Aufgrund der dynamischen Entwicklung der Flüchtlingszahlen wurde im Landkreis Göppingen in der vergangenen Woche eine zweite Sporthalle, die zweite Halle am Berufsschulzeitum an der Öde, als Notunterkunft in Betrieb genommen. Die Kapazitäten in der vorläufigen Unterbringung sind nahezu ausgeschöpft.
Nicht nur die Zahl der ukrainischen Geflüchteten war in der in den letzten Wochen und Monaten sehr hoch, sondern auch die Zahl an Geflüchteten aus anderen Ländern. Die Landkreisverwaltung hat die Anzahl der Gemeinschäftsunterkünfte von 26 Unterkünften mit ca. 875 Plätzen (Stand Anfang 2022) auf nun 39 Gemeinschaftsunterkünfte mit knapp über 2200 Plätzen erhöht. An weiteren Kapazitätserhöhungen arbeitet die Verwaltung unter Hochdruck. Ob weitere Sporthallen im Landkreis belegt werden müssen, ist derzeit unklar und hängt davon ab, wie sich die Flüchtlingszahlen weiter entwickeln und wie schnell andere Kapazitäten geschaffen werden können. Eine weitere Folge der Platznot ist, dass die Quadratmeteranzahl pro Person in den aktuell betriebenen Gemeinschaftsunterkünften verringert wird. Statt der bisher 7 Quatratmeter Wohn- und Schlafraum pro Person wird auf 4,5 Quatratmeter reduziert. Durch diese Reduzierung können die Kapazitäten in den Gemeinschafsunterkünfte erhöht werden.
Landrat Edgar Wolff: “Die aktuelle Flüchtlingskrise verlangt uns auf allen Ebenen viel ab. Wir haben mit allen Mitteln versucht zu verhindern, dass wieder Sporthallen als Notunterkünfte fungieren müssen, da das unter anderem den Schul- und Vereinssport beeinträchtigt. Bevor wir aber den Geflüchteten kein Dach über dem Kopf bieten können, müssen wir leider auf Sporthallen zurückgreifen. Es fehlt aber nicht nur an Unterbringungsmöglichkeiten, sondern auch am Personal für die Ausstattung der Gemeinschaftsunterkünfte, für die Betreuung der Geflüchteten und für die Gewährung der Sozialleistungen. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand.”
Die Landkreisverwaltung bemüht sich intensiv, weiteres Personal für diese Aufgabe zu generieren. Dies ist aufgrund des aktuell herrschenden Fachkräftemangels jedoch äußerst schwierig. “Die Zusatzbelastungen werden derzeit mit hohem Engagement von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der betroffenen Bereiche aufgefangen, das darf nicht zu einem Dauerzustand werden. Die Flüchtlingskrise verlangt auch uns als Verwaltung Einiges ab”, so Landrat Wolff.
Weiter fehlt es an Wohnraum für Geflüchtete in den Gemeinden des Landkreises. Nach sechs Monaten müssen die ukrainischen Geflüchteten im Rahmen der sogenannten Anschlussunterbringung den Kommunen zugeweisen werden. Die ersten sechs Monate seit Kriegsbeginn sind nun verstrichen und dementsprechend steigt der Bedarf an Unterbringungsmöglichkeiten auch im Bereich der Anschlussunterbringung. Bis Ende März 2023 stehen ca. 1.400 Personen für die Zuweisung in die Anschlussunterbringung an. Auch aufgrund der angespannten Situation auf dem Wohnungsmarkt kommen die Kommunen ebenfalls an ihre Kapazitätsgrenzen. Bürgerinnen und Bürger, die über freien Wohnraum verfügen, können diesen entweder beim jeweiligen Rathaus oder unter aufnahmeamt@lkgp.de melden.
Landrat Edgar Wolff: “Die aktuelle Flüchtlingskrise können wir nur gemeinsam und mit enger Zusammenarbeit auf allen Ebenen bewältigen. Einen wichtigen Beitrag leisten hier auch die Kommunen. Die Landkreisverwaltung steht in engem Kontakt mit allen Kommunen im Landkreis, um gemeinsam Lösungen zu finden. Wir befürchten, dass die Situation sich über den Winter weiter zuspitzen wird. Oberstes Ziel ist es, alle Geflüchteten gut unterbringen zu können.”
PM Landratsamt Göppingen Kreissozialamt