Göppingen: Industriegeschichte hautnah

Am Sonntag, 13. September, ist wieder „Tag des offenen Denkmals“. In zahlreichen europäischen Städten werden dann private, öffentliche oder kirchliche Kulturdenkmale präsentiert sowie thematische Führungen angeboten. Das für dieses Jahr ausgegebene Motto lautet „Handwerk, Technik, Industrie“. Göppingen beteiligt sich mit einem naheliegenden und einem auf dem ersten Blick verwunderlichen Ort.

In der Hohenstaufenstadt wird der Schwerpunkt an zwei Orten und durch mehrere Führungen aufgegriffen: Zum einen werden von den ehemaligen Fuhrpark-Hallen der Firma Boehringer aus Führungen zur Geschichte der Firmen Boehringer, Schuler und Märklin angeboten; zum anderen gibt es in der Stiftskirche in Faurndau eindrucksvolle Zeugnisse aus der Handwerks- und Technikgeschichte zu bestaunen.

Treffpunkt I: Ehemalige Fuhrpark-Hallen der Firma Boehringer

Ausgangspunkt für mehrere Führungsangebote zur Industriegeschichte sind die ehemaligen Fuhrpark-Hallen der Firma Boehringer in der Hermannstraße 8, wo sich regelmäßig frühere Mitarbeiter der Firma Boehringer treffen, um die historischen Maschinen aufzubereiten und zu erhalten. Die Hallen werden am Tag des offenen Denkmals von 10 bis 18 Uhr geöffnet sein. Ab 11 Uhr gibt es im Ein- bis Zwei-Stunden-Takt Führungen. Die kostenlosen Teilnehmerkarten gibt es vor Ort. Maximal 30 Personen können pro Führung teilnehmen. Für Speisen und Getränke sorgt das Suppentöpfle der Staufen Arbeits- und Beschäftigungsförderung GmbH.

Führung 1: Unimog und Ölgetriebe – das Boehringer Werk 4

Einen interessanten Werksteil der traditionsreichen Firma Boehringer findet man auf der nördlichen Seite der Stuttgarter Straße, gegenüber dem Hauptwerk, wo heute mit der Staufers Markthalle die Konvertierung einer Industriebrache gelungen ist. Die Führung beschreibt die Geschichte dieser Unternehmensabteilung, das Werk 4, und der dort hergestellten Produkte, zum Beispiel die so genannten Ölgetriebe. Diese damalige Spezialität der Firma Boehringer revolutionierte die Antriebstechnik von Werkzeug- und anderen Maschinen. Weitaus bekannter ist jedoch der Unimog, ein Nachkriegsprodukt, das „aus der Not“ heraus für einige Jahre bei Boehringer hergestellt wurde. Das „Universal Motor Gerät“ wurde immer weiter entwickelt und ist heutzutage bei vielen Einsätzen, zum Beispiel in der Land- und Forstwirtschaft oder bei kommunalen Einrichtungen, nicht mehr wegzudenken. Der Unimog-Club Gaggenau präsentiert ab 10 Uhr an den Boehringer-Garagen die Funktionsweise des Unimog und wird zwischen 11 und 12 Uhr zum Fotoshooting ans Werk 4 fahren. Darüber hinaus wird bei dieser Führung auch auf Möglichkeiten des Erhalts und der Weiternutzung dieser Gebäude als wichtige Zeugnisse der Industriegeschichte Göppingens eingegangen.

Führung 2: Von der Schlosserwerkstatt zum Weltmarktführer in der Umformtechnik

175 Jahre in der Firmengeschichte der Schuler AG haben auch im Göppinger Stadtbild Spuren hinterlassen. Der einstündige Rundgang mit Thilo Keierleber beginnt in der Boehringer Schrauberwerkstatt mit der Schuler-Dosenverschließmaschine. Entlang der Bahnhofstraße mit ihren teils historischen Industriefassaden geht es dann in die Sauerbrunnenstraße zum ehemaligen Standort des Gründerhauses von Schuler. Es folgen die Bosch-Schulerpresse an der Sternkreuzung und das Schulergärtle bei der Göppinger Stadtkirche. Der Rückweg erfolgt über den Schulersteg und die Filspromenaden zum Ausgangspunkt an der Hermannstraße.

Führung 3: Industrie und Gewerbe an Fils und Bahn

Mechanische Werkstätten und Fabriken haben sich vor und während der Industrialisierung hauptsächlich an Flüssen und deren Kanäle, nach dem Bahnbau auch entlang der Eisenbahn angesiedelt – zum einen wegen der Wasserkraft, zum anderen um mittels der damals einzigen Transportmöglichkeit Rohstoffe und Kohle angeliefert zu bekommen und Fertigprodukte zu versenden. Peter Blum steuert in seiner Führung Standorte an der Fils zwischen dem unteren Wehr und der Badbrücke an. Auf dem Rückweg zum Ausgangspunkt wird noch auf die Geschichte weiterer Betriebe entlang der Bahnhofstraße eingegangen.

Führung 4: Märklin – Spurensuche in der Innenstadt

Roland Gaugele, ehemaliger Märklin-Marketingchef und Kurator zahlreicher Märklin-Ausstellungen, führt zu den ehemaligen Produktionsorten im Zentrum der Stadt und erläutert die Entwicklung des Unternehmens vom Klempnerbetrieb zum Weltmarktführer unter den Modellbahnherstellern.

Treffpunkt II: Stiftskirche Faurndau

Die romanische Stiftskirche aus der spätstaufischen Zeit wird am „Tag des offenen Denkmals“ von 10 bis 18 Uhr geöffnet sein. Um 14 Uhr wird Bärbel Grieb eine spezielle Führung zum Themenschwerpunkt Handwerk anbieten. „Spurensuche – ein Blick in die Baugeschichte der Faurndauer Stiftskirche“ lautet ihr Beitrag zur Bau- und Handwerksgeschichte des romanischen Kirchenbaus anhand von Relikten und Zeichen, die die Planer und Bauarbeiter hinterlassen haben. Von 12 bis 18 Uhr feiert die Kirchengemeinde übrigens ihr Kirchgartenfest.

Der Göppinger „Tag des offenen Denkmals“ im Überblick

Führungen zum Thema „Handwerk, Technik, Industrie“

11 Uhr: „Unimog und Ölgetriebe – das Boehringer Werk 4“ mit Peter Blum; Treffpunkt: ehemalige Fuhrpark-Hallen der Firma Boehringer in der Hermannstraße 8

12:30 Uhr und 15 Uhr:„Von der Schlosserwerkstatt zum Weltmarktführer in der Umformtechnik – die Firma Schuler“ mit Thilo Keierleber; Treffpunkt: ehemalige Fuhrpark-Hallen der Firma Boehringer in der Hermannstraße 8

14 Uhr: „Industrie und Gewerbe an Fils und Bahn“ mit Peter Blum; Treffpunkt: ehemalige Fuhrpark-Hallen der Firma Boehringer in der Hermannstraße 8

16 Uhr: „Märklin – Spurensuche“ mit Roland Gaugele; Treffpunkt: ehemalige Fuhrpark-Hallen der Firma Boehringer in der Hermannstraße 8.

14 Uhr „Spurensuche – ein Blick in die Baugeschichte der Faurndauer Stiftskirche“ mit Bärbel Grieb; Treffpunkt: Stiftskirche Faurndau.

PM

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