Digitale Lern- und Unterhaltungsformen werden weiter an Bedeutung gewinnen, doch auch das gedruckte Buch wird seinen Stellenwert behalten, ist Monika Bieg, seit einiger Zeit Leiterin der Stadtbibliothek am Kornhausplatz, überzeugt. Sie möchte die „StaBi“ als „dritten Ort“ etablieren.
Die 1968 in Ellwangen geborene und in Schramberg aufgewachsene Monika Bieg hatte schon früh ein Faible für Bücher und Sprache. An der Universität Tübingen studierte sie Rhetorik und Germanistik, in Stuttgart folgte ein bibliothekswissenschaftliches Studium. „Mein Berufsziel war die Leitung einer Bibliothek“, blickt Bieg zurück. Doch zunächst arbeitete sie in der Firmenbibliothek eines großen Stuttgarter Konzerns, die angesichts der weltweit verteilten Standorte Anfang der 2000er-Jahre komplett auf digitale Informationsversorgung umgestellt wurde. „Mit der Bereitstellung von 160.000 elektronischer Fach-Quellen auf einer einzigen Plattform waren wir damals Vorreiter“, berichtet Monika Bieg. „Doch irgendwann habe ich die echten Bücher, die Literatur und letztendlich meine Entfaltungsmöglichkeiten vermisst.“ Also bewarb sie sich um die Leitung der städtischen Bibliothek in Singen, die mit der Programmleitung des Literaturfestivals „Erzählzeit ohne Grenzen“ verbunden ist – und wurde gewählt. Fünf Jahre später folgte der Schritt in die Hohenstaufenstadt, als Leiterin der Stadtbibliothek Göppingen. Zum einen spielten private Gründe eine Rolle; vor allem aber genießt die Göppinger Einrichtung einen hervorragenden Ruf: „In den Rankings ist die Stadtbibliothek Göppingen seit Jahren Spitze!“ Hinzu kommt die historische Kulisse des ehemaligen Adelberger Kornhauses, so dass viele Faktoren Monika Bieg zum erneuten Wechsel bewogen.
Und ihre Entscheidung hat sie nicht bereut. Neben den ihr schon vorher bekannten Aushängeschildern Märklin, Frisch Auf und dem Hohenstaufen hat Bieg schon viele schöne und spannende Ecken in der Stadt entdeckt. „Das Museum im Storchen zum Beispiel, die Kunsthalle, den Renaissancebau des Amtsgerichts oder auch die Oberhofenkirche“, zählt sie auf. „Mir gefallen aber auch die klassizistischen Gebäude in ihrer Schlichtheit und klaren Struktur. Dann sieht man immer mal wieder Einsprengsel aus der Gründerzeit oder auch Jugendstil-Elemente. Ich finde die architektonische Vielfalt Göppingens wirklich bemerkenswert.“ Beruflich sieht sich die neue Leiterin der Stadtbibliothek ohnehin bestätigt: „Ich habe in den ersten Monaten ein tolles Team kennengelernt“, schwärmt sie, „hoch kompetent und voll motiviert.“ Für 20 Personen trägt Bieg nun die Personalverantwortung. Und auch inhaltlich ist das Haus sehr gut aufgestellt mit einer breiten Auswahl an gedruckten und digitalen Unterhaltungs- und Sachmedien. Für Kinder sind gedruckte Bücher das A und O zum Einstieg ins Lesen, meint die StaBi-Leiterin, die selber aber immer mehr zum platz- und gewichtssparenden E-Book greift. Sachthemen wiederum können von den vielfältigen online-Möglichkeiten profitieren – alle Facetten des „Lesens“ bildet die Stadtbibliothek Göppingen ab.
Haben Bibliotheken in der modernen Medienwelt eine Zukunft? „Aber ja“, ist Monika Bieg überzeugt. „Neben dem Wohn- und dem Arbeitsort suchen immer mehr Menschen einen ‚dritten Ort‘, eine Möglichkeit des nicht-kommerziellen Treffens, Unterhaltens und Lernens.“ Diese „third places“ seien lebendige Orte des Wissens und Lernens, der Begegnung und Kommunikation, der Teilhabe und Chancengleichheit. Und für diese Aufgabe ist eine Stadtbibliothek geradezu prädestiniert, müsse dafür aber ständig in ihre Aufenthaltsqualität investieren, zum Beispiel Lern-, Arbeits- und Kreativräume schaffen und ein breites Bildungs- und Veranstaltungsangebot auch mit innovativen Formaten und neuen Technologien bieten. Wenn das gelingt, ist sich Bieg sicher, können Bibliotheken die neue Nahtstelle zwischen virtueller Wissenswelt und realer Begegnungsstätte werden. „Denn das ist das Pfund, mit dem wir als öffentliche Bibliothek wuchern können und was Google nicht zu bieten hat – den realen Ort.“
Übrigens: Monika Bieg schmökert am liebsten in Werken der amerikanischen Moderne von F. Scott Fitzgerald bis Richard Yates. Wenngleich sie auch ein schön verlegtes Buch bevorzugt, hat sie doch (nicht nur) bei Autofahrten die Vorteile eines gut vorgelesenen Hörbuchs schätzen gelernt.
PM Stadtverwaltung Göppingen