Die Göppinger Kreisgruppe des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) rät beim Kauf von Fahrkarten des BW–Tarifs zu großer Vorsicht. Stichproben im Landkreis Göppingen hätten bedenkliche Ergebnisse geliefert, so Kreissprecherin Christa Mai.
„Wir mussten feststellen, dass viele Fahrten über die Verbundgrenzen hinweg beim BW–Tarif deutlich teurer waren als bei der Kombination der Einzeltickets der Verbünde. Bei einer Stichprobe verlangte der BW–Tarif zu bestimmten Tageszeiten sogar das Zehnfache der eigentlichen Einzelpreise.“
Für den VCD ist unverständlich, dass es fast 4 Jahre nach Einführung des BW–Tarifs immer noch solche enormen Probleme abseits der viel befahrenen Strecken gebe. Die zuständige BW–Tarif GmbH führt dies vor allem auf verbundübergreifende Busverbindungen zurück, die preislich noch nicht in den BW–Tarif integriert sind. „Erstaunlich ist aber, dass selbst für diese Strecken Preise im BW–Tarif angegeben werden“, sagt Christa Mai.
„Für die 9 Kilometer lange Busfahrt von Weißenstein im Landkreis Göppingen nach Söhnstetten im Landkreis Heidenheim verlangt der BW–Tarif beispielweise 12,60 Euro. Der Gesamtbetrag der
Verbundfahrkarten liegt bei nur 3,95 Euro.“
Bemerkenswert sei auch die Auskunft der BW–Tarif GmbH, dass selbst registrierte Verbindungen nicht unbedingt zu niedrigen Fahrpreisen führen müssten. Der BW–Tarif soll laut Werbeaussagen „besonders günstig“ sein und statt des lästigen Kombinierens mehrerer Verbundfahrkarten eine „bequeme“ Alternative bieten. Man müsse nur noch auf den BW–Tarif achten. Dieser wird in der Regel über den Vertriebsweg der Deutschen Bahn angeboten.
Der Göppinger VCD stellt den BW–Tarif insgesamt in Frage, weil er nicht ausgereift sei. Die höheren Fahrkartenpreise gingen in Zeiten steigender Energiekosten und Inflationsraten vor allem zu Lasten von Geringverdienern.
Christa Mai: „Der BW–Tarif macht in dieser Form keinen Sinn. Selbst einfache Fahrten zwischen Nachbarstädten können zur kostspieligen Angelegenheit werden.“ Bei der Strecke von Göppingen nach Schwäbisch Gmünd mit Bus und Remsbahn werden im BW–Tarif etwa Preise von 8 Euro aufgerufen. Die Einzeltickets der Verbünde VVS und Ostalbmobil kosten insgesamt aber nur 5,80 Euro, wer die parallel
verlaufenden VVS–Buslinien nutzt, zahlt nur 3,40 Euro bzw. 3,17 Euro im Handytarif. „Für uns im Göppinger VCD steht fest, dass dieses heillose Durcheinander aus 21 Verkehrsverbünden und BW–Tarif für Baden–Württemberg der falsche Weg ist. Sollte es keine Neuauflage des 9–Euro–Tickets oder eine ähnlich günstige Fahrkarte für den gesamten Nahverkehr geben, bleibt nur die Vereinigung aller Land– und Stadtkreise in einem einzigen Verkehrsverbund“, so Kreissprecherin Christa Mai. Ansonsten wäre die viel diskutierte Mobilitätswende noch schwerer zu erreichen.
WEITERE HINWEISE
Die bei den Stichproben kostspieligste Strecke war die Verbindung von Wißgoldingen (Ostalbkreis) über Süßen nach Göppingen. Am Morgen werden über die Bahn im BW–Tarif Preise bis zu 28 Euro angegeben. Es handelt sich jedoch um eine reine VVS–Strecke, die Fahrkarten kosten üblicherweise 2,80 Euro, im Handytarif 2,65 Euro. Die eingesetzte Software missachtet, dass Wißgoldingen als Übergangszone sowohl dem VVS als auch Ostalbmobil angehört. Der BW–Tarif dürfte bei dieser Strecke überhaupt nicht zur
Anwendung kommen.
Bei der Untersuchung der Fahrpreise wurden auch Ausflugsziele wie die Laichinger Tiefenhöhle unter die Lupe genommen. Hier konnten wir feststellen, dass aus dem Kreis Göppingen Verbundfahrkarten nicht nur günstiger sein können. Merkwürdigerweise zahlt man zu bestimmten Tageszeiten im BW–Tarif ab Göppingen (9,70 Euro) deutlich weniger als ab Kuchen (bis zu 32 Euro), das wesentlich näher am Alb–Donau–Kreis liegt. Die BW–Tarif GmbH ist bereits darüber informiert und bemüht sich, bis zum Fahrplanwechsel im
Dezember den Fehler zu korrigieren.
PM VCD-Kreisgruppe Göppingen