In der Gemeinderatssitzung am 14. September 1990 in Göppingen und in der Stadtratssitzung am 22. September in Sonneberg wurde die Gründung der Städtepartnerschaft zwischen der Spielzeugstadt Sonneberg in Südthüringen und der Hohenstaufenstadt Göppingen in feierlicher Form vorgenommen. Traudel Garg, Sprecherin des Arbeitskreises Göppingen des Sonneberger Stadtrates und 1990 bei der feierlichen Unterzeichnung ebenso dabei wie ihr Göppinger Gegenüber, Ilona Abel-Utz, Sprecherin des hiesigen AK Sonneberg, blickt zurück:
Getragen vom Wunsch der gemeinsamen Zusammenarbeit und der Annäherung der Menschen nach vier Jahrzehnten der Teilung unseres Landes und in der Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben begann man auch in unserer Region, Zeitgeschichte zu schreiben. Nun blicken wir auf 30 Jahre Partnerschaft zurück und können von vielfältigen Aktivitäten berichten, die zeigen, dass diese Partnerschaftsbeziehung sich mit Leben erfüllt hat.
Am Anfang waren es zunächst Hilfen für die Verwaltung in Sonneberg, um die neuen Aufgaben und die rechtlichen Formalien kennenzulernen und umsetzen zu können, ob im Baurecht, im Sozialwesen oder bei der Gründung einer städtischen Wohnungsbau-GmbH bzw. einer Gasgesellschaft. Diese wertvolle Amtshilfe für die kommunalpolitische Arbeit – manchmal für die Verantwortlichen und Mitarbeiter/-innen aus dem Rathaus und dem Landratsamt in Sonneberg mit einem Aufenthalt in Göppingen verbunden – führte auch zu sehr engen persönlichen Kontakten und Freundschaften.
Sehr bald entstanden Verbindungen zwischen Vereinen, Sportgruppen und Schulen; der Einfluss auf das gesamte gesellschaftliche Leben nahm zu. Von nun an trafen sich Kirchengemeinden, der Seniorenbeirat nahm Kontakt auf, die Tourist-Informationen beider Städte unterstützten mit Materialien, Unternehmen und Institutionen beförderten mit Spenden das partnerschaftliche Leben. Es waren und sind vor allem die Menschen, die diese Partnerschaft mit Leben erfüllten und erfüllen. Die Zeitungen beider Städte traten sehr früh in Kontakt und berichteten über Treffen wie den Besuch des Judenbacher Männerchores und über den Gegenbesuch des Kirchenchores Bezgenriet, des Radsportclub Staufen mit dem RSC Sonneberg e.V., die Klassenaustausche des Freihof-Gymnasiums mit dem Sonneberger Pistor-Gymnasium oder über das Basketballturnier mit Spielern aus Göppingen und Sonneberg. Unvergessen sind auch die beeindruckenden Gastspiele der Göppinger „Traumtänzer“ im Gesellschaftshaus in Sonneberg, um nur einige Beispiele zu nennen.
Eine enge Zusammenarbeit bestand und besteht zwischen den Göppinger Stadträtinnen und -räten sowie dem Sonneberger Stadtrat, mit gegenseitigen Besuchen, Beratungen und Hilfen, die oft gar nicht so bewusst wahrgenommen wurden. Die Göppinger spendeten gleich nach 1990 einen Spielplatz im Stadtpark, nahmen Sonneberger Schüler/-innen mit zu internationalen Schülerbegegnungen, zum Beispiel in die Partnerstadt Foggia – mit Klosterneuburg und Pessac ist Sonneberg als Partnerstadt Göppingens im europäischen Quartett dabei: Zum wichtigsten Fest der Göppinger, zum „Maientag“, sind jährlich Delegationen aus allen Partnerstädten in Göppingen und feiern ein internationales, buntes Dank- und Friedensfest.
Der Arbeitskreis „Göppingen“ des Sonneberger Stadtrates und der Arbeitskreis „Sonneberg“ in Göppingen wurden gebildet, um allen Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu geben, Land und Leute bei gegenseitigen Besuchen kennenzulernen. Inzwischen sind 13 Bürgerbusse in die jeweilige Partnerstadt gereist, und eine umfassende Chronik berichtet von den vielfältigsten Aktivitäten und Erlebnissen, von persönlichen Freundschaften und bleibenden Eindrücken. 30 Jahre sind geschichtlich gesehen noch keine lange Epoche, aber wer hätte gedacht, dass die Thüringer und Württemberger sich einmal so nahekommen können. Und es gibt viele konkrete Beispiele dieser gelebten Partnerschaft, die zum Jahrestag in Erinnerung gerufen werden sollten:
Da fährt ein Sonneberger Unternehmer, Hartmut Volkmar von „Plüti“, nach Göppingen, um beim Schloss-Straßen-Fest Plüschtiere stopfen zu lassen; da werden in Göppingen auf dem Hohenstaufen Sonneberger Bratwürste gebraten; da malt der regionale Sonneberger Künstler Bernd Schuh die Aquarelle für das in Göppingen entstandene internationale Kochbuch „Grenzenlos genießen“; da liest Ilona Abel-Utz in Sonneberger Kindergärten Kinderbücher vor – in der Sonneberger Stadtbibliothek und in der „Wolke“ liest sie für die Erwachsenen -; da ermöglicht der Sonneberger Kunstfreund Hans Jürgen Gögel in seiner Galerie „Notwehr“ eine Ausstellung der Göppinger Künstlerin Margret Hofheinz-Döring, deren Tochter Brigitte Mauch eine Leihgabe des Bildes „Brigitte mit Puppe“ von ihrer Mutter dem Deutschen Spielzeugmuseum überlässt. Und die Stadt Göppingen überreicht vier erworbene Gemälde von M. Hofheinz-Döring der Bürgerschule. Da erhält die Sonneberger Bibliothek Bücher als Gastgeschenke aus dem Württemberger Land; da bekommen Göppinger Kindergärten Spielzeug aus der Spielzeugstadt Sonneberg; in der Gartenanlage „Pistor“ setzen die Göppinger Gartenfreunde eine Linde, übergeben dazu eine Bank, und in der Gartenschänke „Pistor“ wird ein „Göppingen-Stübchen“ eingerichtet. Die Sonneberger verleihen einer Straße im Wolkenrasen den Namen „Göppinger Straße“ und in Göppingen gibt es im Zentrum einen „Sonneberg-Platz“, sogar mit dem Sonneberger Reiterlein. Der Sonneberger Museums- und Geschichtsverein e.V. schreibt in seinen Sonneberger Geschichtsblättern von 2007 über „Sonneberg und Göppingen – Aspekte einer Städtepartnerschaft“ (Thomas Schwämmlein/Traudel Garg), und vielleicht wird durch weitere Beiträge zur Entwicklung dieser Partnerschaft die Folge fortgeschrieben.
Die große Feier zum 30-jährigen Partnerschaftsjubiläum musste aus Corona-Gründen verschoben werden, ebenso wie der Bürgerbus aus Sonneberg erst zum Maientag 2021 – wir hoffen es – nach Göppingen kommen wird. So ist es gut, dass beim Stadt- und Museumsfest 2019 in Sonneberg die Musikschule das wunderbare Festkonzert zu „30 Jahre Grenzöffnung“ im Gesellschaftshaus gegeben hat, das alle Besucher, einschließlich der Göppinger Bürgerbusreisenden, mit großer Freude und spürbarer Anerkennung und Dankbarkeit aufgenommen haben.
30 Jahre gelebte Partnerschaft – Gratulation und Dank an alle Unterstützer und Unterstützerinnen. Herzliche Grüße in die Partnerstadt Göppingen.
Text: Traudel Garg, Sprecherin des AK „Göppingen“ des Sonneberger Stadtrates
PM Stadtverwaltung Göppingen