Kommentar zur wirtschaftlichen Situation der Alb Fils Klinken

Muss und kann man eine Klinik wirtschaftlich betreiben, oder ist die Gesundheitsvorsorge nicht doch eine Grundversorgung, deren Kosten auch durch Steuermittel ausgeglichen werden müssen. Die Verluste der ALB FILS KLINIKEN steigen jedenfalls und werden den Kreishaushalt wohl dauerhaft belasten.

Die reinem Kosten der Behandlungen werden durch die sogenannten Fallpauschalen durch die Krankenkassen ausgeglichen. Dazu gibt es unabhängige Zuschüsse des Landes, zum Beispiel 2020 rund drei Mill. Euro als Coronaausgleich. Auch die Krankenkassen zahlen unabhängige Zuschüsse, wenn zum Beispiel besondere Qualitätsstandards erreicht werden. Zudem werden Baumaßnahmen durch das Land bezuschusst.

Aber es bleiben Kosten, die von der Klinik oder besser gesagt, vom Eigentümer der Klinik, dem Landkreis, getragen werden müssen. Hierzu zählen insbesondere die Vorhaltung der Gebäude, der Technik und des Personals. Wäre dies theoretisch alles zu 100% ausgelastet, so ergäbe sich die immer angepeilte schwarze Null, die es aber bei den Alb Fils Kliniken nie gegeben hat. 2017 war man immerhin „ganz“ nahe dran, als der Verlust auf ca. 2,2 Mill. Euro sank.

Danach kamen einige hausgemachte Probleme wie die resistenten Krankenhauskeime und Salmonellen und ab 2020 die Coronapandemie. Patienten mieden die Kliniken aus Furcht vor Ansteckungen. Verschoben ihre Behandlung oder suchten andere Kliniken auf. Zum Teil kamen die Patienten auch „zu spät“, wie der Kaufmännische Geschäftsführer Wolfgang Schmid beim Pressegespräch am Freitag bedauerte.

Ein großes Problem ist allerdings der Fachkräftemangel. Vor allem Anästhesieärzte und Intensivmedizinisches Pflegepersonal fehlt. So können im Schnitt nur 11,5 der 14 Operationssäle genutzt werden. Ein nicht genutzter OP-Saal schlägt hier mit einem Verlust von 2,2 Mill. Euro direkt auf die Bilanz durch.

Erstmals werden die Verluste jetzt einen zweistelligen Millionenbetrag ausweisen. Wohlgemerkt werden diese Verluste erstmals nicht der Geislinger Helfensteinklinik angelastet. Sie wären in ähnlicher Höhe auch ohne die Geislinger Klinik aufgelaufen.

Und die Verluste werden auch bleiben. Erst mit Inbetriebnahme des Klinikneubaus wird mit besseren Zahlen gerechnet, allerdings nur, wenn durch die „Anziehungskraft“ der neuen Klinik auch neues Personal nach Göppingen kommt und auch Patienten von außerhalb des Landkreises die OP-Säle füllen. Ob dies zutrifft, oder ob Patienten aus dem Oberen Filstal bei Schließung der Helfensteinklinik nicht eher nach Heidenheim und Ulm abwandern, bleibt eine noch unbeantwortete Frage.

Zwei Jahre kann der Landkreis die Verluste der Klinik aus den Rücklagen ausgleichen, so Landrat Edgar Wolff. Danach geht es wohl an die Erhöhung der Kreisumlage.

Joachim Abel

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