Sechs diakonische Projekte haben den vom Diakonischen Werk Württemberg, dem Evangelischen Jugendwerk in Württemberg und den Zieglerschen ausgelobten Jugenddiakoniepreis erhalten.
Bereits zum 18. Mal wurde mit dem Preis das vielfältige soziale Engagement junger Menschen in Württemberg gewürdigt. Beworben hatten sich Gruppen und Einzelpersonen, die sich in ihrer Freizeit für ein soziales Projekt engagieren – sei es im kirchlich-diakonischen Bereich, in einem Verein, als Azubis, Studierende oder selbst organisiert. Der erste Platz ist jeweils mit 1.000 Euro dotiert, der zweite Platz mit 500 und der dritte Platz mit 250 Euro.
In der Altersklasse der 13- bis 17-Jährigen ging der erste Platz an eine Gruppe junger Menschen mit Behinderung, die sich im Inklusiven Jugendhaus Mariaberg engagieren. Dort können junge Menschen mit und ohne Behinderung zusammen spielen, feiern und sich austauschen. Das Jugendhaus ist auch Ort für zahlreiche Angebote der Offenen Jugendarbeit für ca. 200 junge Menschen mit und ohne Behinderung, für deren Interessen sich die eigens gewählten Jugendsprecher einsetzen. Die Besucherinnen und Besucher gestalten das Programm aktiv mit, unter anderem gibt es Bastel-, Koch- und Musikprojekte. Sie vertreten das Jugendhaus auch nach außen, zum Beispiel bei Festen im Stadtteil oder über den eigenen Instagram-Kanal.
Mit dem zweiten Preis ausgezeichnet wurden Jugendliche für ihr Engagement rund um einen neu entstehenden Treffpunkt in Fellbach. Gemeinsam mit Stadt und Mobiler Jugendarbeit haben sie sich bei Auswahl, Gestaltung und Ausstattung des Platzes und des dortigen Unter-stands eingebracht. Ab Herbst 2023 gibt es einen neuen Ort, an dem Kinder und Jugendliche im Freien zusammenkommen können. Auch in die Planung der Eröffnungsfeier sind die Jugendlichen einbezogen.
Den dritten Platz in dieser Altersklasse belegte das Projekt „Begegnungen im Erzählcafé“, das im Rahmen eines schulischen Angebots zur Berufsorientierung entstanden war. Die 14 Schülerinnen und Schüler der 7. und 8. Klassen aus Kirchheim am Neckar haben – auch mit Blick auf die pandemie-bedingte Vereinsamung älterer Menschen – jeden Monat einen Nachmittag für Seniorinnen und Senioren gestaltet. So wurden unter anderem Gestecke gebastelt, es wurde gespielt und gesungen. Daneben gab es eine Weihnachtsfeier, ein Vier-Gänge-Menü mit Speisen aus verschiedenen Ländern, ein Kunstprojekt und ein gemeinsames Picknick.
In der Altersklasse der 18- bis 27-Jährigen ging der erste Preis an Valeria Anselm, die mit ihrem autobiographischen Buch und Lesungen auf die Situation junger Menschen, die außerhalb ihrer eigenen Familie aufwachsen, aufmerksam macht. Im Alter von 11 Jahren war sie auf eigenen Wunsch in eine betreute Wohngruppe in Stuttgart gezogen. Viele Jahre später beschloss sie, ihre Erfahrungen zu Papier zu bringen – zunächst lediglich gedacht als ‚Abschiedsgeschenk‘ für ihre damaligen Mitbewohnerinnen und diejenigen, die nach ihr dort leben würden. Nachdem aber zunehmend auch andere, unter ihnen viele Fachkräfte aus der Jugendhilfe, auf das Buch aufmerksam wurden, gibt Valeria Anselm inzwischen deutschlandweit Lesungen an Hochschulen und in Einrichtungen. Damit möchte sie auch anderen Kindern und Jugendlichen, die unter ähnlichen Umständen aufwachsen oder in vergleichbaren Einrichtungen leben, eine Stimme geben und ermutigen, über ihre eigenen Erfahrungen zu sprechen.
Der zweite Preis ging an das Projekt „We’re in this together“ aus Altensteig. Auf dem Hintergrund persönlicher Erlebnisse und zahlreicher Mobbing-Ereignisse an seiner Schule initiierte der dortige Schulsprecher zusammen mit weiteren Schülerinnen und Schülern und in Absprache mit Lehrkräften und Schulsozialarbeit zunächst zwei Gemeinschaftstage an der Schule. Themen waren dabei u.a. die psychischen Belastungen und die Folgen der Pandemie und der damit verbundenen Schulschließungen. Durch gemeinsame Spiele oder vorbereitete Gesprächsrunden konnten sich die Schülerinnen und Schüler dabei auch zu Themen wie Mobbing und Zivilcourage austauschen.
Wegen der positiven Resonanz folgten weitere Projekttage, die künftig auch an anderen Schulen in der Region angeboten und durchgeführt werden sollen.
Mit dem dritten Preis ausgezeichnet wurde Lea Marie Karle für ihr ehrenamtliches Engagement im Kinderchor „HellMUT“ in Beilstein. Um die Kinderkirche nach der Pandemie wieder aufleben zu lassen, gründete sie im Herbst 2022 – zunächst nur für ein Krippenspiel – einen neuen Kinderchor, der sich dank der großen Resonanz in der Folge als festes Angebot etabliert hat. Mittlerweile sind etwa 20 Kinder zwischen vier und zehn Jahren regelmäßig dabei. „Singen tut gut und singen macht Mut. Das spüre ich selbst und möchte es den Kindern weitergeben“ – mit diesen Worten beschreibt die die Preisträgerin die Motivation für ihr Engagement.
Getragen und finanziell unterstützt wird der Jugenddiakoniepreis von der Diakonie Württemberg, dem Evangelischen Jugendwerk in Württemberg, den Zieglerschen, der Stiftung Diakonie Württemberg, dem Jugendradio bigFM und der Evangelischen Bank. Der Preis wird jährlich für das soziale Engagement junger Menschen in den Altersgruppen von 13 bis 17 Jahren und 18 bis 27 Jahren vergeben. Der Jury gehörten neben Vertreterinnen und Vertretern der Träger, von kirchlicher und verbandlicher Jugendarbeit sowie des SWR auch zwei Preisträgerinnen aus den vergangenen Jahren an.
PM Evangelisches Jugendwerk in Württemberg (EJW)