Mit der Bodenschutzkalkung werden Waldflächen im Landkreis vor weiterer Versauerung geschützt. In 2022 sind Waldflächen im Eigentum der Stadt Göppingen, der Gemeinde Wangen und Privatwald im Fokus.
„Die bundesweite Bodenzustandserhebung hat gezeigt, dass eine gezielte Kalkung von Waldböden die vom Menschen verursachte Versauerung abmildert, die Pufferkapazität der Böden verbessert, ein vielfältiges Bodenleben fördert und die Bäume in Ihrer Vitalität stärkt. Außerdem wird die Grundwasserqualität verbessert. Die Kalkung ist eine sehr wichtige Maßnahme der Daseinsvorsorge, denn aus den Wäldern beziehen wir unter anderem über 70 Prozent unseres Trinkwassers im Land“, erläuterte Martin Geisel, Forstamtsleiter der unteren Forstbehörde Göppingen am Montag, den 8. August in Göppingen.
Die zu kalkenden Waldgebiete setzen sich aus drei Teilbereichen zusammen. Im Westen des Landkreises wird der Großteil des Gemeindewaldes Wangen gekalkt. Im Bereich Göppingen wird vom Oberholz über das Bürgerhölzle (Spitalwald mit Stauferparkwald) bis zum Hörnle, im Eichert ausschließlich Kelternkopf und Ödewald entlang der B10 gekalkt. Nordöstlich von Weißenstein wird der Waldteil Lützelalb und Birkenbuckel gekalkt. Je nach Wetterlage wird die Maßnahme rund 4 Wochen in Anspruch nehmen. Beginn ist am 22. August in Göppingen. Anschließend geht es weiter nach Wangen und endet bis zum 16. September im Bereich Weißenstein. In dieser Zeit kann der Waldzutritt räumlich eingeschränkt sein.
Baden–Württemberg setzt seit rund zehn Jahren je nach Bedarf Gemische aus natürlichem Dolomitgestein und Holzasche für die Bodenschutzkalkung ein, die mit einem speziell ausgerüsteten Fahrzeug vom Boden aus verblasen werden. Eine gesundheitliche Gefährdung für Menschen durch das Kalkmaterial bestehe nicht. In den berührten Waldgebieten komme es während der Ausbringungsarbeiten zu Wegesperrungen. „Waldbesucherinnen und Waldbesucher sollten die Sperrhinweise beachten, denn es ist mit einem erhöhten LKW–Verkehr aufgrund der Materialanlieferungen zu rechnen. Auch kann es zu einer gewissen Staubentwicklung kommen“, betonte Geisel. Schon der nächste Regenschauer werde den Kalkstaub aber in den Boden spülen, wo er auch hinsolle.
Die Planung und Überwachung der Durchführung übernimmt die untere Forstbehörde des Landkreises Göppingen. Für die Planung der Bodenschutzkalkung wurden zahlreiche Informationenüber den Bodenzustand durch die Forstliche Versuchs– und Forschungsanstalt Baden–Württemberg (FVA) in Freiburg herangezogen und durch Bodenproben aus den betroffenen Waldflächen verifiziert. Auf diesen Grundlagen werden Karten erstellt, die als Planungsgrundlage der Kalkungsmaßnahme dienen. Darin sind Kalkungsflächen, kalkungsempfindliche Ausschlussbereiche, die geeignete Materialmischung und eine Empfehlung zur Art der Ausbringung dargestellt. Auf Grundlage dieser Karten erfolgt eine Abstimmung der Kalkungsflächen mit der Naturschutz– und Wasserbehörde. Die Kalkungsmaßnahmen werden anschließend zentral von der landesweit zuständigen höheren Forstbehörde, der Abteilung Forstdirektion beim Regierungspräsidium Freiburg ausgeschrieben und die Durchführung der Maßnahme von den Forstleuten vor Ort überwacht.
Die Europäische Union fördert die Bodenschutzkalkung für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer von Waldflächen unter 30 Hektar mit 100 Prozent der entstehenden Nettokosten. Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer von Waldflächen über 30 Hektar werden mit 90 Prozent der Nettokosten gefördert. 2024 wird bei uns erneut und vor allem im Privatwald gekalkt werden. Private Waldbesitzer, die daran Interesse haben, können sich bei der unteren Forstbehörde informieren.
Hintergrundinformationen:
Baden–Württemberg ist bundesweit eines der waldreichsten Länder. Es ist auf einer Fläche von rund 1,4 Millionen Hektar und zu 38 Prozent von Wald bedeckt. Die zunehmende Industrialisierung insbesondere im 20. Jahrhundert hat den Zustand vieler Waldböden nachhaltig beeinflusst. Säureeinträge aus der Luft in den Boden haben dazu geführt, dass Nährstoffe ausgewaschen wurden und es entstand ein für viele Bodenlebewesen zu saures Milieu. Als Folge sind viele Waldböden in ihrer Funktion als Trinkwasserfilter, Pflanzenstandort undLebensraum beeinträchtigt. Die Schäden durch die Bodenversauerung aus der Vergangenheit können die Waldböden nur zu Teilen selbständig regenerieren. Mit dem Kalkungskonzept der Landesforstverwaltung Baden–Württemberg soll daher der Bodenzustand, als Grundlage für einen
Wald mit hoher Biodiversität, der den Herausforderungen des Klimawandels standhält, wieder deutlich
verbessert werden. Anlagen
Foto: Verblasen des Kalks vom Boden aus (Bildquelle: A. Huber, Landesforstverwaltung Baden–
Württemberg)
Weitere Informationen zum Thema Bodenschutzkalkung finden sich auf der Internetseite der
Forstlichen Versuchs– und Forschungsanstalt BW unter:
https://www.fva–bw.de/themen/waldboden#c380
PM Landratsamt Göppingen Forstamt