Das „Netzwerk von Demobetrieben zur Förderung der biologischen Vielfalt in Baden-Württemberg“ (BiodivNetz BW) wurde heute (23. August 2022) mit der Übergabe einer BiodivNetz-Hof-Plakette durch Regierungspräsidentin Susanne Bay an Landwirt Werner Zibold auf einer Ackerfläche seines Betriebes in Markgröningen-Unterriexingen im Landkreis Ludwigsburg offiziell für den Regierungsbezirk Stuttgart eröffnet. Zibolds Betrieb ist einer der fünf bisher für das Netzwerk ausgewählten Betriebe im Stuttgarter Regierungsbezirk. Die vier weiteren bisher ausgewählten Betriebe befinden sich in den Landkreisen Böblingen, Schwäbisch Hall, Göppingen und im Rems-Murr-Kreis.
„Mit dem neuen Projekt unterstützen wir Landwirtinnen und Landwirte dabei, biodiversitätsfördernde Maßnahmen in ihre Betriebsabläufe zu integrieren und so die biologische Vielfalt im ganzen Land zu stärken. Dabei sind die nun ausgewählten Demobetriebe von großer Bedeutung, da sie einen Austausch zwischen Verwaltung, Praxis und Wissenschaft ermöglichen und andere Betriebe von ihren Erfahrungen profitieren können. Mit unserer Landwirtschaftsabteilung begleiten wir das Projekt sehr eng und stehen für Fragen der Betriebe zur Verfügung“, erklärte Regierungspräsidentin Susanne Bay beim offiziellen Startschuss des Projekts BiodivNetz BW im Regierungsbezirk Stuttgart.
„Die Biodiversität heute und künftig zu bewahren ist eine nicht zu unterschätzende Aufgabe, die uns alle betrifft. Mit dem Biodiversitätsstärkungsgesetz hat sich Baden-Württemberg dazu verpflichtet, dem Rückgang der biologischen Vielfalt in unserer Kulturlandschaft entgegenzutreten. 45 Prozent der Fläche unseres Landes wird landwirtschaftlich genutzt. Die Agrarlandschaft ist somit ein wichtiger Lebensraum für eine Vielzahl von Wildtieren und -pflanzen. Biodiversitätsfördernde Maßnahmen, die hier ansetzen, sind äußerst wichtig und wesentlich am Erfolg der Erhaltung der Biodiversität beteiligt. Das BiodivNetz BW setzt mit seinem Vorhaben somit genau an der richtigen Stelle an“, betonte Bay die Wichtigkeit des Projektes.
Von der Praxis für die Praxis
Das BiodivNetz BW soll beispielhaft zeigen wie Landwirtinnen und Landwirte biodiversitätsfördernde Maßnahmen auf unterschiedlichen landwirtschaftlichen Betrieben und damit unterschiedlichen Standorten durchführen können. Maßnahmen wie Altgrasstreifen, Weite-Reihe-Getreide oder Gemengeanbau (Mischanbau) von Mais sollen durch die Landwirtinnen und Landwirte der Demobetriebe umgesetzt und für Berufskolleginnen und -kollegen erlebbar gemacht werden. Die Demobetriebe geben als Multiplikatoren ihr gewonnenes Wissen und ihre Erfahrungen an verschiedene Akteure in der Landwirtschaft weiter und ermöglichen so einen Austausch zwischen Verwaltung, Praxis und Wissenschaft. Außerdem sollen die Demobetriebe als Austausch-Plattform für Fachveranstaltungen sowie für die Öffentlichkeit, insbesondere für die berufliche Aus-, Fort- und Weiterbildung, zur Verfügung stehen.
Bei der Besichtigung einer Buntbrachefläche, die zu Werner Zibolds Betrieb gehört, berichtete der Landwirt über seine Erfahrungen mit bereits etablierten Biodiversitätsmaßnahmen und stellte kurz die in seinem Betrieb vorgesehenen Maßnahmen vor. „Die Buntbrachefläche bietet Lebensraum vorwiegend für bodenbrütende Vogelarten und Niederwild. Unsere Erfahrungen zu verschiedenen biodiversitätsfördernden Maßnahmen mit anderen Landwirten, aber auch mit der Gesellschaft diskutieren zu können, sehen wir als sehr bereichernd an. Wir sind sehr gespannt auf die kommende Zeit im BiodivNetz BW. Wir hoffen zukünftig viele Interessierte auf unserem Betrieb begrüßen zu dürfen“, erklärte Werner Zibold.
Am Ende ihres Besuchs sagte Regierungspräsidentin Bay: „Landwirtinnen und Landwirte, die trotz steigendem ökonomischem Druck die Vielfalt der wild lebenden Tiere und Pflanzen zu erhalten versuchen, zeigen ein außerordentliches Engagement. Ich bedanke mich recht herzlich dafür. Wir sind alle gemeinsam gespannt auf Ihre Erfahrungen sowie die Umsetzung und den Austausch in der Fläche“, so die Regierungspräsidentin.
Hintergrundinformationen:
Ende Juni 2022 hat das Land das neue Projekt „Netzwerk von Demobetrieben zur Förderung der biologischen Vielfalt auf landwirtschaftlich genutzten Flächen“ – kurz BiodivNetz BW – gestartet. Mit diesem Projekt sollen Maßnahmen zur Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaft und zum Schutz der Biodiversität in Baden-Württemberg gefördert werden. Verwirklicht wird dies indem Landwirtinnen und Landwirte auf ihren Betrieben geeignete Maßnahmen in der praktischen Umsetzung ausprobieren und präsentieren. Dadurch unterstützen sie den Wissenstransfer zwischen Fachbehörden, Beratung und der Praxis. Die landwirtschaftlichen Betriebe werden hierbei betriebsindividuell von der Landwirtschaftsabteilung im Regierungspräsidium Stuttgart begleitet.
Bisher wurden in ganz Baden-Württemberg 22 Demobetrieben ausgewählt, davon 19 Ackerbau-, Grünland- und viehhaltende Betriebe – einschließlich Gemüsebau – sowie drei Obst- und Weinbaubetriebe. Das Netzwerk soll bis zum Jahr 2025 auf bis zu 44 Biodiversitäts-Demobetriebe in allen Stadt- und Landkreisen ausgebaut werden – im Regierungsbezirk Stuttgart somit 13 Betriebe. Die Demobetriebe haben die Möglichkeit sich mit ihrem gewonnenen praktischen Wissen einzubringen und somit eine für die Landwirtschaft sinnvolle Umsetzung der Biodiversitäts-Maßnahmen zu gewährleisten.
Im Stuttgarter Regierungsbezirk startet das Projekt aktuell mit fünf Betrieben:
- Milchvieh- und Ackerbaubetrieb Honhardter Demeterhöfe, Frankenhardt (Landkreis Schwäbisch Hall)
- Ackerbaubetrieb Andreas Ströhle, Steinenkirch (Landkreis Göppingen)
- Ackerbaubetrieb inklusive Grünland und Mastrinder Werner Zibold, Markgröningen-Unterriexingen (Landkreis Ludwigsburg)
- Milchschafe und Ackerbau Karin Zimmermann, Gäuffelden (Landkreis Böblingen)
- Ackerbaubetrieb mit Sonderkulturen und Legehennen Bernd Häußermann, Leutenbach (Rems-Murr-Kreis)
Weitere Informationen zum Programm „BiodivNetz BW“ können Sie auf dem Themenportal der Regierungspräsidien Baden-Württemberg sowie in der Übersicht möglicher Biodiversitätsmaßnahmen der Universität Hohenheim abrufen.
PM Regierungspräsidium Stuttgart