbar. „Alles, was in der Natur landet, könnte in Mülltonnen, bei Wertstoffhöfen oder in Glascontainern entsorgt werden“, ärgert sich Marco Stolz. Ob dies mit den gestiegenen Müllgebühren des Abfallwirtschaftsbetriebs zusammen hängt, kann er nicht beurteilen.

Trotz des Frustes überwiegt bei Marco Stolz und Martina Bartos jedoch die Freude – über das zupackende Engagement der vielen Menschen in Uhingen und den Stadtteilen. „Alle waren tüchtig unterwegs“, lobt Martina Bartos. „Das war prima“. Manche hätten so viel Unrat eingesammelt, dass innerhalb weniger Stunden vier große Anhänger proppenvoll zum Bauhof gebracht wurden. Andere Helfer haben „sogar so viele und so schwere Dinge gesammelt, dass der Bauhof den Müll abtransportieren musste“. Daher dankt sie auch dem Engagement der Bauhofmitarbeiter, die ebenfalls mitangepackt haben. Martina Bartos hofft nun, dass dieser Einsatz andere Menschen wachrüttelt und solche Aktionen in diesem Umfang nicht mehr nötig sein werden.

Als „Lichtblick“ bezeichnet Marco Stolz außerdem die Tatsache, dass besonders viele Kinder bei der Putzete unterwegs waren. Unter anderem waren am Freitag die Grundschule aus Sparwiesen, die Haldenberg-Realschule und Hieberschule sowie der Kindergarten aus Baiereck im Einsatz. Doch auch bei den Vereinen und anderen Gruppen liefen viele Kinder mit. Das lässt hoffen, „dass sie als Erwachsene umweltbewusster“ seien. Auch Martina Bartos freut sich über die vielen Mädchen und Jungen, die bei der Putzete unterwegs waren: „Sie sind die Umweltschützer von morgen.“

Und was haben die emsigen Helfer erhalten, abgesehen von Anerkennung und einem guten Gewissen, etwas für das Gemeinwohl und die Umwelt getan zu haben? Nach getaner Arbeit gab es in Uhingen und den Stadtteilen ein stärkendes Vesper. „Die Organisation des Vespers war perfekt“, ergänzt Martina Bartos. „Und nach dem Sammeln war das auch lecker!“

Wer hat mitgemacht? Zusätzlich zu vielen Bürgerinnen und Bürgern sowie einigen Schulen haben sich an der Putzete beteiligt: Gartenfreunde Uhingen,  Schäferhundeverein Uhingen, Fischereiverein Uhingen, TV Uhingen, Schwäbischer Albverein, DLRG, Kleintierzuchtverein, Feuerwehr Baiereck, Feuerwehr Sparwiesen, Ortschaftsrat Sparwiesen, Feuerwehr Holzhausen, Ortschaftsrat Holzhausen, TV Diegelsberg, Feuerwehr Diegelsberg, Ortschaftsrat Nassachtal, Dorfgemeinschaft Nassachmühle und der Verein Nassacher Dörfle.

 

PM Stadt Uhingen

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