NaturTipp zu Allerheiligen (1.11.): Lebendige Friedhöfe – BUND Baden-Württemberg gibt Tipps, wie Gräber zur herbstlichen Jahreszeit ökologisch geplant, gestaltet und gepflegt werden können

Friedhöfe sind wahre Oasen der Artenvielfalt inmitten der Stadt. Gerade jetzt im Herbst können hier wertvolle Lebensräume für Insekten erhalten bleiben. Abgestorbene Stängel, heruntergefallenes Laub, kleinere abgebrochene Äste und Moos bieten Käfern, Schmetterlingen, Bienen und Igeln Unterschlupf und Winterquartiere. Durch die Pflanzung und das Stehenlassen von Wildstauden, -kräutern und -gräsern oder auch Kletterpflanzen kann Schmetterlingen sowie ihren Eiern und Raupen gezielt über den Winter geholfen werden.

Einige Wildbienen-Arten nisten in dürren markhaltigen Stängeln wie beispielsweise der Brombeere oder der Kleinblütigen Königskerze. Die meisten Wildbienen-Arten leben jedoch in der Erde, daher sind auch Bodenstellen ohne Bepflanzung wichtig.

Mehr Mut zur Unordnung

Der BUND rät prinzipiell zu mehr Mut zur Unordnung und wirbt dafür, die Grabbepflanzung im Sinne des Artenschutzes nicht vollständig abzuräumen. Denn mit Ästen, Stängeln und Laub verschwinden Tausende Eier, Raupen und Puppen, die sich Distelfink, Zeisig und andere Finken-Arten in den kargen Monaten als Eiweißquellen schnappen könnten. Auch viele Körnerfresser wie Stieglitze picken sich wertvolle Leckerbissen von den Samenständen fast oder vollständig verblühter Stauden.

Jetzt im Herbst….

Die Tage werden kürzer und kühler: Der Herbst ist ein guter Zeitpunkt, die Bepflanzung der Gräber insektenfreundlicher zu planen und zu gestalten, ohne dass dabei die Pflege zu aufwendig sein muss. Niederschläge und Tau machen den Boden ausreichend feucht; der Boden ist zudem von den Sommermonaten noch genügend erwärmt.

Der BUND rät, vor allem auf heimische Arten zu setzen. Angehörige sollten darüber hinaus die Pflanzen so auswählen und kombinieren, dass von März bis Oktober immer irgendetwas blüht. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um Stauden und Frühblüher – wie Winterlinge, Traubenhyazinthen, Blausterne, Lungenkraut oder Taubnesseln – zu pflanzen. Sie spenden Insekten, die früh im Jahr aktiv sind – wie der Rostroten Mauerbiene oder den Hummeln – ab Februar schon Nahrung. Aber auch die früh ausfliegenden Schmetterlinge wie Zitronenfalter, Tagpfauenauge oder Kleiner Fuchs profitieren von diesen Nektarquellen.

Don’t – Unbedingt zu vermieden

Ziemlich nutzlos für die Artenvielfalt sind Gräber, die komplett oder teilweise mit Granitplatten oder Kieselsteinen bedeckt sind. Darin können keine Tiere und Pflanzen leben. Angehörige sollten auch auf Plastik und andere künstliche Materialien verzichten und stattdessen für den Grabschmuck auf natürliche und biologisch abbaubare Materialien setzen. Ebenso haben auf naturnahen Gräbern Trockenblumen nichts zu suchen. Torfhaltige Blumenerden sollten auf keinen Fall verwendet werden. Stattdessen kann auf Alternativen wie Mischungen aus Holzfasern und Rindenhumus oder Kokosfasern zurückgegriffen werden. Der Torfabbau zerstört Moore, die einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Neben der Müllvermeidung ist die Trennung von Grüngut und Restmüll ein grundlegendes Muss für Umweltschutz auf Friedhöfen.

BUND-Empfehlung – insektenfreundliche Pflanzen mit Symbolcharakter

Für die Bepflanzung der Gräber verwendeten Angehörige früher Pflanzen mit Symbolcharakter, die weitläufig in Vergessenheit geraten sind. Für eine abwechslungsreiche, insektenfreundliche und bedeutsame Grabgestaltung empfiehlt der BUND unter anderem folgende Pflanzen (in Klammern jeweils, wofür sie symbolhaft stehen):

Akelei (Dreieinigkeit, Demut, Anbetung, Hilfe Gottes)
Efeu (Unsterblichkeit, Ewiges Leben, Freundschaft, Treue)
Ehrenpreis (Christus als Retter, Heil der Welt)
Margerite (Sinnbild für vergossene Tränen)
Minze (Marienpflanze, Gastfreundschaft, Heilkraft)
Ringelblume (Totenblume, Sinnbild für Erlösung)
Rosmarin (Sinnbild für Jugend, reine Liebe, Erinnerung, Unsterblichkeit)
Salbei (Sinnbild für die Heilkraft der Gottesmutter, Gedenken)
Schneeglöckchen (Sinnbild der Frühlingshoffnung, Mariensymbol, Hoffnung)

BUND-Projekt: Insektenfreundlicher Friedhof: Wir leben im Zeitalter ungebremsten Artensterbens. In den kommenden Jahrzehnten könnten laut Weltbiodiversitätsrat eine Million Tier- und Pflanzenarten verschwinden. Das Artensterben findet auch direkt vor unserer Haustüre statt. Aktuelle Studien zeigen: Es gibt 75 Prozent weniger Fluginsekten als noch vor 30 Jahren. Um in Städten gegen diesen Trend anzukämpfen, schafft der BUND mit Unterstützung der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg mit seinem Projekt Insektenfreundlicher Friedhof auf ungenutzten Friedhofsflächen wertvolle Lebensräume mitten im urbanen Raum.

Weitere Infos

Insektenfreundlicher Friedhof
Weitere Natur- und ÖkoTipps können im Zusammenhang mit dem BUND honorarfrei abgedruckt werden.

 

PM Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e.V.

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