Die Staufer und der Islam

Die Gesellschaft für staufische Geschichte lädt am Freitag, 12., und Samstag, 13. November, zum 29. Mal zu den „Göppinger Staufertagen“ ein. Die Tagung steht diesmal unter dem Thema „Die Staufer und der Islam“, sie ist wieder international besetzt mit führenden Historikerinnen und Historikern auf diesem Gebiet.

Den Eröffnungsvortrag am Freitagabend, beginnend um 19:30 Uhr, hält Prof. Dr. Daniel König, Universität Konstanz. Er beschreibt die Beziehungen zwischen lateinisch-christlich und islamisch geprägter Sphäre in der Herrschaftsperiode der Staufer (1079–1268). Er sieht diese als ein Zeitalter der intensivierten Kommunikation, das auch von staufischen Akteuren geprägt wurde.

Am Samstag vertiefen ab 10:15 Uhr vier Vorträge einzelne Aspekte des Themas. Dr. Christiane Thomsen, Berlin, stellt einen Bericht des Jahres 1176, welcher im Rahmen einer Gesandtschaft Kaiser Friedrichs I. Barbarossa zu Sultan Saladin entstand, in den Mittelpunkt ihres Vortrags. Die darin enthaltenen spezifischen Informationen über Gewohnheiten, Lebensführung, Gebote und religiöse Rituale der Muslime wurden bisher völlig verkannt. Prof. Dr. Hubert Houben, Universität Lecce/Italien, thematisiert das Verhältnis von Kaiser Friedrich II. zu den Muslimen und stellt die Frage, wie weit dessen persönliches Interesse an arabischer Kultur und Wissenschaft ging. Dr. Theresa Jäckh, Durham University/UK, wendet sich dem Königshof in Palermo zu, der noch lange nach der normannischen Herrschaftsübernahme (1072) von arabischen und muslimischen Einflüssen geprägt war. Ihr Vortrag zeichnet nach, wie sich die Normannen die muslimische Hauptstadt Palermo aneigneten und fragt, auf welche Weise die Könige mit der Stadt und deren Bewohnern kommunizierten. Prof. Dr. Klaus van Eickels, Universität Bamberg, beleuchtet am Beispiel Kaiser Friedrichs II. das Spannungsverhältnis von mittelalterlichen Quellen und modernen Interpretationen, die den Kaiser oft als aufgeklärten und toleranten Herrscher gegenüber den Muslimen und Juden in seinen Reichen darstellen. Diese Aussagen überprüft der Referent an arabischen Zeugnissen und Quellen, die über Friedrichs Kindheit in Sizilien und über die Brutalität seines Vorgehens gegen die aufständischen Muslime berichten. Der letzte Vortrag wendet sich Johannes Morus zu, der als Sklave, Graf und Herr der Muslime in staufischen Diensten stand. Diese bemerkenswerte Persönlichkeit in Friedrichs II. Umgebung wurde wegen ihrer Hautfarbe „Mohr“ (Morus/Maurus) genannt. Johannes Morus war wohl der Sohn einer afrikanischen Sklavin und stieg unter den Staufern zu höchsten Ämtern auf. So wurde er zum Grafen und zum Herren jener großen Gemeinschaft an Muslimen, die im staufischen Königreich Sizilien lebte. Seinen bislang nicht zusammenhängend nachvollzogenen Lebensweg erläutert der Vortrag von Dr. Richard Engl, Universität München.

Die Tagung, die nicht nur den Vereinsmitgliedern, sondern allen geschichtsinteressierten Personen offensteht, findet im Klosterneuburg-Saal der Göppinger Stadthalle statt. Die Teilnahme ist gebührenfrei. Anmeldungen werden bis zum 7. November erbeten, per Telefon 07161 650-9911 oder per E-Mail an stadtarchiv@goeppingen.de. Auf diesem Weg ist auch der Flyer mit dem kommentierten Programm erhältlich.

Für den Besuch findet die aktuell gültige Corona-Verordnung Anwendung. Nachweise sind erforderlich (vollständige Impfung, Genesung, Anti-Gen-Test oder bei „Warnstufe“ PCR-Test).

Foto: Friedrich II. trifft den bedeutenden islamischen Herrscher Sultan al-Kamil in Jaffa 1229. Buchmalerei aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts.

 

PM Stadtverwaltung Göppingen

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