Erste Bürgermeisterin Almut Cobet zum 15. November 2020: Gedenken zum Volkstrauertag 2020

„Volkstrauertag 2020 – das deutsche Volk trauert um die Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft und Terror, aber nicht wie üblich mit einer öffentlichen Gedenkveranstaltung, sondern jede und jeder Einzelne, jede Familie für sich. Auch wenn nur unsere älteren Mitmenschen noch direkt vom Verlust von Angehörigen und Freunden betroffen sind, ist heute ein Trauertag des ganzen Volkes, auch der jüngeren Bürgerinnen und Bürger.

Wir alle sind aufgefordert, uns ehrlich und vorbehaltlos mit unserer Geschichte und der damit verbundenen historischen Schuld auseinanderzusetzen, damit echte Versöhnung gelingen und wahrer Frieden weiter wachsen kann. Nur wer die Geschichte kennt, kann aus ihr lernen. Auch 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges brauchen wir in Europa und weltweit eine Kultur des Dialogs, des Gesprächs im gegenseitigen Respekt. Doch in unseren Gesellschaften scheint der Respekt gegenüber dem Nächsten zu schwinden: hate speech im Internet, Hassreden in populistisch geführten Auseinandersetzungen, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung Anderer nehmen zu. Diese Entwicklung erfüllt mich mit Trauer und bereitet mir Sorgen. Denn zum wahren – inneren wie äußeren – Frieden gehört, einander zu akzeptieren und zu respektieren. Nur die Demokratie und die Achtung der Grundrechte aller Menschen führen zu Frieden. Und wo immer die Grundzüge unserer Demokratie oder der Menschenrechte verletzt werden, sind wir alle gefordert, gegen jede Form der verbalen wie physischen Gewalt einzutreten. Der Volkstrauertag ruft uns zur Achtung jeden einzelnen Menschen auf, unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Glaube. Damit ist der Volkstrauertag kein Tag nur für die Toten, sondern auch für uns Lebenden.

Der Volkstrauertag lenkt unseren Blick auf die unsäglich vielen Opfer und Entbehrungen der Kriege. Und der Volkstrauertag ist auch ein Tag der Trauer über das, was Menschen ihren Mitmenschen antun können und wohin Vorurteile und Verblendung, wohin Gewalt und Gleichgültigkeit führen können. Er zeigt, wie der Mensch selbst der ärgste Feind der Menschheit sein kann. Aber die enorme Welle der Solidarität und der nachbarschaftlichen Hilfe gerade in der gegenwärtigen Corona-Pandemie zeigt uns, dass der Mensch auch zur Freundschaft mit der Menschheit fähig ist.

Die zentrale Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag 2020 steht im Zeichen der Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 75 Jahren. Damit begannen grundlegende Veränderungen in Europa, friedlichere Beziehungen und grenzübergreifende Zusammenarbeit. Gedenkredner im Deutschen Bundestag wird Prinz Charles sein – mit ihm wird zum ersten Mal ein Mitglied der Königlichen Familie Großbritanniens an der zentralen Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag in Deutschland teilnehmen als ein Hoffnungsschimmer, das trotz Brexit die Gemeinsamkeiten in Europa die Oberhand behalten.“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird anschließend das Totengedenken verlesen; das Sprechen des Totengedenkens durch den jeweiligen Bundespräsidenten geht auf Bundespräsident Theodor Heuss 1952 zurück.

 

PM Stadtverwaltung Göppingen

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