Auf naturverträgliche, stimmungsvolle Art das neue Jahr zu begrüßen, dafür wirbt der NABU Baden-Württemberg. „Immer mehr Menschen wollen ihre Silvesterparty ohne Böller und Raketen feiern. Wer auf privates Feuerwerk verzichtet, spart Müll sowie Feinstaub und schont Wildtiere, die stark unter dem Lärm in der Neujahrsnacht leiden“, sagt der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle.
Das neue Jahr mit Rücksicht auf Umwelt, Natur und Mitmenschen zu begrüßen, sollte demnach der neue Standard sein. „Städte und Gemeinden können zentrale Feuerwerke oder noch besser Lichtspektakel organisieren. Dann ist die private Feuershow am Himmel aus unserer Sicht verzichtbar. Für eine schnelle, einheitliche Umsetzung braucht es eine gesetzliche Regelung. Am besten wäre ein Verbot privater Silvesterknallerei auf Bundesebene“, so Enssle.
Jährlich entstehen bundesweit rund 2.050 Tonnen (Stand 2019, Umweltbundesamt) gesundheitsgefährdender Feinstaub durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern, davon mehr als Dreiviertel in der Silvesternacht. Der Morgen danach zeigt ein weiteres Problem: Böllern verursacht jede Menge Müll. 43.000 Tonnen Pyrotechnik wurden bundesweit vor der Pandemie gekauft. Deren Reste bleiben tagelang liegen, manches wird nie eingesammelt. Regenfälle spülen dann die teils giftigen Rückstände in die Kanalisation oder ungefiltert in Bäche, Flüsse sowie ins Grundwasser, mit Folgen für Mensch und Natur.
Mitternächtlicher Stress für die Vogelwelt
Eine umfangreiche Studienlage belegt, dass insbesondere Vögel stark auf Feuerwerk reagieren. „Sie fliehen in viel größere Höhen, landen für lange Zeit nicht und verlassen oft für mehrere Tage ihre Rast- und Schlafgebiete. Wasservögel reagieren sogar noch in zwei bis sieben Kilometern Entfernung auf Feuerwerk. Die Knallerei schreckt weitere Wildtiere, wie Füchse, Biber und Fledermäuse, mitten im Winter aus dem Schlaf auf. Das sorgt für Stress und löst Fluchtreflexe aus, wodurch sie lebensnotwendige Energie verbrauchen“, erklärt Stefan Bosch, Fachbeauftragter für Vogelschutz beim NABU Baden-Württemberg.
NABU-Faktenpapier zu Negativfolgen für Natur und Umwelt
In einem Faktenpapier hat der NABU die vielfachen negativen Folgen der Silvesterknallerei zusammengefasst. „Das bunte Schauspiel am Himmel ruft zwar viele Ahs und Ohs hervor. Besonders für die Vogelwelt, die ohnehin durch Lebensraum- und Nahrungsverlust in Bedrängnis ist, ist das Spektakel aber ein Graus. Müssen wir an einem Brauch festhalten, mit dem einst böse Geister und Dämonen vertrieben wurden?“, fragt Bosch. Andere Länder Europas lassen die Silvesternacht traditionell ruhiger und besinnlicher angehen. Stilvoll walzert man sich in Wien ins neue Jahr. In Irland sind nur kleinere Feuerwerke privat erlaubt. Und in Frankreich wurden private Knallorgien großräumig untersagt.
Neue Rituale für den Jahresbeginn
Der NABU appelliert an Naturfreundinnen und -freunde, das Jahr 2023 mit herzerwärmenden Dingen zu beginnen. Das kann ein schönes Abendessen im kleinen Kreis, eine lange Spielenacht oder ein Abend am Lagerfeuer oder Feuerkorb sein, bei dem der Neujahrswunsch auf einem Papier in die lodernden Flammen geworfen wird. Als nachhaltiger Ersatz fürs umwelt- und gesundheitsgefährdende Bleigießen lassen sich Kerzenreste von Adventskranz und -gesteck ins Wasser gießen. Wer es sich zutraut, kann die Fackel für eine Nachtwanderung selber machen, aus Wachsresten, einem langen Stock und Jutestreifen. „Diese leisen Alternativen bleiben vermutlich länger in guter Erinnerung“, so Enssle.
Hintergrund: NABU-Standpunkt „Feuerwerke – eine Belastung für Natur und Umwelt“ zum Download: www.NABU-BW.de/news/2022/dezember/32690.html
Die Silvesterknallerei ist ein Millionengeschäft. Wegen der Corona-Pandemie hatte der Bund in den vergangenen zwei Jahren ein Verkaufsverbot für Silvesterfeuerwerk erlassen. Zuvor haben die Bundesbürgerinnen und -bürger jedes Jahr oft mehr als 130 Millionen Euro in die Luft geschossen. Der Betrag war in der Corona-Pandemie stark gesunken, auf rund 21 Millionen Euro in 2021, so die pyrotechnische Industrie.
NABU (Naturschutzbund Deutschland), Landesverband Baden-Württemberg e. V.